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Mein/4 Stadtmagazin Berlin 3/2021

Mein/4 Stadtmagazin Berlin, Ausgabe Dezember 2020

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CLUBSZENE – Die Clubcommission

Innerhalb der schwer gebeutelten Veranstaltungsbranche

hat es die Clubszene

vermutlich am härtesten getroffen. Während

Museen und Galerien recht schnell,

Theater und Konzerthäuser im Spätsommer

und Frühherbst immerhin für einige

Wochen öffnen konnten (wenn auch mit

großen Einschränkungen), so war für die

Clubs und Partylocations auch zwischen

den Lockdowns Lockdown, denn die

Durchführung sogenannter Tanzlustbarkeiten

ist seit Freitag, dem 13. März 2020, in

Innenräumen ausnahmslos verboten. Wie

es den Clubs nach einem Jahr Schließzeit

geht und mit welchen Konzepten sie durch

die Krise kommen, darüber haben wir mit

Lutz Leichsenring gesprochen, der Pressesprecher

und Teil des geschäftsführenden

Vorstands der Clubcommission ist, die vor

20 Jahren als Netzwerk für die Berliner

Clubszene gegründet wurde.

Mit 300 Mitgliedern ist die Clubcommission

heute die weltweit größte regionale

Vereinigung von Clubbetreiberinnen und

-betreibern sowie Organisierenden von

Musikevents. Sie agiert als Vermittlerin

zwischen der Club- und Partyszene und

der Politik, den Behörden, der Wirtschaft

und der Bevölkerung. So bemüht sie sich

um eine endgültige Anerkennung der

Clubs als Kulturstätten, hat mit dem Senat

einen Schallschutzfonds aufgesetzt,

kämpft für den Erhalt von Freiräumen in

der Stadt, kümmert sich um Nachhaltigkeit

bei der Ausrichtung von Festivals

und um andere Awarenessthemen wie

eine faire Türpolitik oder Geschlechtergerechtigkeit

im Veranstaltungsbusiness.

9.000 Menschen verdienen ihr Geld in der

Berliner Club- und Partyszene, 180 Mio.

Euro Umsatz werden hier im Jahr gemacht,

insgesamt spült die Clubkultur jährlich 1,5

Mrd. Euro in die Stadt. Geld, das nun fehlt.

Menschen auf engstem Raum

zusammenbringen

Bereits bevor der erste Corona-Fall in

Berlin auftrat, hielt die Clubcommission

regelmäßige Krisensitzungen ab. „Es gab

zwei Aspekte, die die Katastrophe für

uns schon früh absehbar machten“, erzählt

Lutz. „Zum einen, weil wir unser Geld

damit verdienen, dass wir Menschen auf

engstem Raum zusammenbringen, und

das ist das Gegenteil von dem, was man

in einer Pandemie machen sollte. Und uns

war klar, dass das zu einer Stigmatisierung

führen könnte. Was ja auch eingetroffen

ist.“ Einige Clubs hatten schon Anfang

März Veranstaltungen abgesagt, um ihre

Mitarbeitenden und Gäste zu schützen.

Geplante Sensibilisierungsmaßnahmen

schob der Lockdown beiseite.

#UnitedWeStream

Bereits am ersten Tag der Schließung

beschloss die Clubcommission, mit

#UnitedWeStream eine Streamingplattform

und eine Spendenkampagne zu

starten, die fünf Tage später online gingen.

„Daran sieht man die Kraft eines

Netzwerks: dass wir den Launch in kürzester

Zeit geschafft haben. Mit Partnern

wie ARTE concert, FluxFM oder dem rbb.

Unser Ansatz war, zu zeigen, was wir unter

Clubkultur verstehen, und deshalb war klar:

Wir streamen nicht aus Wohnzimmern, sondern

aus leeren Clubs, vor leeren Bühnen

und leeren Tanzflächen. Um die Dimension

zu zeigen: dass Künstlerinnen und Künstler

Teil unseres Programms sind und dass

die jetzt auch kein Publikum haben. Und

wir wollten hohe Qualität bieten, Fernsehqualität.

Jeden Abend streamten wir aus

einem anderen Club. Live. Und das hat

eingeschlagen, sodass wir in den letzten

Monaten über 600.000 Euro eingesammelt

haben für Berlin.“ Ein Betrag, der bei

Weitem nicht ausreicht, die Clubszene

zu retten, aber ein Einstieg ist, um mit der

Politik zu verhandeln. Die Spenden waren

jedoch in den ersten Wochen ein wichtiger

Puffer. Die Clubcommission nahm direkt

Verhandlungen auf, um finanzielle Unterstützung

zu bekommen, nichtsdestotrotz

dauerte es zum Teil Monate, bis zugesagte

Soforthilfen ankamen. „Landesmittel waren

passgenauer“, erläutert Lutz, „weil sie

sehr stark auf die privaten Kulturbetriebe

ausgerichtet waren, sodass hohe Mieten

und andere laufende Kosten damit gedeckt

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meinviertel – Kultur Spezial

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