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VGB POWERTECH 10 (2019)

VGB PowerTech - International Journal for Generation and Storage of Electricity and Heat. Issue 10 (2019). Technical Journal of the VGB PowerTech Association. Energy is us! Cyber security. Power generation. Environment. Flexibility.

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A journey through <strong>10</strong>0 years <strong>VGB</strong> | <strong>VGB</strong> <strong>POWERTECH</strong> 1/2 (20<strong>10</strong>)<br />

Potenzial und Akzeptanz der Wasserkraft<br />

Tabelle 5. Akzeptanzsteigernde Massnahmen für die Wasserkraft.<br />

Aspekt<br />

der Beanstandung<br />

Informationsdefizite<br />

der Betroffenen<br />

Eingriff in natürliche<br />

Fliessgewässer<br />

Gestörte Gewässerdurchgängigkeit<br />

Art<br />

der Maßnahme<br />

Information<br />

Ökologisch<br />

Technisch<br />

pa sehr hoch, wobei es allerdings bei konkreten<br />

Neubauprojekten oftmals in der betroffenen<br />

Region bei der Bevölkerung und der Politik<br />

massive Widerstände gibt.<br />

Gezielte Bewusstseinsbildung für die Nutzung<br />

von natürlichen Ressourcen zur Energiegewinnung<br />

und eine Aufklärung der Bevölkerung<br />

über die von der Wasserkraft übernommenen<br />

Zusatzaufgaben (Hochwasserschutz,<br />

Verringerung von Flusseintiefungen, ganzjährige<br />

Schiffbarmachung von Flüssen usw.) tragen<br />

zu einer gesteigerten Akzeptanz zur Ressource<br />

Wasserkraft bei. Die Ta b e l l e 5 zeigt<br />

ausgewählte Beispiele für Akzeptanz steigernde<br />

Maßnahmen.<br />

Akzeptanzsteigernde Maßnahmen<br />

Frühzeitige und umfassende Öffentlichkeitsarbeit<br />

unter Einbindung aller Betroffenen<br />

(Bevölkerung, Politik, Interessensvertreter,<br />

NGO usw.) Newsletter, Homepage, Bürgerinformationsveranstaltungen,<br />

aktive Pressebegleitung,<br />

Ombudsmann für den Planungsbzw.<br />

Bauprozess<br />

Planung von umfangreichen ökologische<br />

Begleit- bzw. Ersatzmaßnahmen oder Ausgleichsmaßnahmen<br />

Errichtung einer ökologisch ausgereiften<br />

Fischauf- und Fischabstiegsstiegshilfe<br />

Emissionen der Baustelle Technisch umfangreiche Lärmschutzmaßnahmen,<br />

Reifenwaschanlagen, Einsatz von<br />

Förderbändern, Verkehrsoptimierung usw.<br />

Emissionen der Baustelle Finanziell Entschädigung, Mehrwertschaffung in der<br />

Region: Einplanung regionaler Infrastrukturmaßnahmen<br />

Veränderung im<br />

Landschaftsbild<br />

[TWh]<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

<strong>10</strong><br />

0<br />

Wasserkraft<br />

Bruttostromerzeugung<br />

2007<br />

68,0 TWh<br />

Sonstige<br />

Information<br />

Theoretisches Potenzial<br />

(Lehner)<br />

123,8<br />

Technisches<br />

Potenzial<br />

41,5<br />

Erstellung von realen Visualisierungen,<br />

Vorführung realistischer Auswirkungen (z.B.<br />

Restwasserdotation Inn bei GKI), Kraftwerksarchitektur<br />

unter Bedachtnahme auf das<br />

Stadt- bzw. Landschaftsbild<br />

Wirtschaftliches<br />

Potenzial<br />

37,5<br />

35,0<br />

Ausgebautes<br />

Potenzial<br />

Wirtschaftliches<br />

Restpotenzial<br />

2007 Wirtschaftliches<br />

2,5 1,7 Restpotenzial<br />

nach 2020<br />

nationaler<br />

0,8<br />

Ausbauplan<br />

Bild 9. Schweiz – Wasserkraftpotentiale und nationaler Aktionsplan 2005 bis 2020.<br />

