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seiner Schuld zu entkommen. Wer mit eisernen Ketten gefesselt<br />
ist, kann sich mit einer Feile befreien, doch dieser Mann<br />
erzählt dir, dass er es mit Gebeten, Tränen und guten Werken<br />
versucht habe, sich aber seiner Fesseln nicht entledigen konnte.<br />
Er fühlt sich als verlorener Sün<strong>der</strong>, und Befreiung scheint ihm<br />
unmöglich, was immer er auch tut.<br />
Der Gefangene im Kerker genießt bisweilen wenigstens<br />
Gedankenfreiheit, auch wenn sein Körper eingesperrt ist.<br />
Sein Geist entflieht den Gefängnismauern und fliegt zu den<br />
Sternen, frei wie ein Adler, den niemand einsperrt. Doch dieser<br />
Mann ist in seinen Gedanken ein Sklave; er kann keinen<br />
einzigen heiteren, fröhlichen Gedanken fassen. Seine Seele ist<br />
nie<strong>der</strong>gedrückt; die Ketten haben seinen Geist gefesselt und<br />
er wird aufs Äußerste geplagt. Der Häftling vergisst seine Gebundenheit<br />
manchmal beim Schlafen, aber dieser Mann findet<br />
keinen Schlaf: Nachts träumt er von <strong>der</strong> Hölle und am Tag<br />
scheint er sie zu fühlen. Sein Herz ist wie ein brennen<strong>der</strong> Feuerofen<br />
und was er auch tut, kann er das Feuer nicht löschen.<br />
Er wurde konfirmiert, er wurde getauft; er nimmt das Abendmahl;<br />
er geht regelmäßig zur Kirche o<strong>der</strong> in eine Gemeinde; er<br />
befolgt alle Anweisungen und gehorcht je<strong>der</strong> Vorschrift – aber<br />
das Feuer brennt noch immer. Sein Geld gibt er den Armen,<br />
seinen Leib gibt er in den Tod, er speist die Hungrigen, besucht<br />
die Kranken und bekleidet die Nackten, aber das Feuer brennt<br />
weiter in ihm, und er kann nichts tun, um es zu löschen.<br />
O, ihr Söhne von Überdruss und Drangsal, was ihr fühlt,<br />
ist Gottes Gerechtigkeit, die euch verfolgt. Freue dich darüber,<br />
denn jetzt verkündige ich dir das herrliche Evangelium Gottes.<br />
Du bist <strong>der</strong> Mensch, für den Jesus Christus starb; für dich hat<br />
er <strong>der</strong> strengen Gerechtigkeit Gottes Genüge getan. Und nun<br />
musst du, damit dein Gewissen Frieden findet, deinem dich<br />
verfolgenden Wi<strong>der</strong>sacher nur noch sagen: »Schau dorthin!<br />
Christus starb für mich. Meine guten Werke halten dich nicht<br />
auf, meine Tränen genügen dir nicht. Schau dorthin! Dort steht<br />
das Kreuz, dort hängt <strong>der</strong> blutende Gott! Höre seinen Todesschrei!<br />
Sieh ihn sterben! Ist dir jetzt nicht Genüge getan?« Und<br />
wenn du das getan hast, wirst du den Frieden Gottes haben,<br />
<strong>der</strong> allen Verstand übersteigt und dein Herz und Verstand wer-