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VGB POWERTECH 10 (2019)

VGB PowerTech - International Journal for Generation and Storage of Electricity and Heat. Issue 10 (2019). Technical Journal of the VGB PowerTech Association. Energy is us! Cyber security. Power generation. Environment. Flexibility.

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<strong>VGB</strong> PowerTech <strong>10</strong> l <strong>2019</strong><br />

Minderung von Quecksilberemissionen durch Additivdosierung<br />

Hg-Emissionen in Bereichen von > 4 µg/<br />

m³ i.N. im Jahresmittel [3] aufweist.<br />

Nasse Rauchgasentschwefelungsanlagen<br />

(REA) bieten ein großes Abscheidepotential<br />

für Hg in der Rauchgasreinigung. Befindet<br />

sich Hg 2+ im Rauchgas kann dieses<br />

aufgrund seiner hohen Wasserlöslichkeit<br />

in der REA ausgewaschen werden.<br />

Nach einer High-Dust SCR kann abhängig<br />

von der Kohle und der Katalysatorenart<br />

sowie –zustand der Anteil an Hg 2+ vor<br />

der REA zwischen 30 und 95 % betragen<br />

[7], [8].<br />

Bei nicht optimierter Betriebsweise der<br />

REA für die Hg-Abscheidung kann es dazu<br />

kommen, dass Hg 2+ im Wäscher nur zu Teilen<br />

absorbiert wird. So wurde am RDK 8<br />

(EnBW, Karlsruhe) im Rahmen einer eintägigen<br />

Messkampagne ein Hg 2+ Anteil im<br />

Kamin von 66 % gemessen [5].<br />

Bei zwei eintägigen Speziationsmessungen<br />

am Block 9 der Grosskraftwerk Mannheim<br />

AG (GKM) wurde ein Anteil von 95 % an<br />

Hg 2+ im Rauchgas vor REA gemessen. Am<br />

Kamin hat während der Messkampagne<br />

der Hg 2+ -Anteil 72 % betragen. Dies zeigt,<br />

dass eine Optimierung der REA-Betriebsweise<br />

in Bezug auf die Hg-Abscheidung ein<br />

hohes Potential zur Senkung der Hg-Emissionen<br />

besitzt [4]. Ein Blick auf den deutschen<br />

Kraftwerkspark verdeutlicht, dass<br />

die meisten Steinkohlekraftwerke trotz der<br />

potentiellen Co-Benefit Hg-Abscheidung in<br />

der REA eine Hg-Emission von < 4 µg/m³<br />

i.N. nicht sicher erreichen [3].<br />

Die Verbesserung der Hg-Absorption in der<br />

REA ist Gegenstand mehrerer Veröffentlichungen.<br />

Die vorliegende Arbeit stellt die<br />

Ergebnisse der Zugabe von drei Additiven<br />

zur Hg-Emissionsminderung an einer REA<br />

im Labormaßstab dar. Nach Vorversuchen<br />

mit insgesamt 7 Additiven wurden nach einer<br />

Auswahl 4 Additive in der kontinuierlichen<br />

REA im Labormaßstab getestet.<br />

Dargestellt werden die Ergebnisse der 3<br />

Additive, die zielführend eine Minderung<br />

der Hg-Emission im Reingas erreicht haben.<br />

Für die Untersuchungen wurde eine<br />

REA-Suspension aus dem Betrieb des<br />

Steinkohlekraftwerks Block 9 des GKM anstelle<br />

einer synthetischen Suspension für<br />

die Experimente im Labormaßstab verwendet.<br />

Während der Versuche wurden die Hg-<br />

Spezies, d.h. der Anteil an Hgo und Hg 2+ ,<br />

sowohl im Roh-, wie auch im Reingas kontinuierlich<br />

gemessen. Zusätzlich wurde der<br />

