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Nr. 40/41 - Netzwerk Recherche

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Jahreskonferenz 2008 von <strong>Netzwerk</strong> <strong>Recherche</strong> – READER für Samstag, 14. Juni 2008<br />

beginnt, wo endet die journalistische Freiheit? Spielt die politische Ausrichtung der jeweiligen Medien<br />

eine Rolle? Ein Streitgespräch mit praktischen Tipps für die Qualitätskontrolle bei der Auswahl von<br />

Experten.<br />

Teilnehmer:<br />

Stefan Rahmstorf, Klimaforscher (Prof. für Physik der Ozeane) am Potsdam Institut für<br />

Klimafolgenforschung, einer der Hauptautoren des letzten IPCC-Berichts<br />

Olaf Stampf, Ressortleiter Wissenschaft und Technik, Der SPIEGEL, Autor der Titelgeschichte zur<br />

„Klima-Hysterie“<br />

Malte Kreutzfeld, Ressortleiter Wirtschaft und Umwelt, tageszeitung (taz)<br />

Michael Müller (SPD), Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und<br />

Reaktorsicherheit<br />

Jan Lublinski, freier Wissenschaftsjournalist (u.a. Deutschlandfunk und Bild der Wissenschaft), Mit-<br />

Autor des Buches „Fakt, Fiktion, Fälschung: Trends im Wissenschaftsjournalismus“<br />

Leitfragen und Antworten:<br />

Antworten von Stefan Rahmstorf, Klimaforscher (Prof. für Physik der Ozeane) am Potsdam Institut<br />

für Klimafolgenforschung, einer der Hauptautoren des letzten IPCC-Berichts<br />

1) Wie groß ist der Einfluss der Medien auf die Beurteilung des Klimawandels in der Bevölkerung und<br />

in der Politik?<br />

Sehr groß – die Mehrheit der Menschen hat ihre Informationen dazu fast nur aus den Medien. In der<br />

Politik sieht es etwas besser aus, da z.B. der Umweltminister durch Experten aus dem eigenen Hause<br />

beraten wird, die die Originaldokumente (z.B. IPCC, Stern Review, WBGU-Gutachten etc.) auswerten<br />

und sich nicht nur auf die Vermittlung durch Medien verlassen.<br />

2) Haben die deutschen Medien die Gefahren, die durch den Klimawandel drohen, in letzter Zeit eher<br />

dramatisiert oder eher verharmlost?<br />

Beides ist zu beobachten. Auf der einen Seite z.B. BILD: „Wir haben noch 13 Jahre, sonst wird die<br />

Menschheit sich auslöschen, unter entsetzlichen Qualen“ (was allerdings wohl kaum ein Leser ernst<br />

nehmen dürfte). Auf der anderen Seite Autoren wie Dirk Maxeiner, Uli Kulke usw. Wenn man genauer<br />

hinschaut ist die Situation aber nicht symmetrisch, also auf der einen Seite Über-, auf der anderen<br />

Untertreibung, sodass es „im Mittel“ in etwa stimmt.<br />

Die „Dramatisierungen“ betreffen meist die Folgen des Klimawandels, z.B. Wirbelstürme,<br />

Artensterben, Meeresspiegel etc., die nach wie vor nur unsicher abzuschätzen sind und wo auch<br />

innerhalb der Forschung ein recht breites Spektrum in der Einschätzung vorliegt. Mal abgesehen von<br />

dem oben zitierten BILD-Bericht sind „Dramatisierungen“ häufig von der Art, dass ein tatsächlich in<br />

der Wissenschaft diskutiertes „worst case scenario“ (z.B. 2 Meter Meeresspiegelanstieg bis 2100) so<br />

dargestellt wird, als sei es eine Prognose und so gut wie sicher. Verharmlosungen der Folgen gibt es<br />

natürlich auch – meist sind auch die aber durch Aussagen von einzelnen Wissenschaftlern gedeckt<br />

(wobei allerdings manchmal Wissenschaftler herangezogen werden, die überhaupt nicht zum Thema<br />

forschen). Eine ganz andere Qualität haben die „Verharmlosungen“ mit der Aussage, der Klimawandel<br />

sei gar nicht anthropogen (Stichwort „Klimaschwindel“ etc.), eine Verschwörung der Klimaforscher<br />

übertreibe absichtlich aus Eigennutz, etc – siehe Frage 3<br />

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