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Spurgeon: Erwählt vor Grundlegung der Welt

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Sogleich fährt <strong>der</strong> Unwie<strong>der</strong>geborene schwere Artillerie auf,<br />

mit <strong>der</strong> er das Evangelium <strong>der</strong> Gnade Gottes bekämpft.<br />

Eine seiner größten Waffen, die er je an die Front brachte,<br />

ist die Behauptung, die Lehre <strong>der</strong> Gnade Gottes müsse zu Ausschweifung<br />

führen. Wenn große Sün<strong>der</strong> ohne Gegenleistung<br />

errettet werden, sei <strong>der</strong> Mensch eher geneigt, ein großer Sün<strong>der</strong><br />

zu werden. Und wenn Gottes Gnade ewiges Leben gibt,<br />

das nie wie<strong>der</strong> verloren geht, dann würden die Menschen<br />

schließen, sie könnten leben, wie sie wollen, ohne ihr Heil zu<br />

verlieren. Das ist <strong>der</strong> stetig wie<strong>der</strong>holte Einwand, den ich so oft<br />

gehört habe, dass mich sein eitler und falscher Lärm ermüdet.<br />

Es ist mir geradezu peinlich, ein solch elendiges Argument wi<strong>der</strong>legen<br />

zu müssen. Sie wagen zu behaupten, <strong>der</strong> Mensch nähme<br />

sich die Freiheit zu sündigen, weil Gott gnädig ist. Ohne<br />

Zögern sagen sie, wenn die Menschen nicht durch gute Werke<br />

errettet werden, müssten sie schließen, ihr Verhalten spiele keine<br />

Rolle und sie könnten ebenso gut sündigen, damit die Gnade<br />

zunehme.<br />

Heute Morgen möchte ich über diese Auffassung sprechen,<br />

denn zum einen ist sie ein großer Irrtum und zum an<strong>der</strong>en<br />

eine ebenso große Lüge. Sie ist ein Irrtum, weil sie auf Missverständnissen<br />

beruht, und eine Lüge, weil die Menschen es besser<br />

wissen o<strong>der</strong> besser wissen könnten, wenn sie nur wollten.<br />

Ich beginne mit dem Zugeständnis, dass <strong>der</strong> Einwand<br />

durchaus berechtigt erscheint. Wenn wir durchs Land ziehen<br />

und verkünden: »Dem größten Sün<strong>der</strong> wird vergeben, wenn<br />

er an Jesus Christus glaubt, denn Gott erweist dem allerübelsten<br />

Menschen Gnade«, so würde man Sünde wahrscheinlich<br />

für eine billige Lappalie halten. Würden wir überall ausrufen:<br />

»Kommt, Sün<strong>der</strong>, kommt herbei und empfangt freie und sofortige<br />

Vergebung durch Gottes souveräne Gnade«, werden wahrscheinlich<br />

einige nie<strong>der</strong>trächtig erwi<strong>der</strong>n: »Lasst uns munter<br />

weiter sündigen, denn Vergebung ist leicht zu bekommen.«<br />

Aber was wahrscheinlich aussieht, ist noch lange nicht sicher.<br />

Im Gegenteil, häufig geschieht das Unwahrscheinliche<br />

und Unerwartete. In Sachen Moral ist nichts irreführen<strong>der</strong> als<br />

Theorie. Der Weg <strong>der</strong> Gedanken kann nicht mit Bleistift und<br />

Zirkel festgelegt werden – <strong>der</strong> Mensch ist ein son<strong>der</strong>bares We-

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