GesteinsPerspektiven 01/19
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MANAGEMENT<br />
17<br />
Fragetechniken.<br />
Wozu sollen die gut sein?<br />
Foto: Tony Hegewald/<br />
Pixelio.de<br />
„Wer fragt der führt“, so eine alte<br />
Binse. Tatsächlich können Fragen<br />
über den Erfolg eines Gespräches<br />
entscheiden. Sie können ein<br />
Gespräch öffnen, in Gang bringen<br />
oder aber auch beenden. Fragen<br />
sind damit ein wichtiges Tool für<br />
eine erfolgreiche und zielorientierte<br />
Gesprächsführung.<br />
Michael Kaune, Trainer, Coach und Magier<br />
aus Berlin, erklärt: „Fragen können aber<br />
auch ein Instrument sein, um Zeit zu gewinnen,<br />
um sich bei einem überraschenden<br />
Argument seines Gesprächspartners vor<br />
einer zu voreiligen und eventuell unüberlegten<br />
Antwort zu schützen. Fragen sind<br />
zudem eine Möglichkeit, um auf Einwände<br />
zu reagieren. Fragen zeigen Interesse, sind<br />
also somit eine gute Möglichkeit, um auf<br />
den Gesprächspartner einzugehen und<br />
(Gesprächs-)Bereitschaft zu signalisieren.“<br />
Fragen dienen der Informationsbeschaffung,<br />
was eine ihrer Hauptaufgaben<br />
ist. Durch Fragen werden auch mögliche<br />
Bedenken oder Gedanken eines<br />
Gesprächspartners deutlich. So lässt<br />
sich die eigene Argumentation entsprechend<br />
ausrichten. Sie können aber auch<br />
dabei unterstützen, den Standpunkt<br />
oder die Perspektive des Gesprächspartners<br />
zu verstehen. Gut eingesetzt<br />
und wohl dosiert, können Fragen den<br />
Verlauf eines Gesprächs steuern. Dabei<br />
sollten sie jedoch weder zum bohrenden<br />
Ausfragen benutzt werden noch als eine<br />
Möglichkeit, einen Gesprächspartner zu<br />
manipulieren. In der Regel fällt das<br />
schnell auf und stößt umgehend auf Widerstand<br />
oder Ablehnung.<br />
Grund genug, sich mit einigen Fragetechniken<br />
zu beschäftigen. Die bekanntesten<br />
und die am häufigsten verwendeten<br />
Fragen sind sicherlich die offene und<br />
geschlossene Frage.<br />
Geschlossene Fragen können und<br />
werden in der Regel nur mit „Ja“ oder<br />
„Nein“ beantwortet. Beispiel: Sie sind<br />
gut hergekommen? Geschlossene Fragen<br />
eignen sich zur (effizienten) Steuerung<br />
von Gesprächen, zum Beispiel bei<br />
redseligen Gesprächspartnern, die nicht<br />
zum Ende finden, und als Entscheidungsfragen.<br />
Geschlossene Fragen sind<br />
ideal, um schnell und präzise Fakten und<br />
Themen abzufragen und so schnell zum<br />
Punkt zu kommen.<br />
Tipp zur Vorsicht: Verwenden Sie<br />
nicht zu viele geschlossene Fragen. Sie<br />
erwecken oft beim Gesprächspartner<br />
den Eindruck eines Verhörs, stoßen eher<br />
auf Ablehnung und können provozieren.<br />
Offene Fragen lassen dem Befragten<br />
einen deutlich größeren Spielraum und<br />
mehrere Möglichkeiten für die Antwort.<br />
In der Regel sind das alle Fragen, die mit<br />
W beginnen: Warum, Wieso, Wann, Weshalb,<br />
Womit, Wie … Offene Fragen können<br />
kaum nur mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet<br />
werden. Beispiel: Wie sind Sie<br />
hergekommen? Ihr Einsatz ist besonders<br />
gut geeignet, wenn Sie mehr Informationen<br />
erhalten wollen. Zum Start eines<br />
Gesprächs oder bei zurückhaltenden<br />
Gesprächspartnern bieten sie eine sehr<br />