Einfluss der Additive auf den pH-Wert und<br />

das Redoxpotential der REA-Suspension<br />

untersucht.<br />

Theorie<br />

Hg gelangt als Spurenelement in der Kohle<br />

beim Verbrennungsprozess in das Rauchgas<br />

eines Steinkohlekraftwerks. Typische<br />

Massenanteile von Hg in Steinkohlen liegen<br />

zwischen 0,05 und 0,2 mg/kg [<strong>10</strong>].<br />

Die Möglichkeiten zur Minderung von Hg-<br />

Emissionen sind eng gekoppelt mit den<br />

technisch relevanten Eigenschaften von Hg<br />

(Löslichkeit in Wasser, Dampfdruck und<br />

Aggregatzustand). Diese wiederum werden<br />

durch die chemischen Bindungsformen<br />

des Quecksilbers bestimmt. Im Rauchgas<br />

können drei verschiedene Hg-Spezies<br />

vorliegen. Ihre Oxidationsstufen sind [<strong>10</strong>]:<br />

Hg 0 – elementares Quecksilber,<br />

Hg 1+ – einwertiges Quecksilber und<br />

Hg 2+ – zweiwertiges Quecksilber.<br />

Einwertiges Quecksilber gehört unter<br />

Kraftwerksbedingungen nicht zu der vorherrschenden<br />

Spezies und wird daher in<br />

den weiteren Betrachtungen nicht weiter<br />

berücksichtigt [11].<br />

Hg 0 hat eine sehr geringe Wasserlöslichkeit,<br />

siehe Ta b e l l e 2 , und passiert deshalb<br />

die REA bei pH-Werten größer 5, ohne<br />

abgeschieden zu werden. Damit hat Hg 0<br />

ein geringes Potential in der REA abgeschieden<br />

zu werden. Eine Hg 0 -Minderung<br />

von 40 % bei einem sauren pH-Wert von<br />

3,8 kann laut Schütze im Labormaßstab<br />

durch die REA-Suspension erreicht werden.<br />

Er kommt zum Schluss, dass niedrige<br />

pH-Werte eine Hg 0 -Abscheidung begünstigen<br />

können [12]. Dies wurde von Bittig<br />

bestätigt [13]. Nach Ma werden ab pH 3<br />

konstant schlechtere Absorptionsraten für<br />

Hg 0 festgestellt, selbst wenn die Lösung<br />

vorteilhaft zur Hg 0 -Absorption mit Komponenten<br />

an- bzw. abgereichert wird [14]. Es<br />

kann von einem geringem bis keinem Auswaschen<br />

von Hg 0 unter betriebsüblichen<br />

Bedingungen von Einkreiswäschern bei pH<br />

>5 ausgegangen werden.<br />

Tab. 2. Löslichkeit in Wasser bei 20-25 °C von<br />

Hg 0 und HgCl 2 entnommen aus [12].<br />

Spezies<br />

Wasserlöslichkeit in g/l<br />

Hg 0 6,1 ∙ <strong>10</strong> -5<br />

HgCl 2 68,1<br />

Im Nasswaschverfahren der REA kann aufgrund<br />

seiner Wasserlöslichkeit nur Hg 2+<br />

gut absorbiert werden.<br />

Als Absorption wird die selektive Aufnahme<br />

von Atomen oder Molekülen in einer<br />

Flüssig-, Feststoff- oder Gasphase verstanden.<br />

Das Absorbens Hg wird aufgrund des<br />

Konzentrationsgradienten von der absorbierenden<br />

Phase, der REA-Suspension,<br />

aufgenommen [15]. Die Löslichkeit gibt<br />

die Absorptionsfähigkeit eines Stoffes an<br />

[4].<br />

Der Umkehrprozess der Absorption wird<br />

Desorption genannt. Die Desorption bereits<br />

absorbierten Quecksilbers wird als<br />

Re-Emission der REA bezeichnet. Eine Desorption<br />

von Hg kann über zwei Wege erfolgen.<br />

