23.12.2012 Aufrufe

Nr. 40/41 - Netzwerk Recherche

Nr. 40/41 - Netzwerk Recherche

Nr. 40/41 - Netzwerk Recherche

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Geschwindigkeit eines Feuerwerks. Dies entspricht<br />

auch der globalen Verwendung des Handys, die zu<br />

einer vielfältigen Polyphonie sui generis geführt hat.<br />

Eine schnelle Abfolge der Informationen, Telefonsignale<br />

und musikalischen Ereignisse sind darum Grundmaßstab<br />

der Montage: Durchsichtigkeit jedoch bleibt<br />

das wesentliche Ziel dieser Arbeit.“<br />

Transparent wird eine Fülle heutiger Wirklichkeit in<br />

kurzen Gesprächseinheiten. Komisch unterbrochene<br />

Anrufe von Fernreisenden und Sportfans vermitteln<br />

hektische Freizeitatmosphäre. Versprengte Stichworte<br />

zu Migration, Krieg, Wirtschaftsentwicklung, Meinungsforschung<br />

deuten auf den großen Problemrahmen,<br />

Dazwischen bieten verstreute Mitteilungenen<br />

den kleinen Alltag. Mehr und mehr suggerieren sie<br />

Beziehungen von drei Generationen eines Clans, die<br />

Anteilnahme wecken: Locker skizziert Kagel lauter<br />

Anfänge und lose Enden einer Familiengeschichte.<br />

Auf der Suche nach einem Kurzzeitjob klappert da<br />

beispielsweise Tina (Kirstin Petri) telefonisch eine<br />

� DOKUMENTATION<br />

„Zurück zum Journalismus“<br />

DOKUMENTATION<br />

21.5.2008 <strong>Nr</strong>. <strong>40</strong>/<strong>41</strong> � epd medien 25<br />

Reihe einschlägiger Annoncen ab, während sie ihrer<br />

neuen Liebe und Opas siebzigstem Geburtstag entgegensieht.<br />

Wenn der Großvater (Hans Peter Hallwachs)<br />

zum Fest in ein exotisches Restaurant einladen<br />

will und dabei „die ganze Landkarte“ der Angebote<br />

durchgeht, konkretisiert sich das Thema Migration<br />

anschaulich im verkleinerten Maßstab.<br />

“Stefan ist gestorben, wie konnte das passieren?“ -<br />

So beginnt in einer hellhörigen Sequenz gegen Ende<br />

des Reigens eine Auseinandersetzung mit dem Tod,<br />

die sich in Dutzenden von Handyanrufen im Bekanntenkreis<br />

ausweitet und hoffnungslos zersplittert. Der<br />

Komponist diagnostiziert die Lücke: so viel Gerede,<br />

aber kein verbindliches Wort. In wie zufällig aufgeschnappten<br />

Mitteilungsfetzen verbindet Kagels kluges<br />

Radiostück Alltag und Ausnahmesituationen,<br />

Banales und Weltbewegendes, Oberfläche und Tiefe:<br />

Kagel, ein Pionier der Text- und Klangmontage, besticht<br />

mit diesem wichtigen Hörspiel als großer Perfektionist.<br />

Eva-Maria Lenz<br />

Lutz Hachmeister über Reporter und Redakteure im 21. Jahrhundert<br />

epd Der Medienforscher und Dokumentarfilmer<br />

Lutz Hachmeister fordert die Medien auf, sich auf<br />

den Journalismus zurückzubesinnen. Die Medienhäuser<br />

bräuchten weniger sogenannte Content<br />

Manager als vielmehr leitendes Personal, für das<br />

„journalistische Arbeit nicht lästiger Kostenfaktor<br />

ist, sondern Garant einer publizistischen Haltung“,<br />

sagte Hachmeister am 7. Mai bei der Verleihung<br />

des Wächterpreises der Tagespresse in Frankfurt<br />

am Main. Die Rede, die wir im Folgenden dokumentieren,<br />

wurde epd medien vom Autor in einer<br />

überarbeiteten Fassung zur Verfügung gestellt.<br />

(Vgl. auch zum selben Themenfeld unsere Dokumentationen<br />

neuerer Reden von Bundesinnenminister<br />

Wolfgang Schäuble - epd 38-39/08 - und<br />

„Welt“-Chefredakteur Thomas Schmid - epd<br />

37/08.)<br />

Der Journalismus befindet sich seit einiger Zeit in einem<br />

Wirbelsturm der Untergangsrhetorik: „Newspaper Endgame“,<br />

„The End of Journalism“, „the Vanishing Newspaper“<br />

oder schlicht „Out of Print“ - das sind die gern aus<br />

den USA übernommenen Vokabeln. Auffällig ist dabei,<br />

dass das vermeintliche Ende des professionellen Journalismus<br />

mehr oder weniger mit dem irgendwann für 2030<br />

oder 20<strong>40</strong> prognostizierten Verschwinden der gedruckten<br />

Zeitung gleichgesetzt wird.<br />

Viele Journalisten beginnen, sich schon jetzt ein wenig<br />

wie die berühmten britischen Heizer auf der Elektrolok<br />

zu fühlen. Sie werden kleinlaut, ängstlich und<br />

missgestimmt. „Nur wenige Leute glauben“, so hat im<br />

März dieses Jahres der Journalistik-Professor und<br />

überzeugte liberale Kolumnist Eric Alterman im „New<br />

Yorker“ geschrieben, „dass Zeitungen in ihrer gegenwärtigen<br />

gedruckten Form überleben werden. Zeitungsverlage<br />

verlieren Werbekunden, Leser, Marktwert<br />

und in einigen Fällen den Sinn für ihre Mission<br />

in einer Geschwindigkeit, die noch vor vier Jahren<br />

kaum denkbar gewesen wäre.“<br />

Nachfrage nach Qualitätsjournalismus<br />

Am 17. April dieses Jahres meldete die New York<br />

Times Company für das erste Quartal 2008 im Vergleich<br />

zum Vorjahr einen Umsatzverlust von 5,7 Pro-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!