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Nr. 40/41 - Netzwerk Recherche

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Jahreskonferenz 2008 von <strong>Netzwerk</strong> <strong>Recherche</strong> – READER für Freitag, 13. Juni 2008<br />

7.) Was tun Sie persönlich, um den Lokaljournalismus zukunftsfähig zu machen?<br />

Recherchieren und kommentieren und streiten und diskutieren, sowie siehe 6.)<br />

Antworten von Thomas Brackvogel, Geschäftsführer Südwest-Presse Ulm<br />

1) Welche drei Punkte sind für den Lokaljournalismus heute charakteristisch?<br />

a. Hoher Kostendruck.<br />

b. Ausbildung deutlich verbesserungswürdig.<br />

c. Es gibt ein Imageproblem. Zu viele wollen eigentlich zur Süddeutschen oder zur ZEIT. Dabei liegt<br />

die Wirklichkeit viel stärker im Lokalen.<br />

2) Befindet sich der Lokaljournalismus in einer Krise?<br />

Irgendwie ja. Obwohl die Chancen lange selten größer waren als heute.<br />

3) Was sind Anzeichen dieser Krise?<br />

a. Am deutlichsten wohl unsere Auflagenentwicklung.<br />

b. Die Haushaltsabdeckung in den städtischen Gebieten zeigt, dass wir ein großes Thema haben.<br />

c. Neue, junge Leser tun sich schwer mir unseren Blättern und weichen auf (bessere?) elektronische<br />

Alternativen aus.<br />

d. Es wird schwieriger guten Nachwuchs zu bekommen.<br />

4) Findet <strong>Recherche</strong> im Lokaljournalismus ausreichend statt?<br />

a. Grundsätzlich kann wahrscheinlich immer mehr und besser recherchiert werden.<br />

b. Ich kann zudem schlecht verallgemeinern. Meine Befürchtung aber ist, dass Personal-Knappheit,<br />

systemimmanenter Zeitdruck und dazu die immer wieder anzutreffende Ermüdung und Ermattung<br />

<strong>Recherche</strong>mängel sehr wahrscheinlich machen.<br />

5) Welche Rollen spielen Kritik und Kontrolle der wirtschaftlichen und politischen Eliten im<br />

Lokaljournalismus?<br />

a. Im Grundsatz ist das klar: Eine große. Natürlich ist das eine der wichtigen Aufgaben des<br />

Journalismus überhaupt. Eine Differenzierung zwischen lokalem und anderem Journalismus macht<br />

auf dieser Ebene wenig Sinn.<br />

b. Ich kann auch hier schlecht verallgemeinern. Es ist aber wohl unbestreitbar, dass es im<br />

Lokaljournalismus viel schwerer ist, mit den Konsequenzen seiner Kritik zu leben. Überflüssig macht<br />

das Kritik und Kontrolle aber nicht. Das Gegenteil ist der Fall.<br />

Es ist allerdings auch eine gute Übung in Demut, die Kritik an der eigenen Kritik erfahren zu müssen.<br />

Im Idealfall führt das zu mehr Respekt voreinander, einer größeren Genauigkeit und Differenziertheit,<br />

und, verbunden mit einer guten Portion Ausdauer und Beharrlichkeit, auch zu höherer journalistischer<br />

Qualität - auch wenn die aufklärerische Komponente des Journalismus derzeit nur einen<br />

eingeschränkten Marktwert hat.<br />

6) Wo liegen die Chancen für einen Lokaljournalismus der Zukunft?<br />

a. Die Notwenigkeit zu guter lokaler/regionaler Information ist und bleibt wichtig. Hier geht es nicht<br />

allein um Kritik und Kontrolle, sondern in hohem Maß auch um ein Abbild der Lebenswirklichkeit<br />

unserer (potentiellen) Leser - lebensnah, fair, engagiert und leidenschaftlich. Ich glaube es ist sehr<br />

wichtig, dass sich unsere Lokaljournalisten gern in Ihrer Gemeinde aufhalten. Sie dürfen sich nicht<br />

ausschließlich auf den - häufig kritischen - Beobachterstandpunkt zurückziehen. Stattdessen sollten<br />

6

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