Mein/4 Stadtmagazin Berlin 3/2021
Mein/4 Stadtmagazin Berlin, Ausgabe Dezember 2020
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THEATER – Ensemble RambaZamba
Das Ensemble des „Miniatur-Stadttheaters“
RambaZamba bilden 35 Menschen mit Behinderung,
die gemeinsam mit Schauspielerinnen
und Schauspielern von außen das
Publikum verzaubern. Mit Geschäftsführer
und Intendant Jacob Höhne sprachen wir
über die menschlichen Sorgen während der
Pandemie, aber auch über Energie, Optimismus
und Dankbarkeit.
Seit 2017 ist Jacob Höhne Leiter des vor
über 30 Jahren gegründeten Ramba-
Zamba Theaters. Heute ist das staatlich
geförderte Haus eine feste Institution der
Berliner Theaterszene. „Der Kern von
RambaZamba war und ist das Ensemble,
in dem Künstlerinnen und Künstler mit
den unterschiedlichsten Behinderungen
zusammenarbeiten. Ihre Besonderheit ist
nicht ihre Behinderung, sondern ihr besonderer
künstlerischer Ausdruck und ihr
hohes Maß an Professionalität“, schildert
Höhne das Alleinstellungsmerkmal des
Theaters. In regulären Zeiten bringt das
Ensemble bis zu 110 Vorstellungen und
acht Premieren pro Spielzeit auf die Bühne.
Lockdown Nr. 1: katastrophal für
die als Risikogruppe geltenden
Schauspieler
Mehr noch als an anderen Kulturorten war
der erste Lockdown für die Schauspielerinnen
und Schauspieler des RambaZamba
eine persönlich-menschliche Katastrophe.
„Es war ein politisches, ein gesellschaftliches
Problem“, so Höhne, „dass Menschen mit
Behinderungen pauschal als Risikogruppe
kategorisiert und dementsprechend sofort
weggeschlossen wurden.“
Zu Beginn der Pandemie hat sich die
Schließung für die RambaZamba-Crew
ein bisschen wie Hitzefrei angefühlt. „Wir
sind aus einem sehr hohen Aktivitätsniveau
sozusagen ins Nichts gestürzt. Erst
mal war die Reaktion: ‚Cool, wir haben
jetzt frei.‘ Doch diese Freude war nur von
kurzer Dauer“, erzählt Höhne. Es begann
das, was er die „pandemische Extrabelastung“
nennt, und was sich im zweiten
Lockdown noch deutlicher zeigt: „Diese
Belastung, die du als Künstler tragen
musst, wenn du plötzlich als nicht systemrelevant
bezeichnet wirst, deines Ortes
und deines sozialen Umfeldes beraubt
wirst und nicht mehr arbeiten kannst.“
Diese Situation greife das Selbstverständnis
der Kulturschaffenden stark an,
so seine Erfahrung.
Neue digitale Formate sollen
Unsichtbarkeit bekämpfen und
Energie bringen
Höhnes Aufgabenbereich hat sich mit der
Pandemie verlagert: „Ich bin praktisch nur
noch damit beschäftigt, positive Energie
in dieses Haus hineinzutragen und alle zu
motivieren. Die Familien sind überfordert,
und gerade die Singles verenden sozusagen
seelisch in der Einsamkeit.“ Als klar
war, dass die Situation länger andauern
würde, hat das RambaZamba ein neues
digitales Format entwickelt: „Ein Theaterstück
einfach zu streamen, entspricht
uns nicht. RambaZamba ist dieses Unmittelbare,
ist sozusagen die Berührung.
Aus meiner Sicht eignet sich dafür die
filmische Auseinandersetzung.“ Superforecast
ist eine fünfteilige Dada-Webserie,
das Ensemble des RambaZamba
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meinviertel – Kultur Spezial