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VGB POWERTECH 10 (2019)

VGB PowerTech - International Journal for Generation and Storage of Electricity and Heat. Issue 10 (2019). Technical Journal of the VGB PowerTech Association. Energy is us! Cyber security. Power generation. Environment. Flexibility.

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Minderung von Quecksilberemissionen durch Additivdosierung <strong>VGB</strong> PowerTech <strong>10</strong> l <strong>2019</strong><br />

schwefelhaltigen Gruppen, das bei der<br />

Schwermetallfällung einen unlöslichen<br />

Chelatkomplex mit vorwiegend Hg 2+ bildet<br />

[17]. Als Vertreter von Dimethyldithiocarbamat,<br />

welches die am häufigsten eingesetzte<br />

Verbindung zur Schwermetallfällung<br />

in der Galvanotechnik ist, kann es<br />

auch hier in sauren Lösungen zur Freisetzung<br />

von Schwefelwasserstoff kommen.<br />

Unter Adsorption wird ein thermisches<br />

Trennverfahren verstanden [18]. Die Anlagerung<br />

von Stoffen aus gasförmigen oder<br />

flüssigen Phasen an einer festen Oberfläche<br />

wird als Adsorption bezeichnet. Die<br />

Umkehrung, das Entfernen von adsorbierten<br />

Stoffen, wird wie bei der Absorption<br />

ebenfalls als Desorption bezeichnet [19].<br />

Zur Adsorption eignet sich beispielsweise<br />

Herdofenkoks, mahlaktiviertes HOK ® (Firma<br />

Rheinbraun Brennstoff GmbH). Es wird<br />

im Herdofenverfahren aus der rheinischen<br />

Braunkohle hergestellt. Im Gegensatz zu<br />

Aktivkohlen besitzt Herdofenkoks eine geringere<br />

spezifische innere Oberfläche<br />

(nach der BET-Methode durch N 2 -Isotherme<br />

bei 77 K: ~300 m²/g vs. 700 bis 1.400<br />

m²/g bei Pulveraktivkohlen), jedoch verfügt<br />

Aktivkoks aus Braunkohle über ein<br />

Porensystem mit einem hohen Anteil an<br />

Mesoporen (nach IUPAC-Norm: dp 2 bis<br />

50nm) [18]. Vorwiegend gelöstes Hg 2+<br />

wird physikalisch an der inneren Oberfläche<br />

des HOK ® adsorbiert. Der hohe Mesoporenanteil<br />

soll die adsorptive Eigenschaft<br />

des HOK ® bezüglich Hg und anderen<br />

Schwermetallen verbessern [20].<br />

Eine Auflistung der einzelnen Additive und<br />

ihre jeweiligen Reaktionsprodukte mit Hg<br />

kann der Ta b e l l e 3 entnommen werden.<br />

Tab. 3. Additivliste mit Hg-Reaktionsprodukt.<br />

Aus der Differenz der Gesamtkonzentration<br />

an Quecksilber und dem metallischen<br />

Anteil ergibt sich die Hg 2+ -Konzentration.<br />

Das Messgerät selbst kann durch das Messprinzip<br />

der Kaltdampf-Atomabsorptionsspektroskopie<br />

(cold vapor AAS) Hg 0 erfassen.<br />

Deswegen ist eine Reduktion mit Zinnchloridlösung<br />

in diesem Messaufbau<br />

erforderlich. Der abgedeckte Konzentrationsbereich<br />

liegt zwischen 0 und 500 µg/m³<br />

[22].<br />

Hg-Konzentrationsmessung Proben<br />

Neben den Gasuntersuchungen wird die<br />

REA-Suspension nach Abschluss der Versuche<br />

auf ihren Quecksilbergehalt untersucht.<br />

Zur Bestimmung der Hg-Konzentration der<br />

Suspension werden zwei Proben (A + B)<br />

gleichzeitig aus der REA entnommen. Aus<br />

A ergibt sich nach der Filtration der Feststoffanteil<br />

der Suspension, aus B das Filtrat.<br />

Bei B wird jedoch 1 ml einer Kaliumdichromat-Lösung<br />

(5 g K 2 Cr 2 O 7 in 1 l HNO 3<br />

mit 1:1 konz. HNO 3 :H 2 O) als starkes Oxidationsmittel<br />

vorgelegt. Mit B (<strong>10</strong>0 ml) erfolgt<br />

nun die Filtration. In einem Büchnertrichter<br />

wird dazu der Filter „Blauband<br />

