19.12.2012 Aufrufe

Steirisches Jahrbuch für Politik 2004 - Steirische Volkspartei

Steirisches Jahrbuch für Politik 2004 - Steirische Volkspartei

Steirisches Jahrbuch für Politik 2004 - Steirische Volkspartei

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das fällt <strong>Politik</strong>ern hierzulande schwer – wer zahlt, will auch anschaffen. Die Max-Planck-<br />

Gesellschaft wird von Bund und Ländern gemeinsam finanziert. Sie gilt als ein Kulturfak-<br />

tor, dessen Tätigkeitsinhalte bewusst außerhalb der <strong>Politik</strong> gestellt sind. Sehr wohl aber<br />

darf die <strong>Politik</strong> Rechenschaft und Erfolg einfordern; Spitzenforschern wird es eine Selbst-<br />

verständlichkeit sein, dass bei schwindender Leistung kein Geld mehr fließt.<br />

Wie findet die Max-Planck-Gesellschaft ihre Forscher? Für jedes Forschungsfeld, das<br />

sie bearbeiten will, hält sie Umschau unter den weltweit Besten – in der Literatur, bei Kon-<br />

ferenzen, bei Erkundungsreisen. Man sammelt sie zu einem Kolloquium über Stand und<br />

Perspektiven des Arbeitsfeldes. Dabei ergibt sich ein Eindruck vom Potenzial und der Per-<br />

sönlichkeit jedes Einzelnen. Er wird ergänzt durch genaue Auseinandersetzung mit seinen<br />

Schriften. Dann wählt das Institutskollegium einen Kandidaten aus und schlägt ihn dem<br />

Wissenschaftlichen Rat 1 der MPG vor. Dieser setzt eine hochrangige Berufungskommis-<br />

sion ein, deren eigene Meinungsbildung von etwa einem Dutzend internationaler Gutach-<br />

ter unterstützt wird. Die Gutachten werden kritisch analysiert, der eigenen Expertise<br />

gegenübergestellt und zusammen mit dem Konzept des in Aussicht genommenen Feldes<br />

der zuständigen Sektion des Wissenschaftlichen Rates vorgelegt, wobei auch die Überle-<br />

gungen der Kommission dargestellt werden. Eine Berufung ist nur möglich, wenn die Sek-<br />

tion sie mit mehr als 80 % ihrer Stimmen bejaht.<br />

Diese strenge Auslese ist zweifellos ein wesentlicher Teil des Erfolgsrezeptes der<br />

Max-Planck-Gesellschaft.<br />

Eine solche Berufungspraxis kann nur Forscher treffen, die bereits eine hohe Repu-<br />

tation besitzen. Das ist auch so gewollt. Den internationalen Gutachtern werden keine<br />

Unterlagen über den Kandidaten zugesandt. Wer <strong>für</strong> eine Max-Planck-Stelle in Betracht<br />

kommen soll, muss bereits weltweit bekannt sein. Die MPG bemüht sich aber, Talente<br />

möglichst früh zu erkennen: Berufungen von Mittdreißigern sind keine Seltenheit.<br />

Ein wichtiger Erfolgsfaktor liegt darin, dass die Max-Planck-Institute einander bei<br />

ihren Berufungen freundlich-kollegial, aber sehr genau beobachten. Wo sind die wissen-<br />

schaftlichen Durchbruchsleistungen Eures Kandidaten? Was bringt er/sie Euch, was Ihr<br />

selbst noch nicht könnt? Schwache Berufungsvorschläge schädigen die Stellung des Insti-<br />

tuts nachhaltig. Freundesinterventionen sind verpönt, sie wirken zum Schaden sowohl des<br />

Begünstigten wie des intervenierenden Freundes. Jeder österreichische Leser vergleiche<br />

dies selbst mit den Usancen seiner Universität!<br />

Ist ein exzellenter Forscher gefunden, so wird er zum Attraktor <strong>für</strong> weitere Talente. Um<br />

ihn sammeln sich begabte Nachwuchsforscher und wissenschaftliche Gäste; seine Motiva-<br />

tion überträgt sich auf diese – es entwickelt sich eine stürmisch-positive Gruppendynamik.<br />

Hier ist nun der Punkt, an dem <strong>Politik</strong> durch Geld aktiv werden kann: Freiheit in der Aus-<br />

wahl der Mitarbeiter, kompetitive Entlohnung, Laborflächen, Forschungsgeräte. Dabei geht<br />

es nicht in erster Linie um großzügige Dotierung oder um das Prestige, das vom „Besitz“<br />

teurer Geräte ausstrahlt. Im Zentrum steht, dass der Forscher und seine Mitarbeiter keine<br />

229

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!