––<br />

Hg 2+ wird innerhalb des Wäschers durch<br />

RedOx-Reaktion mit der REA-Suspension<br />

zu Hg 0 reduziert und dadurch reemittiert<br />

[4]. Dieser Mechanismus kann<br />

durch die Komplexierung von Hg 2+ unterbunden<br />

werden [13].<br />

––<br />

Das chemische Gleichgewicht zwischen<br />

Hg 2+ in Gas- und Flüssigphase wird gemäß<br />

des Henry-Gesetzes (Gleichung 1)<br />

gestört, wodurch bereits gelöstes Hg 2+<br />

wieder in die Gasphase übergeht.<br />

<br />

Gleichung 1<br />

Die gelöste Konzentration eines Stoffes,<br />

c i,(aq) , ist gleich dem Produkt aus ihrer<br />

stoffspezifischen und temperaturabhängigen<br />

Henry-Konstante H i (T) und der Stoffkonzentration<br />

in der Gasphase, γ i,(g) . Danach<br />

gilt, dass die absorbierte Hg-Konzentration<br />

eine Konzentration in der Gasphase<br />

bedingt [4].<br />

Mit sinkender, in der Suspension gelöster<br />

Hg-Konzentration kann sowohl die Reduktion<br />

zu Hg 0 als auch die Re-Emission nach<br />

Henry vermindert werden [13]. Eine Senkung<br />

der Hg-Konzentration in der REA-<br />

Suspension kann durch einen verstärkten<br />

Austrag von Hg aus der REA erreicht werden.<br />

Durch die Erhöhung des Durchsatzes<br />

der REA-Abwasseraufbereitungsanlage<br />

(RAA) kann der Hg-Austrag aus der REA<br />

erhöht werden. Übersteigt der Hg-Austrag<br />

mit dieser Maßnahme dennoch nicht den<br />

Hg-Eintrag durch Hg-Absorption aus dem<br />

Rauchgas in die Suspension, kommt es zur<br />

Akkumulation und Steigerung des Hg-Inventars<br />

in der REA. Kann der Hg-Austrag<br />

nicht gesteigert werden, können Additive,<br />

die in die REA-Suspension dosiert werden,<br />

zur Minderung von Hg-Emissionen beitragen.<br />

Diese sind in der Lage, gelöstes Hg in<br />

einen Feststoff zu überführen, der idealerweise<br />

nicht über den Gips sondern über die<br />

RAA ausgeschleust wird. Dadurch kann<br />

eine größere Hg-Fracht aus der REA bei<br />

gleichem RAA-Durchsatz ausgetragen werden.<br />

Mit den Additiven in dieser Versuchsreihe<br />

werden vorwiegend zwei Mechanismen<br />

verfolgt:<br />

––<br />

Sulfidische Schwermetallfällung<br />

––<br />

Adsorption<br />

Schwermetallfällungsmittel reagieren<br />

vorwiegend mit oxidiertem, gelöstem Hg 2+<br />

zu Reaktionsprodukten, die wegen ihrer<br />

hohen Dichte (i.Vgl. zum Filtrat der Suspension)<br />

sedimentieren und zumeist im<br />

Feststoffanteil der Suspension wiedergefunden<br />

werden können [12]. Zu diesen gehört<br />

NETfloc SMF-1 (Firma NET GmbH).<br />

Dieses bildet als anorganische Natrium-<br />

Thionat- und Polymerschwefelverbindung<br />

mit Quecksilber HgS [16]:<br />

Gleichung 2<br />

Bei Reaktion von NETfloc SMF -1 mit Säuren<br />

in der REA-Suspension kann eine geringe<br />

Menge Schwefelwasserstoff freigesetzt<br />

werden.<br />

Cleanfloc EPOmax P1 (AQUA-Technik<br />

GmbH) ist ein organisches Polymer mit<br />

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