Mein/4 Stadtmagazin Berlin 3/2021
Mein/4 Stadtmagazin Berlin, Ausgabe Dezember 2020
Mein/4 Stadtmagazin Berlin, Ausgabe Dezember 2020
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Fotos: © Jens Wazel
Infobox
#AlarmstufeRot
www.alarmstuferot.org
Bereich fallen nämlich nicht wenige durchs
Raster. Bei den Richtlinien wird mitunter
bestraft, wer sich in der Krise als kreativ
erweist. „Die Sachen sind teilweise nicht
aufeinander abgestimmt“, fasst Fery für uns
zusammen. Auch wenn er grundsätzlich ein
hohes Verständnis seitens der Politik wahrnimmt,
trifft es die Veranstaltungsbranche
hart: „Es ist teilweise wirklich schlimm. Hätten
#AlarmstufeRot und die Verbände nicht
so einen Druck gemacht was die ersten
Formulierungen der Novemberhilfe angeht,
hätten wir nicht einen Cent bekommen!“
Wird die Veranstaltungsbranche von
einer Pleitewelle überrollt?
In der Krise kursiert immer häufiger das
Wort „Pleitewelle“. Wie sind die Prognosen
für die am stärksten betroffene Branche,
die von so was wie Normalität meilenweit
entfernt ist? Marcel Fery ist deutlich: Er
rechnet mit einer Pleitewelle Ende dieses
Jahres, Anfang nächsten Jahres. Seine Einschätzung:
„Wir werden im Laufe dieses
Jahres für die Veranstaltungswirtschaft keine
Normalität bekommen. Auch im nächsten
Jahr nicht. Deswegen muss es meiner
Meinung nach für besonders betroffene
Unternehmen die Möglichkeit geben, noch
länger Kurzarbeit zu beantragen.“ Denn
sollte im Winter 2021/2022 eine weitere
Viruswelle anrollen und keine Kurzarbeit
möglich sein, wird sich diese Welle wie ein
Tsunami auswirken: Mitarbeitende könnten
entlassen werden und Firmen reihenweise
pleitegehen.
Was, wenn die Angst bleibt?
Der Glaube scheint weitverbreitet, dass wir
noch ein bisschen durchhalten und ordentlich
impfen müssen und dann der Virus verschwindet.
Doch was, wenn er bleibt? Oder
Escapemutationen auftauchen? Und damit
die Angst vor einer (erneuten) Infizierung?
Angst kann unser Leben retten, sie kann
aber auch übersteigerte Ausmaße annehmen.
Marcel Fery beobachtet besorgt die
Art, wie in der Corona-Krise Politik gemacht
werde, gesteuert nämlich durch Angst: „Es
ist zwar nachvollziehbar, aber ich glaube,
es wird enorm schwer, diese Angst wieder
aus den Köpfen herauszubekommen. Ich
würde auch nicht ausschließen, dass manche
Menschen aus Angst nie wieder auf ein
Konzert oder in einen Club gehen werden.“
Trotz dieser Sorgen überwiegt bei ihm die
Zuversicht – dass die Menschen darauf
brennen, wieder ins Theater gehen und
gemeinsam Konzerte erleben zu können.
■
Demonstration
zur Rettung der
Veranstaltungsbranche in
Berlin am 28.10.2020