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SPORTaktiv Juni 2019

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DASS RADREISEN BALSAM FÜR DIE SEELE SIND UND ZUGLEICH<br />

FUTTER FÜRS HIRN: DAS WEISS WOHL NIEMAND BESSER ALS<br />

MANUELA MACEDONIA. DIE NEUROWISSENSCHAFTERIN FORSCHT<br />

ZU DEN AUSWIRKUNGEN VON BEWEGUNG AUFS<br />

GEHIRN UND IST BEGEISTERTE SPORTLERIN MIT<br />

LEIDENSCHAFT FÜRS TOURENRADFAHREN.<br />

MIT HERZ<br />

FÜRS HIRN<br />

VON CHRISTOF DOMENIG<br />

Sport und Bewegung helfen dem<br />

Geist auf die Sprünge. Aber wie<br />

und warum eigentlich genau? Es<br />

war Zeit, dass jemand den aktuellen<br />

Stand der Wissenschaft fundiert,<br />

für Laien verständlich und mit Charme<br />

und Witz zusammenfasst. Die an der Universität<br />

Linz tätige Neurowissenschafterin<br />

Dr. Manuela Macedonia hat das getan und<br />

2018 das Buch „Beweg dich – und dein Gehirn<br />

sagt Danke“ herausgebracht.<br />

Zum Erscheinen schwang sich die Wissenschafterin<br />

aufs Bike und radelte von Oberösterreich<br />

in ihre alte Heimat, das italienische<br />

Aostatal. Wir haben mit ihr übers Tourenradeln<br />

gesprochen – und natürlich, warum<br />

man gerade mit Ausdauersport im moderaten<br />

Pulsbereich seinem Gehirn Gutes tut.<br />

Unmittelbar nach dem Erscheinen Ihres<br />

Buches sind Sie über 1000 Kilometer weit<br />

ins Aostatal, Ihre ursprüngliche Heimat,<br />

geradelt. Was war der Gedanke hinter der<br />

„#Heimradeln“-Tour?<br />

Im Buch steckt viel Fachwissen, aber auch<br />

viel Autobiografisches. Während des Schreibens<br />

habe ich intensiv über meine Kindheit<br />

und Jugend nachgedacht, über Menschen,<br />

die mich begleitet und inspiriert haben. Der<br />

Einfluss meiner Großmutter als Identifikationsfigur<br />

– obwohl beruflich als Bäuerin ganz<br />

woanders angesiedelt – auf meinen Werdegang<br />

war mir bis dahin gar nicht bewusst.<br />

Als ich das „entdeckt“ hatte, ist in mir viel<br />

Dankbarkeit aufgekommen. Und vielschichtige<br />

Gefühle sind hochgekommen, die durch<br />

die Jahre im Ausland, während meiner Beschäftigung<br />

in der Forschung, irgendwo verschüttet<br />

waren. Das Schreiben hat in mir<br />

eine Art tektonische Gefühlsbewegung ausgelöst<br />

und große Sehnsucht nach Orten und<br />

Menschen, die es nicht mehr gibt. Es war<br />

also ein Heimkommen in der Vergangenheit,<br />

ein Eintauchen in die Kindheit und Jugend,<br />

gedanklich und sportlich.<br />

Welche Route sind Sie gefahren? Und wie<br />

ist es Ihnen auf dem Weg ergangen?<br />

Ich bin von Wels zum Attersee, nach Unken,<br />

Schwaz, Südtirol und weiter zum Gardasee<br />

gefahren. Dann habe ich alle norditalienischen<br />

Seen an ihrer südlichen Spitze berührt,<br />

danach ging es durch die Reisfelder der Poebene<br />

und zuletzt in den Nordwesten, in die<br />

Berge hinein, nach Saint Vincent, den Heimatort<br />

meiner Kindheit. Ich habe davor den<br />

ganzen Sommer trainiert, nicht verbissen,<br />

aber konstant. Die Fahrt war wunderschön,<br />

immer um die 100 Kilometer pro Tag und<br />

ohne Druck. Insgesamt waren es 1165 Kilometer<br />

und 12.000 Höhenmeter an 11 Tagen,<br />

mit einem Tag Pause am Gardasee.<br />

Was bedeutet Ihnen generell das Tourenradfahren?<br />

Eignet sich das weite Radfahren<br />

durch eine schöne Landschaft besonders<br />

gut zum Nachdenken?<br />

Das Tourenfahren ist für mich Freiheit und<br />

Glück. Ich fahre am liebsten allein. Dann<br />

bestimme ich mein eigenes Tempo, radle<br />

meditativ dahin, allein mit meinen Gedanken,<br />

die Natur genießend. Tourenfahren<br />

ist für mich eine herrliche Möglichkeit<br />

meinen Kopf freizukriegen: Es gilt nur zu<br />

fahren, nicht an das Experiment X zu<br />

denken, an den Gutachter Y oder an die<br />

Deadline. Das funktioniert nur, wenn<br />

man lange am Rad sitzt. Eine Stunde<br />

bringt nichts, 10 Stunden machen frei.<br />

Sie schreiben über das Laufen, dass<br />

es Ihnen nicht von vornherein Freude<br />

bereitet, sondern eher das Gefühl danach<br />

– und vor allem das Wissen, Ihrem<br />

Gehirn Gutes getan zu haben.<br />

Wie ist das beim Radfahren?<br />

Im Gegensatz zum Laufen macht mir<br />

das Radfahren tatsächlich ab der ersten<br />

Minute immer Spaß, dazu muss<br />

ich mich nie überwinden. Mit dem<br />

Rad erweitert sich mein Bewegungsradius,<br />

ich sehe viel mehr und viel<br />

Neues, erlebe Landschaften, Gerüche,<br />

die Stimme des Waldes mit<br />

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