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Spurgeon: Erwählt vor Grundlegung der Welt

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verurteilen sollten wegen <strong>der</strong> Fehler Einzelner, die angeblich<br />

daran glauben, müssten wir unseren Herrn selbst verurteilen<br />

– wegen dem Fehlverhalten des Judas. Dann würde unser heiliger<br />

Glaube wegen Abgefallenen und Heuchlern vernichtet.<br />

Lasst uns wie vernünftig denkende Menschen handeln. Wir<br />

haben nichts gegen Stricke, nur weil arme Wahnsinnige sich<br />

damit erhängt haben; ebenso wenig würden wir für die Abschaffung<br />

<strong>der</strong> Metallwaren eintreten, nur weil scharfkantige<br />

Werkzeuge von Mör<strong>der</strong>n benutzt werden.<br />

Es mag nahe liegen, dass aus <strong>der</strong> Lehre <strong>der</strong> freien Gnade<br />

eine Lizenz zum Sündigen gemacht wird, aber ein genauerer<br />

Einblick in die seltsame Funktionsweise unseres Verstandes<br />

korrigiert diese Vermutung. So sündig <strong>der</strong> Mensch auch ist, ist<br />

er immer noch Mensch und kann sich deshalb nur schlecht mit<br />

gewissen Formen des Bösen anfreunden – wie zum Beispiel<br />

Undankbarkeit. Es ist wohl kaum menschlich, fortwährend<br />

jemanden zu kränken, <strong>der</strong> uns ständig Gutes tut.<br />

Das erinnert mich an die Geschichte von einem halben Dutzend<br />

Knaben, die gewöhnlich von ihren strengen Vätern fast<br />

zu Tode geprügelt wurden. Zu <strong>der</strong> Truppe gehörte ein weiterer<br />

Knabe, <strong>der</strong> dafür bekannt war, dass seine Eltern ihn zärtlich<br />

liebten. Die Burschen trafen sich und beratschlagten, wie sie am<br />

besten einen Obstgarten plün<strong>der</strong>ten. Sie waren darauf erpicht,<br />

dass es bald zur Sache gehe, außer dem sanft erzogenen Knaben,<br />

dem ihr Vorschlag nicht gefiel. Einer von ihnen meinte:<br />

»Du brauchst doch keine Angst zu haben. Wenn unsere Väter<br />

uns dabei erwischen, werden wir halb totgeschlagen, aber dein<br />

Vater wird dir kein Haar krümmen.« Der Knabe entgegnete:<br />

»Und du glaubst, weil mein Vater so gut zu mir ist, würde ich<br />

etwas Schlechtes tun und ihm Kummer bereiten? Nichts <strong>der</strong>gleichen<br />

werde ich meinem lieben Vater antun. Er ist so gut zu<br />

mir, dass ich ihn nicht betrüben kann.« Das Argument <strong>der</strong> Knaben<br />

überzeugte ihren Kameraden offenbar nicht, son<strong>der</strong>n die<br />

umgekehrte Schlussfolgerung war genauso einleuchtend und<br />

offenbar noch gewichtiger. Wenn Gott zu denen gut ist, die es<br />

nicht verdient haben, sündigen einige munter drauf los, aber<br />

an<strong>der</strong>e von edlerer Art werden von <strong>der</strong> Güte Gottes zur Buße<br />

geleitet. Sie verachten das bestialische Argument, je mehr Gott

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