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Nr. 40/41 - Netzwerk Recherche

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Jahreskonferenz 2008 von <strong>Netzwerk</strong> <strong>Recherche</strong> – READER für Samstag, 14. Juni 2008<br />

ist. Wenn diejenigen, die einen Großteil der Zeitungen und Zeitschriften voll schreiben, sich ihre Arbeit<br />

nur noch leisten können, weil sie nebenbei PR machen, dann höhlt das auf Dauer die Funktion der<br />

Presse aus. Verlieren die Medien in ihrer gegenwärtigen Funktion nicht ihre demokratiestabilisierende<br />

Wirkung, weil Freie einerseits unverzichtbar geworden sind für diesen Betrieb, davon aber gleichzeitig<br />

kaum noch vernünftig leben können?<br />

Eines aber muss feststehen: Der gut verdienende Ehepartner darf nicht zum Alimentierer eines<br />

Journalismus werden, der immer mehr Freie die Arbeit machen lässt. Schreiben ist kein Hobby,<br />

Journalismus keine Freizeitbeschäftigung.<br />

Bei Rückfragen:<br />

Benno Stieber (stieber@gmx.de)<br />

Felix Zimmermann (zimmermann@weltreporter.net)<br />

Tobias Zick (zick@plan17.de)<br />

Kai Schächtele (schaechtele@weltreporter.net)<br />

Michael Anger, stellvertretender Bundesvorsitzender Deutscher Journalisten-Verband:<br />

1.) Macht Schreiben arm?<br />

Schreiben macht glücklich. Aber das Glück des Tüchtigen reicht selten, um gerechten Lohn zu<br />

erhalten.<br />

2.) Mit welchen Problemen haben freie Journalisten zu kämpfen?<br />

Mit einem Gesetzgeber, der <strong>Recherche</strong>n für gute Geschichten immer stärker behindert, mit einer Flut<br />

kostenloser Informationen an die Redaktionen, mit manchen festangestellten Kollegen, die ein<br />

anständiges Preis-Leistungs-Verhältnis ignorieren, mit einigen Finanzämtern, deren Mitarbeiter nicht<br />

wissen, dass Geld schwer zu verdienen ist.<br />

3.) Freie verdienen im Schnitt weniger Geld als festangestellte Journalisten. Woran liegt das? Was<br />

machen die Freien falsch?<br />

Nicht viel. Marktwert ist eben auch eine Sache von Angebot und Nachfrage. Aber viele Freie<br />

verkaufen sich von vornherein unter Wert, konzentrieren sich zu wenig auf ihre journalistischen<br />

Stärken und prüfen nicht die Möglichkeit, sich mit Kollegen zusammenzuschließen.<br />

4.) Wie hat sich die Situation freier Journalisten in den vergangenen Jahren verändert? Welche Rolle<br />

spielen die Verlage dabei?<br />

Gerade Kollegen, die auf Themen mit erhöhtem <strong>Recherche</strong>aufwand - und damit höheren<br />

Gestehungskosten – spezialisiert sind, haben immer größere Probleme, Abnehmer zu finden, weil die<br />

Verlage immer stärker darauf setzen, das Printprodukt nur irgendwie zu füllen. Qualität wird zur<br />

Nebensache.<br />

5.) Gewerkschaften wird vorgeworfen, sie würden sich zu wenig für die Interessen der freien<br />

Journalisten einsetzen. Stimmt das?<br />

Der DJV bietet alles, was Freie brauchen: u.a. Existenzgründungsseminare, Weiterbildung,<br />

Rechtsschutz, Honorarverhandlungen, <strong>Netzwerk</strong>e.<br />

6.) Was könnten die Gewerkschaften besser machen?<br />

Den Freien mehr Selbstbewusstsein beibringen und den Festangestellten mehr Solidarität mit den<br />

Freien.<br />

7.) Braucht es eine eigene Institution für die Vertretung der Freien-Interessen? Welche Ziele sollte ein<br />

solcher Zusammenschluss verfolgen?<br />

Die Institution gibt es - den DJV. Wir organisieren 18.000 Freie. Das Ziel ist Moltkescher Natur:<br />

Getrennt arbeiten, vereint kämpfen - für die Rechte aller Journalisten.<br />

8.) Könnte eine Freien-Vereinigung auch innerhalb der Gewerkschaften wirken?<br />

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