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Nr. 40/41 - Netzwerk Recherche

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Jahreskonferenz 2008 von <strong>Netzwerk</strong> <strong>Recherche</strong> – READER für Samstag, 14. Juni 2008<br />

1) Wie groß ist der Einfluss der Medien auf die Beurteilung des Klimawandels in der Bevölkerung und<br />

in der Politik?<br />

Anders als in den neunziger Jahren war die Berichterstattung in den Medien besser. Es ist gleichsam<br />

die dritte Phase der Berichterstattung. Ende der achtziger Jahre war das Thema noch unbeackert. Die<br />

Informationen der Klima-Enquete des Deutschen Bundestages wurden breit aufgegriffen und fair<br />

umgesetzt. In der Politik herrschte allerdings auch ein gefestigter Konsens zum Klimaschutz. In den<br />

neunziger Jahren drehte sich das Bild, die Interessengruppen gewannen mit ihren<br />

Desinformationskampagnen an Einfluss. Zudem bekamen andere Themen eine höhere<br />

Aufmerksamkeit. Erst 2007 mit den vier Berichten des IPCC kam ein neuer Durchbruch, mehr denn je<br />

rückte der Klimawandel ins Zentrum. Zwar verstärkten auch die Klimaskeptiker ihre in der Regel<br />

längst widerlegten Behauptungen, aber deren Wirkung blieb trotz merkwürdiger Artikel in Cicero,<br />

Spiegel und Welt gering.<br />

2) Haben die deutschen Medien die Gefahren, die durch den Klimawandel drohen, in letzter Zeit eher<br />

dramatisiert oder eher verharmlost?<br />

Natürlich besteht bei einem „Katastrophenthema“ immer die Gefahr der Dramatisierung, siehe die Bild<br />

Überschrift „Noch 13 Jahre“. Aber wie kann man ein Thema noch dramatisieren, wenn im gebeutelten<br />

Afrika bei einer Erwärmung um 2 Grad Celsius gegenüber 1990 die Ernte mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit um rund 50 Prozent zurückgehen wird.<br />

3) In einigen Medien wird immer noch in Zweifel gezogen, dass menschliche Aktivitäten die<br />

maßgebliche Ursache für die globale Erwärmung sind. Wird dabei der Stand der wissenschaftlichen<br />

Debatte korrekt wiedergegeben?<br />

Nein. Seit dem vierten Sachstandsbericht des IPCC, erster Teil zu den wissenschaftlichen<br />

Grundlagen, ist die Frage geklärt. Die Kritiker sind stehen geblieben, nehmen die wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse nicht zur Kenntnis. In der Fachwissenschaft werden zu über 95 Prozent die Ergebnisse<br />

des Weltklimarates geteilt. In den Medien ist der Anteil deutlich geringer,<br />

4) Können solche „klimawandel-skeptischen“ Berichte die Legitimation für politische Maßnahmen zur<br />

Verringerung der Treibhausgasemissionen gefährden?<br />

Bisher nicht, auch weil die Bundesregierung in diesen Fragen geschlossen ist. Aber irritierend ist dies<br />

für einige schon.<br />

5) Könnten neue Forschungsergebnisse dazu führen, die These der menschlichen Verursachung des<br />

Klimawandels neu zu überdenken?<br />

Sehe ich nicht. In den letzten 20 Jahren hat sich die These vom anthropogenen Klimawandel<br />

verdichtet.<br />

6) Was in den Zusammenfassungen der Berichte des „Weltklimarats“ IPCC steht, wird vorher von<br />

Regierungsvertretern aller Nationen abgenickt. Leidet darunter nicht die Glaubwürdigkeit der IPCC-<br />

Berichte?<br />

Die Berichte haben mehrere Ebenen. Die wissenschaftlichen Berichte bleiben unverändert, sie<br />

werden allerdings zu wenig gelesen. Verändert durch intensive Beratungen und Entscheidungen im<br />

Konsens-Prinzip werden die Zusammenfassungen für Entscheidungsträger. Zum Beispiel gab es zum<br />

dritten Teilbericht schon im Vorfeld 1.500 Stellungnahmen. Auf diesen Sitzungen versucht ein großer<br />

Teil der Länderdelegationen, den Bericht zu entschärfen.<br />

7) Wenn Sie als leitender Redakteur oder Journalist einen Experten oder Interviewpartner zum Thema<br />

Klimawandel befragen: Wie prüfen Sie seine Glaubwürdigkeit und die Glaubwürdigkeit seiner<br />

Argumente?<br />

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