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<strong>Erwählt</strong> <strong>vor</strong> <strong>Grundlegung</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />
dich, als du tot in Übertretungen und Sünden warst und sandte<br />
seinen Sohn, um für dich zu sterben. Er hat dich mit seinem<br />
kostbaren Blut erkauft, be<strong>vor</strong> du seinen Namen stammeln<br />
konntest. Hast du da irgendeinen Grund, um stolz zu sein?<br />
Ich kenne nichts, absolut nichts, was demütigen<strong>der</strong> für uns<br />
ist als die Lehre <strong>der</strong> Erwählung. Bei meinen Versuchen, sie zu<br />
begreifen, falle ich manchmal <strong>der</strong> Länge nach <strong>vor</strong> ihr nie<strong>der</strong>.<br />
Ich habe meine Flügel ausgestreckt und mich wie ein Adler <strong>der</strong><br />
Sonne entgegen emporgeschwungen. Eine Zeitlang blieben<br />
meine Augen fest fixiert und meine Flügel emsig, doch als ich<br />
mich ihr näherte und mich dieser eine Gedanke ergriff, »dass<br />
Gott uns von Anfang an erwählt hat zur Rettung«, war ich in<br />
ihrem Glanz verloren. Diese gewaltige Gedanke erschütterte<br />
mich und meine Seele stürzte aus <strong>der</strong> schwindelerregenden<br />
Höhe herab, warf sich zerbrochen nie<strong>der</strong> und sprach: »Herr,<br />
ich bin nichts, ich bin weniger als nichts. Warum ich? Warum<br />
gerade ich?«<br />
Wenn ihr gedemütigt werden wollt, dann befasst euch mit<br />
<strong>der</strong> Erwählung, denn sie wird euch unter dem Wirken des<br />
Geistes Gottes demütig machen. Wer auf seine Erwählung stolz<br />
ist, ist nicht erwählt, doch wer unter ihrem Eindruck gedemütigt<br />
ist, <strong>der</strong> darf glauben, dass er erwählt ist. Er hat allen Grund<br />
zu glauben, dass er zu den <strong>Erwählt</strong>en zählt, denn es ist eine <strong>der</strong><br />
segensreichsten Wirkungen <strong>der</strong> Erwählung, dass sie uns hilft,<br />
uns <strong>vor</strong> Gott zu demütigen.<br />
Noch einmal: Die Lehre <strong>der</strong> Erwählung sollte den Christen<br />
äußerst furchtlos und freimütig machen. Niemand wird so freimütig<br />
sein wie <strong>der</strong>, <strong>der</strong> glaubt, dass er von Gott erwählt ist. Was<br />
kümmern ihn die Leute, wenn er von seinem Schöpfer erwählt<br />
ist? Was schert er sich um das jämmerliche Gekrächze von kleinen<br />
Spatzen, wenn er weiß, dass er ein Adler von königlichem<br />
Geschlecht ist? Macht es ihm etwas, wenn <strong>der</strong> Bettler mit Fingern<br />
auf ihn zeigt, wo doch himmlisches Adelsblut in seinen<br />
A<strong>der</strong>n fließt? Wird er sich etwa fürchten, wenn auch die ganze<br />
<strong>Welt</strong> sich gegen ihn erhebt? Wenn die feindliche <strong>Welt</strong> auch zu<br />
den Waffen greift, ist er doch in vollkommenem Frieden, denn<br />
er befindet sich im Versteck im Zelt des Allerhöchsten, im Heiligtum<br />
des Allmächtigen. »Ich gehöre Gott«, sagt er, »ich bin an-