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GesteinsPerspektiven 01/19

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MANAGEMENT<br />

15<br />

einem tieferen Sinn, dem die ausgeübte<br />

Tätigkeit dient. Neben Gehalt, mehr Freiheiten<br />

und modernen Arbeitsstrukturen<br />

sind Unternehmen also gut beraten, diesem<br />

Verlangen gerecht zu werden. Welchen<br />

Wert liefert das Unternehmen für die<br />

Gesellschaft, welchen Beitrag kann und<br />

soll jeder einzelne Arbeitnehmer zu diesem<br />

Ergebnis leisten? „Diese Fragen treiben<br />

viele junge Menschen um, moderne Unternehmen<br />

sollten daher Antworten dazu<br />

liefern. Dafür reicht es nicht, eine Vision zu<br />

entwerfen, denn Werte haben einen sehr<br />

persönlichen Bezug. Anm. d. Red.: In dieser<br />

Frage können Unternehmen der Gesteinsindustrie<br />

kräftig punkten. Der Wert<br />

der Arbeitsleistung für Gesellschaft, Allgemeinheit<br />

und Region ist unbestritten. Kleiner<br />

Tipp: Bei Bewerbergesprächen den<br />

Film „1 Kilo Steine pro Stunde“ vorführen<br />

(Anm. Ende).<br />

Weiter besteht vielfach der Wunsch<br />

nach Selbstverwirklichung, flachen Hierarchien<br />

und vor allem auch nach Entscheidungsfreiräumen.<br />

Angehörende<br />

der Generation Y begnügen sich nicht<br />

mehr damit, sich in bestehende Strukturen<br />

einzufügen, sie wollen lieber selbst<br />

Verantwortung tragen und eigene Ideen<br />

einbringen. Voraussetzung hierfür ist –<br />

neben Werten und Prinzipien, die charakteristisch<br />

für das Unternehmen stehen<br />

– vor allem Vertrauen und eine damit<br />

einhergehende Wertschätzung, um an<br />

unternehmerischen Entscheidungsprozessen<br />

partizipieren zu können.<br />

Die Wunschliste junger Berufstätiger<br />

besteht heutzutage also nicht mehr<br />

nur aus einem sicheren Arbeitsplatz<br />

und finanzieller Unabhängigkeit, sondern<br />

ist vor allem durch die arbeitskulturellen<br />

Bedingungen geprägt. Dank<br />

ihrer guten Verhandlungsposition auf<br />

dem Bewerbermarkt wohnt den unter<br />

40-Jährigen ein neues Selbstbewusstsein<br />

inne, das vorherige Generationen<br />

so nicht kannten. Unternehmen sind<br />

daher gut beraten, sich den Anforderungen<br />

der modernen Arbeitswelt im<br />

Rahmen ihrer Möglichkeiten anzupassen.<br />

www.aretas.de<br />

www.derservicekompass.de<br />

Zu früh gefreut<br />

Ein leitender Techniker rät: „Haltet eure eigene Begeisterung im Zaum!“<br />

Es ist noch nicht allzu lange her, da berichtete mir ein mit<br />

vielen Verantwortlichkeiten betrauter technischer Leiter<br />

von Gesteinsbetrieben mit leuchtenden Augen von einem<br />

Y-Bewerber. Dessen Qualifikation – Absolvent einer anerkannten<br />

technischen Universität, in diversen Praktika<br />

national und international gestählt – passe wie die Faust<br />

aufs Auge zu den Aufgaben, die für die diversen Steinbrüche<br />

und Kiesgruben des Unternehmens nur mit personeller<br />

Verstärkung zu bewältigen seien.<br />

Um nun diesem potenziellen personellen Zugewinn die<br />

Menge der anspruchsvollen Arbeiten und Entscheidungsprozesse<br />

auch gleich so richtig klarzumachen, luden ihn<br />

der technische Leiter und ein ebenfalls mit viel Verantwortung<br />

beladener Kollege auf eine kleine Rundreise zu den<br />

Schwerpunktstandorten ein. Mit gebührendem Stolz informierten<br />

sie ihn über jüngst getätigte Investitionen, bald<br />

anstehende technische Verbesserungen, den Umfang<br />

ihrer Reisetätigkeiten, die abendlichen Diskussionsrunden<br />

zur Absicherung von Entscheidungen und noch vieles<br />

mehr, was ihren Alltag ausfüllt. Der Funke der Begeisterung,<br />

der die Langgedienten trieb, sollte, ja musste doch<br />

überspringen!<br />

Anlässlich der nächsten zufälligen Begegnung fragte<br />

ich nach, ob der Y-Kandidat denn nun die Erwartungen in<br />

der Praxis auch erfüllt. „Ach“, entgegnete mein Gesprächspartner<br />

zerknirscht, „der hat sich anders entschieden.“<br />

– „Warum?“, wollte ich wissen. „Er sagt, die worklife-balance<br />

hat für ihn bei uns nicht gestimmt …“<br />

Was lernen wir daraus? Wer mit Begeisterung seit vielen<br />

Jahren in technischer Verantwortung seine Arbeit<br />

macht, Überstunden als ganz normal akzeptiert und sich<br />

dabei in bester Laune über die errungenen Ergebnisse<br />

freut, sollte dies gegenüber grundsätzlich geeigneten Y-<br />

Bewerbern:<br />

1. geheim halten, zumindest was die Mühen,<br />

Kilometer und Zeiten betrifft<br />

2. Informationen über seine zahlreichen<br />

Freizeitaktivitäten jenseits der Arbeit einflechten<br />

3. darauf hoffen, dass der Appetit beim Essen<br />

kommt, denn<br />

4. gibt es mittlerweile Beispiele junger Leute,<br />

die ihre Balance neu austarierten, weil<br />

a. die Arbeit in Steinbruch oder Kiesgrube so viel<br />

Eigenverantwortlichkeit verlangt, dass sie großen<br />

Spaß daran haben<br />

b. vielversprechende Karrierechancen bestehen<br />

c. die kleinen Teams in den Betrieben Hand in<br />

Hand arbeiten<br />

d. die Balance am Ende trotzdem zufriedenstellend<br />

ausfällt, wenn die Organisation stimmt.<br />

Können wir „alten Hasen“ uns vielleicht etwas von diesen<br />

Y-Nachrückern abschauen? Ganz bestimmt. Ein bisschen<br />

mehr Balance – trotz oder gerade wegen des herausfordernden<br />

Alltags – kann bestimmt nicht schaden. Wie das<br />

rein praktisch zu machen ist, weiß die GP-Redaktion jetzt<br />

gerade auch nicht, verspricht aber bei echten Ypsilonern<br />

nachzufragen.<br />

(gsz)<br />

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