Erfolg versprechende Möglichkeit, das<br />
Gespräch in Gang zu bringen, sie regen<br />
zum Gespräch an und können festgefahrene<br />
Situationen auflösen.<br />
Alternativfragen sind meist Entscheidungsfragen<br />
und zeigen dem Gesprächspartner<br />
Wahlmöglichkeiten für<br />
die Antwort auf. Sie dienen gut zur<br />
schnellen Entscheidungsfindung und um<br />
komplexe Themen einzugrenzen. Achten<br />
Sie jedoch auf die Dosis, damit sich der<br />
Gesprächspartner nicht in seiner Auswahl<br />
beschnitten fühlt. Beispiel: Möchten<br />
Sie lieber in dieser Woche oder in<br />
jener Woche …?<br />
Aktivierende Fragen sind geeignet,<br />
um ein Gespräch zu beleben und Ihrem<br />
Gesprächspartner ein angenehmes Gefühl<br />
zu vermitteln. Meist sind die aktivierenden<br />
Fragen emotionaler und regen zu<br />
einer umfangreicheren Antwort an. Beispiel:<br />
Was hat Sie so erfolgreich gemacht?<br />
Suggestivfragen werden meist verwendet,<br />
um die Antwort bzw. den Gesprächspartner<br />
in eine bestimmte Richtung<br />
zu lenken. Doch gerade hier besteht<br />
die Gefahr, dass eine solche Frage als<br />
Manipulation wahrgenommen wird. Beispiel:<br />
Sind Sie nicht auch der Meinung,<br />
dass … Wollen Sie eine bessere Qualität?<br />
Wollen Sie nicht auch mehr Gerechtigkeit?<br />
Bei Steuerungsfragen, also hinführenden<br />
Fragen, sollen die Gedanken und<br />
die Aufmerksamkeit des Gesprächspartners<br />
auf einen erwünschten Punkt, ein<br />
bestimmtes Thema oder einen Sachverhalt<br />
fokussiert werden. Beispiel: Wie war<br />
es denn bisher mit dem Thema bei Ihnen?<br />
Nachfragen/ Verständnisfragen sind<br />
kurze Rück- und Gegenfragen, um Missverständnisse<br />
zu vermeiden, aber auch<br />
um Interesse und Aufmerksamkeit zu signalisieren.<br />
Beispiel: Sie sagen also, dass …<br />
Kontrollfragen dienen meist dazu,<br />
sich bestimmte Fakten und Ergebnisse<br />
bestätigen zu lassen, um festzustellen,<br />
ob Ihr Gesprächspartner einen Gedankengang<br />
nachvollzogen hat oder ob die<br />
Informationen oder Ergebnisse richtig<br />
verstanden wurden. Kontrollfragen sind<br />
ideal für den Abschluss eines Gesprächs<br />
bzw. eines Abschnitts oder Themas, um<br />
dann ein nächstes Thema zu bearbeiten.<br />
Beispiel: Wir sind uns also einig, dass …<br />
Sehe ich das richtig, dass …<br />
Zukunftsfragen sind auf einen Zustand<br />
in der Zukunft gerichtet. Sie<br />
können so eher zum positiven Denken<br />
anregen und für eine gute Stimmung<br />
sorgen. Diese Frage bietet sich auch<br />
sehr gut an als Abschluss. Beispiel: Wie<br />
wird sich dieses tolle Konzept auf die<br />
Mitarbeiter auswirken?<br />
Rhetorische Fragen sind keine „wirkliche“<br />
Fragen. Sie erfordern nicht unbedingt<br />
eine Antwort. In aller Regel sind sie<br />
eher Stilmittel. Beispiel: Was lernen wir<br />
daraus? Fazit: Führungskräfte sind gut<br />
beraten, sich etwas mehr mit Fragetechniken<br />
zu beschäftigen, denn indem sie<br />
diese richtig einsetzen, können sie über<br />
den Erfolg eines Gesprächs entscheiden.<br />
Ein Beitrag von Michael Kaune, Coach,<br />
Magier, Moderator und Mentaltrainer.<br />
Der Autor moderiert Shows und Veranstaltungen<br />
und unterstützt Menschen<br />
dabei, ihren eigenen Weg zu finden.<br />
www.michaelkaune.de<br />
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