Maßnahmen anhand ausgewählter<br />

Kraftwerksprojekte<br />

Kraftwerk Freudenau der AHP<br />

Das Donaukraftwerk Freudenau (B i l d 1 0 ) in<br />

Wien, Österreich war das weltweit erste Flusskraftwerk<br />

(1.052 GWh/172 MW) innerhalb einer<br />

Stadt mit rd. zwei Millionen Einwohnern.<br />

Nach einer Bauzeit von nur fünf Jahren wurde<br />

im Herbst 1997 erstmals Strom erzeugt. Im<br />

Frühjahr 1998 konnte der Vollbetrieb mit allen<br />

sechs Maschinen aufgenommen werden. Das<br />

Laufkraftwerk besteht im Wesentlichen aus<br />

dem Krafthaus, dem Betriebsgebäude, einer<br />

Wehr- und einer Schleusenanlage.<br />

Bild <strong>10</strong>. Kraftwerk Freudenau der AHP.<br />

Der Neubau des Kraftwerks wurde erst nach<br />

einer Volksbefragung unter großer Zustimmung<br />

(73 % Befürwortung) der Bevölkerung bzw.<br />

nach positivem Abschluss einer freiwilligen<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung umgesetzt.<br />

Zum Gelingen des Vorhabens wurde vom Betreiber,<br />

der Verbund Austrian Hydro Power<br />

AG, größtes Augenmerk auf ausgezeichnete<br />

interdisziplinäre Planungen, intensive Bürgerbeteiligungen<br />

bzw. -information, aktive Pressearbeit<br />

und die Installation eines Infocenters<br />

gelegt. Einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung<br />

der Akzeptanz stellte ein gemeinsam mit<br />

der Stadt Wien durchgeführter mehrstufiger<br />

Wettbewerb dar. In einer ersten Phase wurden<br />

funktionelle und gestalterische Fragen, die für<br />

die Stadtentwicklung und -gestaltung, für die<br />

Wasserwirtschaft sowie für die ökologische<br />

Situation im möglichen zukünftigen Stauraum<br />

von großer Bedeutung waren, geklärt. Die<br />

zweite Phase hatte die Gestaltung der Kraftwerksanlage<br />

und des Stauraums zum Ziel. An<br />

laufenden Informationsveranstaltungen nahmen<br />

rd. 15.000 Personen teil.<br />

Neben dem eigentlichen Zweck, der Energiegewinnung,<br />

bewirkte das Projekt den Stopp<br />

einer fortgeschrittenen Eintiefung der Donau<br />

bei Wien mit dem Effekt, dass die im Oberwasser<br />

befindlichen Gewässer nun wieder<br />

ausreichend Wasser bekommen. Zusätzlich<br />

wurden umfangreiche Umweltschutzmaßnahmen,<br />

wie die Errichtung eines Fischaufstieges<br />

vorgenommen. Die mit dem Bau des Kraftwerkes<br />

aufgewertete Donauinsel gilt heute als<br />

Naherholungsraum und Freizeitpark der Bevölkerung<br />

Wiens und bietet durch Biotope,<br />

Buchten und Inseln zusätzlichen Lebensraum<br />

für Tiere und Pflanzen.<br />

Gemeinschaftskraftwerk Inn<br />

Das Gemeinschaftskraftwerk Inn (B i l d 1 1 ),<br />

ein Wasserkraftwerksprojekt (414 GWh/<br />

89 MW) an der Grenze zwischen der Schweiz<br />

und Österreich am Inn, geht in der Projektgeschichte<br />

schon in die 1950er-Jahre zurück.<br />

Ein Anlauf zur Umsetzung zu Beginn der<br />

1980er-Jahre wurde aufgrund des intensiven<br />

Widerstandes der Bevölkerung gestoppt.<br />

Nach einer vollkommenen Neuplanung wurde<br />

das Projekt im Jahr 2002 wieder in die Diskussion<br />

gebracht. In der aktuellen Planung<br />

steht nicht mehr nur die Energiegewinnung<br />

im Vordergrund, sondern es werden erhebliche<br />

energiewirtschaftliche Abstriche durch<br />

die größtmögliche Rücksichtnahme auf<br />

Mensch und Umwelt in Kauf genommen.<br />

Durch diese Gesamtoptimierung steht das<br />

42 <strong>VGB</strong> PowerTech 1/2 of 20<strong>10</strong><br />

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