Das oberösterreichische Vereinshandbuch
Ratgeber für VereinsfunktionärInnen zu allen wichtigen Vereinsfragen - von Rechtlichem über Steuerfragen bis hin zu Mitgliederbindung und Veranstaltungsmanagement.
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Je nachdem, in welcher Phase sich der/die MitarbeiterIn<br />
befindet, ändern sich dessen/deren Bedürfnisse<br />
und dieser Tatsache ist wiederum durch dementsprechende<br />
Maßnahmen Rechnung zu tragen, wobei<br />
die zyklusspezifischen Maßnahmen der Freiwilligenbegleitung<br />
auf „die Aktivierung, Förderung und<br />
Steuerung des Lern-, Qualifizierungs- und Entwicklungspotenzials<br />
von Mitarbeitern“ abzielen 20 . So ist<br />
beispielsweise in der Eintrittsphase insbesondere<br />
darauf zu achten, den freiwilligen Mitarbeiter in das<br />
soziale Gefüge der Organisation einzubinden bzw.<br />
diesen mit den fachlichen Informationen und dem<br />
organisationalen Kontext (Aufbau, Abläufe, Prozesse<br />
etc.) vertraut zu machen, während in der Reifephase<br />
Maßnahmen zu treffen sind, welche eine Erneuerung<br />
der beruflichen Erfahrung zu bewirken im Stande<br />
sind z.B. mittels job enlargement, job enrichment<br />
etc.).<br />
Im Rahmen der Gestaltung des zyklusspezifischen<br />
Maßnahmenpakets ist insbesondere darauf zu achten,<br />
dass dieses derart gestaltet ist, dass es von den<br />
freiwilligen MitarbeiterInnen stets als Anreiz, als Incentive,<br />
betrachtet wird. Nur so kann es der Motivation<br />
bzw. als Bindungsanreiz dienen. Jedenfalls zu<br />
verhindern gilt es, dass diese Maßnahmen einerseits<br />
eine zu starke erwerbsarbeitsförmige Orientierung<br />
der Freiwilligen erwirken z.B. aufgrund eines allzu<br />
strikten Ausbildungsprogramms 21 und andererseits<br />
dass diese „Merkmale“ des freiwilligen Engagements<br />
nivellieren, z.B. indem das Prinzip der Freiwilligkeit<br />
durch eine zu starke Verpflichtung zur Absolvierung<br />
von Maßnahmen eingeschränkt wird.<br />
Zudem ist auch in diesem Zusammenhang anzuführen,<br />
dass viele Qualifizierungs- bzw. Entwicklungsprozesse<br />
in der Freiwilligenarbeit nicht nur über<br />
organisatorisch gesteuerte Lernprozesse, sondern<br />
ebenso über Selbstqualifizierungsprozesse erfolgen.<br />
Freiwillige MitarbeiterInnen qualifizieren sich selbst –<br />
vor allem durch Meinungs- und Erfahrungsaustausch,<br />
Lesen sowie Beobachtung und Nachahmung im Rahmen<br />
ihres freiwilligen Engagements. Hauptsächlich<br />
werden rhetorische Fähigkeiten, Kontakt- und Teamfähigkeit,<br />
Umgang mit Verantwortung, Meinungsbildung<br />
und Selbstbehauptung etc. durch Selbstqualifikation<br />
erworben 22 .<br />
Freiwilligenhonorierung<br />
Als dritte Führungsaktivität ist die Freiwilligenhonorierung<br />
anzuführen. Diese umfasst jegliche Formen<br />
der Anerkennung, Belohnung, Danks bzw. der Vergütung<br />
für das erbrachte freiwillige Engagement, wobei<br />
diese viele unterschiedliche Ausdrucksformen – von<br />
der Dankbarkeit und Wertschätzung angefangen,<br />
über Maßnahmen der Würdigung bzw. Ehrung, bis<br />
hin zur Abgeltung durch direkte monetäre Gegenleistungen<br />
wie z.B. Aufwands-entschädigungen bzw.<br />
indirekte monetäre Gegenleistungen wie z.B. Bildungs-<br />
oder Freizeitchecks – annehmen kann 23 .<br />
Wenn auch die aus den zwischenmenschlichen Beziehungen<br />
resultierenden Honorierungsformen wie<br />
Dank, Wertschätzung und Respekt nach wie vor von<br />
hoher Bedeutung sind, dürfen gegenwärtig Anerkennungsformen,<br />
die zumindest teilweise auf die<br />
Befriedigung des eigenen Interesses bzw. „Nutzens“<br />
der Freiwilligen abstellen wie z.B. Qualifizierungsmöglichkeiten,<br />
Referenzen für die berufliche Zukunft<br />
bzw. Tätigkeitsnachweise oder eben indirekte monetäre<br />
Gegenleistungen wie z.B. Bildungs- oder Freizeitchecks,<br />
Vergünstigungen bei den eigenen Leistungen<br />
der Organisation etc. nicht fehlen.<br />
Unabhängig davon, welche spezifischen Honorierungsmaßnahmen<br />
gewählt werden, sollen jedenfalls<br />
– wenn möglich ausgeglichen – folgende „Vergabegrundsätze“<br />
bei der Honorierung Berücksichtigung<br />
finden. Zum einen gilt es Honorierungen durchzuführen,<br />
die gegenstandsbezogen sind. Hierbei können<br />
neben Leistungen im engeren Sinne (z.B. geleistete<br />
I<br />
20<br />
Vgl. Wunderer 2003, S. 354 f.<br />
21<br />
Vgl. Jütting 1996, S. 84.<br />
22<br />
Vgl. Schumacher/Strümpel/Halba 2001, S. 129.<br />
23<br />
Vgl. Wehling 1996, S. 110; Wadsack 1996, S. 62 ff.<br />
OBERÖSTERREICHISCHES VEREINSHANDBUCH 117