Nr. 40/41 - Netzwerk Recherche
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Jahreskonferenz 2008 von <strong>Netzwerk</strong> <strong>Recherche</strong> – READER für Freitag, 13. Juni 2008<br />
Eine Chance liegt in der crossmedialen Verschränkung und Ergänzung lokaler Informationen. Lokale<br />
Medien funktionieren auch in Zukunft. Allerdings nur, wenn deren Macher sich auf die veränderten<br />
Rezipienten-Interessen und -Gewohnheiten einstellen.<br />
7) Was tun Sie persönlich, um den Lokaljournalismus zukunftsfähig zu machen?<br />
Ich hoffe viel, doch das sollen andere beurteilen.<br />
Antworten von Joachim Braun, Projektteam Lokaljournalismus/Tölzer Kurier<br />
1.) Welche drei Punkte sind für den Lokaljournalismus heute charakteristisch?<br />
Lokalredaktionen, die personell so ausgedünnt sind, dass sie nur noch ihren Chronistenpflichten<br />
nachkommen können, entsprechend schlechtes Arbeitsklima � kaum Zeit für <strong>Recherche</strong>n;<br />
Verdichtung der Arbeit durch neue, zusätzliche crossmediale Anforderungen (Online, Radio,<br />
Videojournalismus), fehlende Ausbildung in den neuen Medien � der „Medien-Revolution“ nicht<br />
gewachsen; Einnahmerückgänge der Verlage gefährden journalistische Unabhängigkeit durch<br />
„Eindringen“ von PR in die Berichterstattung und Mitsprache der Anzeigenabteilung in journalistische<br />
Belange und durch Outscourcing von Redaktionsbereichen � Verlust der Glaubwürdigkeit<br />
2.) Befindet sich der Lokaljournalismus in einer Krise?<br />
Ja, anstatt die Lokalredaktionen (personell) zu stärken, haben die Verleger/Geschäftsführer auch dort<br />
Mitarbeiter abgebaut und so ihren USP geschwächt.<br />
3.) Was sind Anzeichen dieser Krise?<br />
Siehe 1.) Qualitätsverlust durch Arbeitsverdichtung, Glaubwürdigkeitsverlust durch Vermengung mit<br />
Anzeigen-Interessen<br />
4.) Findet <strong>Recherche</strong> im Lokaljournalismus ausreichend statt?<br />
Teils, teils: In Großstadtredaktionen vielfach ja, in ausgedünnten Lokalredaktions-GmbHs in der Regel<br />
nicht; manche Chefredakteure haben durch Organisationsreformen (Newsdesk) neue Freiräume für<br />
die <strong>Recherche</strong> geschaffen (etwa Paul-Josef Raue, Braunschweig), anderswo hängt es ausschließlich<br />
am persönlichen Engagement des Lokalredakteurs (Wächterpreis für die Lokalredaktion Burscheid<br />
der Westdeutschen Zeitung)<br />
5.) Welche Rollen spielen Kritik und Kontrolle der wirtschaftlichen und politischen Eliten im<br />
Lokaljournalismus?<br />
Im besten Fall eine entscheidende als Wächter und Kontrolleur, im schlechtesten gar keine. Durch<br />
Boulevardisierung auch des Lokalen kommt die politische Berichterstattung vielfach zu kurz, der<br />
Nachwuchs hat häufig überhaupt kein Interesse an politischen Zusammenhängen (ein großes<br />
Problem!), wirtschaftliche Eliten zu kontrollieren ist in der gegenwärtigen Situation äußerst schwierig:<br />
Das Fehlen von Betriebsräten bei Lidl oder Aldi ist für Lokalzeitungen ein Tabuthema.<br />
6.) Wo liegen die Chancen für einen Lokaljournalismus der Zukunft?<br />
Lokalredaktionen müssen sich crossmedial als unabhängiges, kritisches, glaubwürdiges Medium<br />
behaupten und den Rezipienten in Konkurrenz zu online-gebundenen, vielfach mit geringem Aufwand<br />
betriebenen Konkurrenzmedien (Blogs etc.) Qualität und vor allem Orientierung bieten. Dabei müssen<br />
sie so ausgestattet sein und so qualifiziert werden, dass sie dieser Aufgabe auch nachkommen<br />
können.<br />
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