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<strong>Erwählt</strong> <strong>vor</strong> <strong>Grundlegung</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />
Verhalten än<strong>der</strong>n zu wollen. Ich habe mich zu einem an<strong>der</strong>en<br />
Plan entschlossen; mal sehen, ob <strong>der</strong> etwas bewirkt. Obwohl<br />
Sie die Peitsche und eine lange Freiheitsstrafe verdienen, werde<br />
ich Ihnen ohne Gegenleistung vergeben.« Zutiefst gerührt<br />
von <strong>der</strong> unerwarteten und unverdienten Begnadigung, wurde<br />
<strong>der</strong> Mann ein guter Soldat.<br />
Diese Anekdote ist ein so gutes Argument, dass ich euch<br />
noch eine weitere erzählen möchte. Ein Trinker wachte eines<br />
Morgens aus seinem Rausch auf, noch mit <strong>der</strong> Kleidung vom<br />
Vortag am Leib. Er sah, wie ihm sein einziges Kind, seine Tochter<br />
Millie, das Frühstück machte. Als er zur Besinnung kam,<br />
sagte er zu ihr: »Millie, warum eigentlich bleibst du noch bei<br />
mir?« Sie antwortete: »Weil du mein Vater bist und ich dich<br />
lieb habe.« Er schaute sich im Spiegel an und sah, was für eine<br />
trunksüchtige, verlotterte und nichtsnutzige Kreatur er war.<br />
Dann sagte er zu ihr: »Millie, hast du mich wirklich lieb?« Das<br />
Kind sagte unter Tränen: »Ja, Vater, ich hab’ dich lieb, und ich<br />
werde dich nie verlassen, denn als Mutter starb, sagte sie: ›Millie,<br />
bleibe bei deinem Vater und bete beständig für ihn. Eines<br />
Tages wird er das Trinken aufgeben und dir ein guter Vater<br />
sein.‹ Deshalb werde ich dich nie verlassen.« Ist es nicht wun<strong>der</strong>bar,<br />
wie die Geschichte endet? Millies Vater gab das Trinken<br />
tatsächlich auf und wurde Christ. Es wäre erstaunlicher<br />
gewesen, wenn es an<strong>der</strong>s gekommen wäre. Millie versuchte es<br />
mit freier Gnade! Doch laut unseren Moralisten hätte sie sagen<br />
müssen: »Vater, du bist ein schrecklicher Schuft! Ich bin lange<br />
genug bei dir geblieben. Jetzt muss ich dich verlassen, sonst<br />
stifte ich noch an<strong>der</strong>e Väter zum Trinken an.« Bei so einer Reaktion,<br />
so fürchte ich, wäre Millies Vater ein Trinker geblieben,<br />
bis er sich in die Verdammnis getrunken hätte. Aber die Macht<br />
<strong>der</strong> Liebe machte einen besseren Mann aus ihm. Beweisen diese<br />
Beispiele nicht, dass unverdiente Liebe Gutes bewirkt?<br />
Hier noch eine weitere Geschichte. In vergangenen Verfolgungszeiten<br />
lebte in Cheapside ein gottesfürchtiger Kaufmann,<br />
<strong>der</strong> die geheimen Zusammenkünfte <strong>der</strong> Gläubigen<br />
besuchte. Nebenan wohnte ein armer Schuster, <strong>der</strong> in seiner<br />
Armut oft Almosen von seinem Nachbar empfing. Doch dieser<br />
arme Mann hatte einen undankbaren, garstigen Charakter.