Nr. 40/41 - Netzwerk Recherche
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Jahreskonferenz 2008 von <strong>Netzwerk</strong> <strong>Recherche</strong> – READER für Samstag, 14. Juni 2008<br />
Was sind Ihrer Meinung nach die Chancen und die Gefahr der Digitalisierung?<br />
Chancen gibt es sowohl für den Nutzer, der seine Inhalte orts- und zeitsouverän abrufen kann, als<br />
auch für die Anbieter, die qualitativ hochwertigen Inhalt nachhaltig zur Verfügung stellen könnten. Die<br />
große Gefahr liegt in der Unübersichtlichkeit der Angebote und darin, dass nicht immer erkennbar ist,<br />
welche kommerziellen, ideologischen und politischen Interessen jeweils leitend sind. Hier muss die<br />
ARD dafür Sorge tragen, auffindbar und klar profiliert zu bleiben.<br />
Antworten von Klaus Böhm, Deloitte Consulting<br />
Was wird sich in der „digitalen Medienwelt“ grundsätzlich ändern?<br />
Der Zugang zu Informationen und Unterhaltung wird unabhängig von bestimmten Distributionswegen<br />
und Endgeräten. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Medienschaffende auf allen Plattformen mit<br />
ihren Inhalten verfügbar sein müssen, um ihre Nutzer zu erreichen.<br />
Welche Rolle wird aus ihrer Sicht die künftige „Cross-Media-Strategie“ der Anbieter (Verlage)<br />
spielen?<br />
Aus oben genannter Überlegung ist diese überlebenswichtig. Sich veränderndes<br />
Mediennutzungsverhalten zwingt Verlage auf den neuen Distributionswegen präsent zu sein. Dies<br />
bedingt aber auch die Entwicklung neuer Formate und eigenständiger redaktioneller Aufbereitung.<br />
Müssen Verlage in Zukunft immer stärker „Bewegtbilder“ anbieten, um Konsumenten an sich<br />
binden?<br />
Ja, aber nur bei aus Nutzersicht relevanten Inhalten. Beispielsweise wird eine Lokalzeitung im Internet<br />
durch die Übernahme des Newsfeeds von Reuters keine neuen Nutzer gewinnen. Gemäß ihrer Marke<br />
und ihrer Nutzergruppen muss sie sich mit lokalen Videobeiträgen positionieren. Außerdem wird<br />
Online zunehmend Imagewerbung geschaltet, die sich vor allem der Videoform bedient. Dies bedingt,<br />
dass der Internetauftritt des Verlages auch ein Bewegtbildumfeld bieten kann.<br />
Kostenfrei, durch Werbung finanziert, per Abo oder eine ganz andere Strategie – was ist ihrer<br />
Meinung nach das erfolgsversprechendste Geschäftsmodell?<br />
Das werbefinanzierte Geschäftsmodell hat sich als einzig tragfähiger Weg herausgestellt.<br />
Bezahlmodelle lassen sich nur bei sehr „spitzen“ Zielgruppen und/oder bei „must have“ Inhalten<br />
etablieren. Beispiele hierfür sind Fachverlage oder wirklich exklusive Inhalte.<br />
Inwiefern werden die kommenden Monate und Jahre durch Kooperationspoker bestimmt sein?<br />
Im Sinne der oben angesprochenen Werbefinanzierung muss die Reichweite der Online Site<br />
maximiert werden. Dazu ist eine ständige Aggregation relevanter Inhalte und Services notwendig.<br />
Eigenständig kann im Regelfall ein Medienunternehmen dies nicht schaffen. Kooperationen oder<br />
Akquisitionen mit/von Inhaltepartnern und Technologieanbietern sind notwendig.<br />
In der aktuellen Diskussion Öffentlich-Rechtlich vs. Private: Inwieweit soll Ihrer Meinung nach<br />
jeder Anbieter unbegrenzt online Inhalte publizieren dürfen?<br />
Zur Rolle der öffentlich-rechtlichen Anstalten ist ein politischer Konsens notwendig, den ich momentan<br />
in Deutschland nicht sehe. Trotz aller Unterschiede in den Rahmenbedingungen ist ein Blick nach<br />
Großbritannien sehr hilfreich. Durch die Etablierung des BBC Trusts und der professionellen<br />
Entscheidungsvorbereitung ist der Auftrag der BBC geklärt worden und somit die Basis geschaffen<br />
worden für die Umgestaltung zu einem zukunftsfähigen Medienanbieter.<br />
Was sind Ihrer Meinung nach die Chancen und die Gefahr der Digitalisierung?<br />
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