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<strong>Erwählt</strong> <strong>vor</strong> <strong>Grundlegung</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />
im Tod seines geliebten Sohnes ein Sühneopfer bereitgestellt,<br />
auf dessen Grundlage er seine Gnade in Gerechtigkeit zuteilen<br />
kann. Er nimmt all jene an, die auf dieses Sühneopfer vertrauen;<br />
er wählt dabei den Glauben als das Mittel zur Errettung,<br />
damit alles aus Gnade sei. Damit handelt er aus einem Motiv,<br />
dass allein in ihm selbst begründet ist und nicht im vergangenen,<br />
gegenwärtigen o<strong>der</strong> künftigen Verhalten des Sün<strong>der</strong>s.<br />
Ich habe aufzuzeigen versucht, dass dem Sün<strong>der</strong> diese Gnade<br />
Gottes schon <strong>vor</strong> ewigen Zeiten zuteil wurde und bereits<br />
an ihm zu wirken beginnt, wenn noch nichts Gutes an ihm zu<br />
finden ist. Sie ist es, die in ihm das Gute und Wohlgefällige bewirkt,<br />
bis das Werk <strong>der</strong> Gnade vollendet ist und <strong>der</strong> Gläubige<br />
in die Herrlichkeit eingeht, für die er zubereitet wurde. Gnade<br />
ist es, die die Errettung des Menschen beginnt, und sie wirkt<br />
beharrlich an ihm, bis alles vollendet ist. Von Anfang bis zum<br />
Ende, vom A bis zum Z des himmlischen Alphabets, ist an <strong>der</strong><br />
Errettung alles aus Gnade und allein aus Gnade. Alles ist freie<br />
Gunst und nichts Verdienst. »Denn aus Gnade seid ihr errettet<br />
durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es«<br />
(Eph 2,8). »So liegt es nun nicht an dem Wollenden, auch nicht<br />
an dem Laufenden, son<strong>der</strong>n an dem sich erbarmenden Gott«<br />
(Röm 9,16).<br />
Sobald diese Lehre klar und deutlich präsentiert wird,<br />
beginnt <strong>der</strong> Mensch auch schon, sie zu kritisieren. Sie ist die<br />
Zielscheibe für die Logik des natürlichen Menschen. Unerrettete<br />
mögen sie nicht und werden sie auch nie mögen. Sie<br />
demütigt den menschlichen Stolz und wi<strong>der</strong>legt die Annahme,<br />
<strong>der</strong> Mensch sei von Natur aus edel. Sie können die Lehre<br />
nicht ertragen, dass <strong>der</strong> Mensch durch Gottes Barmherzigkeit<br />
errettet werden muss, dass er wie ein verurteilter Verbrecher<br />
Begnadigung braucht – was Gottes königliches Vorrecht ist –<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>nfalls in seinen Sünden umkommt. Die souveräne<br />
Gnade erhebt allein Gott; <strong>der</strong> Sün<strong>der</strong> kann nichts an<strong>der</strong>es<br />
tun, als das silberne Zepter berühren und Gottes unverdiente<br />
Gunst annehmen, weil Gott willens ist, sie zu gewähren. Das<br />
ist wenig schmeichelhaft für unsere großen, philosophischen<br />
Geister und die breiten Gebetsriemen unserer Moralisten. Deshalb<br />
wenden sie sich ab und bekämpfen das Reich <strong>der</strong> Gnade.