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Steirisches Jahrbuch für Politik 2004 - Steirische Volkspartei

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Wie Europa seine Forschung hemmt Gottfried Schatz<br />

Europa wird sein erklärtes Ziel, innerhalb des kommenden Jahrzehnts zur führenden<br />

Wissenschaftsregion der Welt zu werden, mit Sicherheit verfehlen. Noch schlimmer: Seine<br />

naturwissenschaftliche und technologische Forschung fällt immer weiter hinter die der<br />

USA zurück.<br />

Ein Grund da<strong>für</strong> ist, dass viele europäische Staaten Forschung und Entwicklung nicht<br />

ausreichend finanzieren. Aber es liegt nicht nur am Geld. Unsere Innovationskraft kränkelt<br />

auch aus anderen Gründen.<br />

Grundlagenforschung ist intuitiv<br />

Einer davon ist Europas Überzeugung, Forschung werde effizienter, wenn man ihr<br />

ein konkretes Ziel vorschreibt. Viele offizielle Programme <strong>für</strong> Grundlagenforschung zwin-<br />

gen die Forschenden, an „relevanten“ Problemen und in politisch „ausgewogenen“ Netz-<br />

werken zu arbeiten. Innovative Grundlagenforschung, die Quelle neuer Ideen, ist jedoch<br />

weder logisch noch vorhersehbar, sondern intuitiv, voller Überraschungen und manchmal<br />

sogar chaotisch. Oft schafft sie sich erst ihre Ziele. Wenn diese bereits von Anfang an fest-<br />

stünden, wäre die Forschung wohl kaum innovativ. Zu viel Planung, Regulierung und Zen-<br />

tralisierung hemmen Innovation, denn diese wird von begabten Querdenkern vorangetrie-<br />

ben, die allgemein akzeptierte Regeln und Ideen in Frage stellen und den Mut haben,<br />

gegen den Strom zu schwimmen. Und nur wer g e g e n den Strom schwimmt, kann neue<br />

Quellen entdecken.<br />

Auch Angst vor Exzellenz ist eine Innovationsbarriere. Europa scheut immer wieder<br />

davor zurück, gezielt die Besten zu fördern, besonders wenn dadurch das Mittelmaß weni-<br />

ger oder gar nichts bekommen sollte. Unsere Schulen und Universitäten wollen nicht<br />

wahrhaben, dass die meisten neuen Ideen von talentierten Menschen stammen, und wir<br />

diese zwar nicht planen, wohl aber hemmen können. Die landläufige Meinung, ein Talent<br />

setze sich immer durch, ist unsinnig. Talente sind verletzlich. Wir sollten sie also gezielt<br />

fördern, tun dies jedoch nur selten, weil es vielen „undemokratisch“ schiene. Demokratie<br />

garantiert aber nur gleiche Chancen, nicht gleiches Talent oder gleichen Erfolg. Exzellenz-<br />

förderung ist <strong>für</strong> viele europäische Staaten ein Tabu.<br />

Mut zu intellektuellem Risiko<br />

Eine dritte Innovationsbarriere ist die Angst vor dem Fehler. Ich meine hier nicht den<br />

Fehler des Stümpers, sondern den, der jede Neuerung begleitet und Teil des Forscherall-<br />

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