5893“ (Firma Schleicher & Schuell) verwendet.<br />

In diesem muss gelöstes Hg durch<br />

die Kaliumdichromat-Lösung als starkes<br />

Oxidationsmittel stabilisiert werden, um<br />

Minderbefunde zu vermeiden.<br />

Zur Bestimmung der Hg-Konzentrationen<br />

in den Versuchsproben durch direkte Feststoff-<br />

oder Flüssiganalyse wird ein Analysator<br />

mit interferenzfreier Quecksilberanalytik<br />

verwendet. Ein vorheriger Aufschluss<br />

der Proben ist nicht erforderlich. Hierdurch<br />

entfallen Probenvorbereitungsschritte,<br />

die potentiell zu Kontaminationen<br />

führen können. Für die Messung wird das<br />

Gerät DMA-80 (Firma MLS) eingesetzt.<br />

Das aus der Probe in einem Verbrennungsprozess<br />

freigesetzte Hg wird an einem<br />

Amalgamkollektor gebunden, danach atomisiert<br />

und gasförmig in Messküvetten<br />

überführt. Die Messung wird mit dem eingebauten<br />

Atomabsorptions-Spektrometer<br />

(AAS) vorgenommen. Es wird ein Messbereich<br />

von 0,001 bis 1.000 ng Hg abgedeckt<br />

[22].<br />

Versuchsaufbau<br />

Die für die Versuche genutzte REA im Labormaßstab<br />

war wie in B i l d 1 dargestellt<br />

aufgebaut.<br />

1,5 l REA-Suspension des Blockes 9 wurden<br />

in den externen Sumpf gefüllt. Aus<br />

dem externen Sumpf wurde die eingefüllte<br />

REA-Suspension mit einer Peristaltikpumpe<br />

in den Absorberkolonnenkopf gefördert<br />

und strömte entlang der Kolonne nach unten,<br />

über eine Siphonverbindung zurück in<br />

den externen Sumpf. Frische Kalksteinsuspension<br />

des Blockes 9 wurde in Abhängigkeit<br />

des pH-Werts (Sollwert 5,5) in den<br />

Sumpf automatisch dosiert. Sobald das<br />

System in Betrieb war, wurde die Suspension<br />

auf eine typische Betriebstemperatur in<br />

Steinkohlekraftwerken von 55 °C temperiert.<br />

In den Versuchen wurde ein synthetisches<br />

Rauchgas bestehend aus 3,5 Vol.-% O 2 , 15<br />

Vol.-% CO 2 und 81,5 Vol.-% N 2 verwendet.<br />

Diesem wurde so viel SO 2 zugegeben, dass<br />

das resultierende Rauchgas eine SO 2 -Konzentration<br />

von 1.136 ± 36,2 mg/m³ i.N.<br />

enthielt. Hg 0 wurde zusammen mit ver-<br />

Handelsname<br />

Reaktionsprodukt mit<br />

Quecksilber<br />

3<br />

NETfloc SMF-1<br />

Cleanfloc EPOmaxP1<br />

HOK ®<br />

HgS<br />

schwerlöslicher<br />

Chelatkomplex<br />

Hg adsorbiert an<br />

HOK ® Partikel<br />

vom DeNOx<br />

Katalysator:<br />

N 2<br />

H 2 O<br />

HCl<br />

2<br />

Methoden<br />

HgCl 2<br />

Absorberkolonne<br />

Hg 0 SO 2<br />

3,5 % O 2<br />

Hg-Speziesmessung Rauchgas<br />

Die Hg-Spezies werden mit dem Messgerät<br />

Typ RA-915 AMFG der Firma Lumex (mit<br />

chloriertem DOWEX ® als Hg 2+ -Fänger für<br />

Hg 0 -Messungen) bestimmt.<br />

Dazu wird im entnommenen Rauchgas zuerst<br />

die Summe aller Hg-Spezies bestimmt.<br />

Hierzu wird das im Rauchgas vorliegende<br />

Hg 2+ mittels einer Zinnchloridlösung<br />

(Sn 2 Cl 2 ) vollständig reduziert. Im Anschluss<br />

wird ein chloriertes Ionenaustauscherharz<br />

(DOWEX ® 50W X8 Firma DOW<br />

DU Point Inc.) zur Absorption des oxidierten<br />

Quecksilbers vor der Reduktion mit<br />

Sn 2 Cl 2 eingesetzt. Damit wird der Hg 0 -Anteil<br />

im entnommenen Rauchgas gemessen.<br />

Luft<br />

Trägergas<br />

1<br />

15 % CO 2<br />

81,5 % N 2<br />

externer<br />

Sumpf<br />

Bild 1. Aufbau REA im Labormaßstab, entnommen aus [4].<br />

CaCO 3<br />

Additivdosierung<br />

Überlauf<br />

52

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