Mein/4 Stadtmagazin Berlin 3/2021
Mein/4 Stadtmagazin Berlin, Ausgabe Dezember 2020
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KINO – Dr. Christian Bräuer (Yorck Kinogruppe)
Auch in der Yorck Kinogruppe mit 14 Kinos
plus Freilichtkino herrscht Kurzarbeit. Doch
in unserem Gespräch ging es um so viel
mehr als um das pure Überleben in der Corona-Krise:
Wie sah Kino vor der Pandemie
aus? Wie sind die Zukunftsprognosen für
die Kinobranche? Kaum jemand steckt so
tief in diesem Metier wie Dr. Christian Bräuer.
Die kurze Öffnungsphase zwischen den
Lockdowns hat der Kinogruppe, die für
Arthouse steht, Verluste gebracht. Aber
klar sei gewesen: „Wir müssen da sein und
Flagge zeigen. Abgesehen davon wäre uns
die Decke auf den Kopf gefallen“. In diesem
Sinne sind die Förderprogramme des Senats
auch hier extrem wichtig, um die Zeit
des Lockdowns zu überstehen.
Kino im Wandel der Zeit
Kino, Fernsehen, Videokassette, Digitalisierung
– um ein paar Meilensteine der
Filmkunst zu nennen. „Natürlich hatten
wir Herausforderungen, aber die letzten
Jahre seit der Digitalisierung waren für uns
gute Jahre“, erzählt Bräuer. „Es besteht
ein Interesse an Kultur. Die Faszination der
großen Leinwand wirkt. Aber der Markt
ist im Umbruch, so wie die Gesellschaft
generell. Alles wird immer schneller.“
Das globale Wachstum hat auch vor der
Kinobranche nicht haltgemacht. Die großen
Multiplexketten blieben nicht national,
sondern wurden europäisch: „Wir haben
eine kulturelle Vielfalt, eine sprachliche
Vielfalt, eine Ländervielfalt. Das alles erschwert
es uns.“ Im Studiowesen zeigt
sich eine Marktmacht-Monopolisierung.
Außerdem: „Viele Leute kommen über
Google ins Kino. Es gibt große Spieler, die
mit ihren Algorithmen entscheiden.“ Mit der
Pandemie hat das nichts zu tun, doch sie
beschleunigt diese Tendenzen. „Es gibt ein
paar Sondereffekte, die werden aber nicht
bleiben. Nie haben die Studios mehr Geld
mit dem Kino verdient als 2019. Die Yorck
Kinogruppe hatte fast 1,5 Mio. Besucher“,
zeigt ein Blick in die nicht weit entfernte
Vergangenheit, die aus heutiger Sicht jedoch
anmutet wie die Steinzeit.
Visionen für die Kinozukunft trotz
Pandemie
„Wir sind Kultur, wir sind ein Teil der Nachbarschaft
und Teil der Vielfalt. Viele
Arthouse-Filme hätten ohne die Kinos
überhaupt keine Chance zum Publikum
vorzudringen. So ist das Kino heute immer
noch die Herzkammer für Filme, zumindest
für Filme jenseits des großen,
globalen Mainstreams. Und ich glaube,
das geht nicht verloren, dieser Wert wird
eher gewinnen, auch durch die Pandemie“,
so Bräuers Standpunkt. Erkennt er
irgendetwas Positives an der Pandemie?
„Sie schafft gerade viel Solidarität in der
Kinobranche und in der gesamten Kultur.
Wir sind auf einmal in Kontakt mit Theaterbühnen“,
zeigt sich der Geschäftsführer der
Yorck Kinogruppe angetan. „Ohne die Krise
hätte es das so nicht gegeben.“ Letztlich
demonstriert diese Solidarität, dass Kultur
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meinviertel – Kultur Spezial