Mein/4 Stadtmagazin Berlin 3/2021
Mein/4 Stadtmagazin Berlin, Ausgabe Dezember 2020
Mein/4 Stadtmagazin Berlin, Ausgabe Dezember 2020
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AUTORIN – Franziska Hauser
Dem Buchhandel geht es in der Corona-
Krise gut, was nicht automatisch auch auf
die Autorinnen und Autoren zutrifft. In der
Regel bekommen sie einen Vorschuss für
ihr Buch und leben ansonsten von Lesungen.
In der Pandemie ist das Leben also
auch für die schreibende Zunft eine Herausforderung.
Autorin Franziska Hauser
nahm uns ein Stück mit in ihr Leben während
der Pandemie.
Franziska Hauser ist als Künstlerin und
Deutschlehrerin selbstständig. Es ist
nicht so, dass sie keinen Job mehr hätte,
aber „es ist alles weniger geworden“. Aktuell
unterrichtet sie vor allem Menschen
online, die für deutsche Firmen arbeiten,
aber in Indien oder Ägypten leben. So gut
das bei einem Sprachkurs möglich ist, so
schlecht funktioniert das mit Onlinelesungen:
„Es hat erstens niemand Zeit für Onlinelesungen.
Und es macht auch einfach
niemandem Spaß. Es entsteht kein Bezug
zum Publikum. Da kann man sich noch so
viel Mühe geben. Dieses Medium hat sich
erschöpft.“
Die Krux mit der Künstlersozialkasse
Mit ihrer Autorentätigkeit ist Franziska
Hauser bei der Künstlersozialkasse (KSK)
versichert. Als Deutschlehrerin verdient
sie bei der Sprachschule monatlich 450
Euro. Mehr erlaubt die KSK nicht als Zubrot
aus nichtkünstlerischer Arbeit. „Ich müsste
deutlich mehr bei der Sprachschule verdienen,
um mir eine Versicherung leisten zu
können, die nicht von der KSK bezuschusst
ist. Aber das geht nicht, weil die Sprachschule
auch totale Einbußen hat“, erklärt
uns Franziska Hauser. Dabei ist sie bei weitem
nicht die Einzige, die diesen Spagat
betrifft – aber praktisch die Einzige, die
dazu öffentlich Position bezieht. „Mit der
künstlerischen Arbeit kann ich momentan
nicht genug verdienen und mit der nichtkünstlerischen
darf ich nicht“, bringt es die
Autorin auf den Punkt.
Im März 2020 hat Franziska Hauser die
5.000 Euro Soforthilfe der Stadt Berlin bekommen.
„Das hat bis September gereicht“,
sagt sie, „um auszugleichen, was gefehlt hat.
Im September habe ich langsam Panik gekriegt.“
Im November wollte sie Novemberhilfe
beantragen. Und da fing der Ärger mit
der KSK richtig an. Ihre Anwältin empfahl
ihr, erst einmal die Beitragshöhe anzupassen.
„Das habe ich gemacht und angegeben,
dass ich 600 Euro aus nichtkünstlerischer
Arbeit verdiene, weil die mir aus künstlerischer
Arbeit fehlen. Ich habe das für logisch
gehalten, weil man ja von irgendwas leben
muss. Dann haben die mir kurz vor Weihnachten
zum 1. Januar gekündigt. Das fand
ich krass! Weil ich zu viel verdient habe aus
nichtkünstlerischer Arbeit. Ich hätte es einfach
nur verschweigen müssen, wie alle anderen
auch.“ Dieses Erlebnis hat die Autorin
in einen Facebook-Post verpackt, der hohe
Wellen schlug. Doch öffentlich solidarisieren
möchte sich kaum jemand. Zu groß ist laut
Franziska Hauser die Angst aufzufliegen.
Dabei weiß sie, dass es vielen ähnlich geht
wie ihr. „Die Leute wollen lieber nicht auffallen.
Sie würden sich in eine existenzielle
Notlage bringen, wenn sie jetzt von der KSK
überprüft werden und rausfliegen. Natürlich
will das keiner“, und so sieht es aus, als wäre
die Autorin ein Einzelfall. In der Konsequenz
hat sie sich untergeordnet und ist mittler-
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meinviertel – Kultur Spezial