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<strong>Erwählt</strong> <strong>vor</strong> <strong>Grundlegung</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />
auf die Schultern eines an<strong>der</strong>en. Sie drängen ihn, weiter zu<br />
gehen, vielleicht mit Speerstichen, bis er schließlich den verhängnisvollen<br />
Hügel erreicht. Brutale Soldaten packen ihn<br />
und schmeißen ihn auf den Rücken. Der Querbalken wird<br />
unter ihn gelegt und seine Arme werden bis auf das nötige<br />
Maß gestreckt. Sie nehmen die Nägel, und vier Hammerschläge<br />
treiben im Nu vier Nägel in die empfindsamsten Stellen<br />
seines Körpers. Dort liegt er an seiner Hinrichtungsstätte, um<br />
am Kreuz zu sterben. Noch ist es nicht <strong>vor</strong>bei. Die rohen Soldaten<br />
richten das Kreuz auf dem <strong>vor</strong>gesehenen Sockel auf; es<br />
rutscht in die Vertiefung und wird mit Erde befestigt. Dort<br />
steht es.<br />
Aber schaut auf die Gliedmaßen des Heilands, wie sie zittern!<br />
Als das Kreuz aufgerichtet wurde, wurde je<strong>der</strong> Knochen<br />
ausgerenkt! Wie er weint! Wie er ächzt und stöhnt! Nein, hört<br />
vielmehr, wie er zuletzt im Todeskampf ruft: »Mein Gott,<br />
mein Gott, warum hast du mich verlassen?« O Sonne, kein<br />
Wun<strong>der</strong>, dass du deine Augen verschlossest und einer solch<br />
grauenvollen Tat nicht länger zusehen konntest! O ihr Felsen,<br />
kein Wun<strong>der</strong>, dass ihr zerschmolzet und eure Herzen <strong>vor</strong> Mitgefühl<br />
zerrisset, als euer Schöpfer starb. Nie hat ein Mensch<br />
so gelitten wie dieser. Sogar <strong>der</strong> Tod selbst ließ sich erweichen<br />
und aus den Gräbern erstanden viele auf und kamen in die<br />
Stadt Jerusalem.<br />
Das war jedoch nur das äußere Geschehen. Glaubt mir,<br />
Brü<strong>der</strong>, was im Inneren unseres Herrn geschah, war noch viel<br />
schlimmer. Was unser Heiland an seinem Körper ertrug, war<br />
nichts im Vergleich zum Leid seiner Seele. Wir können nicht<br />
ermessen, was er innerlich erlitt. Stellt euch für einen Moment<br />
<strong>vor</strong> – um einen häufig von mir gebrauchten Vergleich zu zitieren<br />
– stellt euch einen Menschen in <strong>der</strong> Hölle <strong>vor</strong> und nehmt<br />
an, seine ewige Strafe könne konzentriert in einer einzigen<br />
Stunde über ihn gebracht werden; und dann stellt euch <strong>vor</strong>,<br />
diese Qual könnte multipliziert werden mit <strong>der</strong> unzählbaren<br />
Zahl aller Erlösten. Könnt ihr euch jetzt <strong>vor</strong>stellen, welch<br />
gewaltige Summe an Qualen alle Gläubigen durchmachen<br />
müssten, wenn sie in alle Ewigkeit bestraft würden? Bedenkt,<br />
dass Christus eine Strafe erleiden musste, die <strong>der</strong> Summe al-