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Nr. 40/41 - Netzwerk Recherche

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Jahreskonferenz 2008 von <strong>Netzwerk</strong> <strong>Recherche</strong> – READER für Freitag, 13. Juni 2008<br />

6) Inwieweit unterscheidet sich die <strong>Recherche</strong> im Sportjournalismus von anderen Ressorts? Welche<br />

Erfahrungen und Standards sind jeweils übertragbar, welche nicht?<br />

Im Prinzip sollte es überhaupt keine Unterschiede geben. Rein handwerklich kann es die auch nicht<br />

geben. Das Hauptproblem ist, dass Sport ein Unterhaltungssegment ist. Bei vielen Hierarchen, auch<br />

bei preisgekrönten Intendanten oder Chefredakteuren, kommt der Fan durch, wenn es um Sport geht.<br />

Sie wollen Sport zu großen Teilen als Unterhaltungssegment umgesetzt sehen. Fansein vernebelt im<br />

Übrigen die Sinne. Aber vieles, was da getrieben wird, wird ganz bewusst so angegangen. Ihre<br />

Beschränkungen der journalistischen Arbeit, ihre mangelnden Leitlinien, ihr geringes Fachverständnis<br />

führte über Jahre auch zwangsläufig zu bescheidenen journalistischen Leistungen im Sportsegment.<br />

Es wäre höchst verlogen, diesen evidenten Zusammenhang zu leugnen. Ohne dass ich damit die in<br />

der Hierarchie unten stehenden Sportjournalisten in Schutz nehmen will, die sich nicht um derartige<br />

Themen kümmern/kümmerten oder sich durch Wegschauen/Schweigen/Verbrüdern oder Meineide<br />

vor Gericht (auch das gab es, beispielsweise im Fall Drechsler) gar zu Handlangern eines kriminellen<br />

Systems machten.<br />

Günter Wallraff – <strong>Recherche</strong> undercover<br />

Günter Wallraff, gelernter Buchhändler, hat seine ersten Rollenreportagen aus Industriebetrieben<br />

bereits in den sechziger Jahren veröffentlicht. Bis heute wird die verdeckte <strong>Recherche</strong> in Deutschland<br />

zuerst mit seiner Person assoziiert. Nach den <strong>Recherche</strong>n bei BILD (1977) und als „Türke Ali" (1985)<br />

hat er jüngst an die alte Arbeitsweise angeknüpft, mit Veröffentlichungen im Zeit-Magazin über die<br />

Arbeitsbedingungen in Call Centern (2007) und in einer Großbäckerei (2008). Er lebt in Köln und<br />

engagiert sich u.a. für Projekte, die der besseren Verständigung zwischen türkischen Einwanderern<br />

und Deutschen dienen.<br />

Erzählcafés<br />

Auf der Strecke geblieben:<br />

Politische und wirtschaftliche Einflüsse auf lokale Tageszeitungsredaktionen<br />

Thema:<br />

Acht Jahre lang hat der Lokaljournalist Ralf Garmatter für das „Hohenloher Tageblatt“ gearbeitet. Ein<br />

Artikel über den Film „Wie im Stadion“ – eine Dokumentation über eine vierwöchige Public-Viewing-<br />

Veranstaltung während der Fußball-WM 2006 – hat ihn nun den Job gekostet. Der<br />

Bundestagsabgeordnete und Unternehmer Christian Freiherr von Stetten (CDU), dessen<br />

Geschäftspraktiken in dem Dokumentarfilm diskutiert werden, hatte sich zuvor wegen Garmatters<br />

Artikel beim Lokalzeitungsgeschäftsführer beschwert.<br />

Teilnehmer:<br />

Ralf Garmatter, freier Journalist<br />

Axel Wiczorke, Dokumentarfilmer,<br />

Moderation: Wolfgang Messner, Stuttgarter Zeitung<br />

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