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Mein/4 Stadtmagazin Berlin 3/2021

Mein/4 Stadtmagazin Berlin, Ausgabe Dezember 2020

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BÜNDNIS – #AlarmstufeRot

Für die Veranstaltungswirtschaft steht

die Ampel längst auf Rot, der sechstgrößte

Wirtschaftszweig Deutschlands

ist am Verkümmern. Das Bündnis #AlarmstufeRot

setzt sich für das Überleben der

deutschen Veranstaltungswirtschaft ein.

Es entstand auf Initiative von Tom Koperek

und geht zurück auf die erste Protestaktion

Night of Lights 2020, bei der

mehr als 9.000 Bauwerke in rotes Licht

getaucht waren. Marcel Fery ist Managing

Director bei dem 1998 gegründeten

Full-Service-Eventdienstleister TSE und

Gründungsmitglied von #AlarmstufeRot.

Wir warfen einen Blick hinter die Kulissen

und sprachen mit Marcel Fery über seine

Hoffnungen und Sorgen.

So streng das Hygienekonzept bei der

ersten Demo war, so frustrierend gestaltete

sich die Suche nach prominenter

Unterstützung. Herbert Grönemeyer

allerdings hielt eine Rede, die unter die

Haut ging. „Die Zuschauer sind unser

Adrenalin, unser Lebenssinn, unsere Lebensversicherung,

und ich glaube, das

ist umgekehrt genauso. Dazu brauchen

wir, um wieder an- und aufzutreten, Abertausende

von helfenden Händen. Ohne

die Menschen, die Crews, die Armadas

von Technikern, Aufbauhelfern, Caterern,

Toningenieuren, Roadies, Truckern, Busfahrern,

Veranstaltern und Clubbesitzern

sind wir Künstler hilf- und glanzlos“, mit

diesen Worten sorgte der Musiker nicht

nur für Gänsehaut, sondern gab der Bewegung

auch einen ordentlichen Schub.

Beim zweiten Mal war die Riege an Prominenten

deutlich gewachsen.

Kann das Bündnis eine Großbranche

bewegen?

„Die Aktion hat sehr viel gebracht. Sie hat

zu einem gewissen Zusammenschluss in

der Branche geführt, die an sich sehr zersplittert

ist. Man hat sich kennengelernt,

man hat miteinander geredet und man

hat mehr Verständnis füreinander aufgebracht“,

erklärt Marcel Fery. Schließlich

habe die Branche selbst begriffen, wie

wichtig sie ist. Kaum einem sei das vorher

bewusst gewesen, auch der Politik nicht,

betont Fery: „Jede zweite Hotelübernachtung

in Berlin ist veranstaltungsbasiert, ob

es nun eine Messe ist, ein Theaterbesuch

oder ein Großevent. Die Veranstaltungsbranche

ist wirklich richtig relevant.“ Der

Bewegung #AlarmstufeRot ist es also gelungen,

auf sich aufmerksam zu machen

und die immense Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges

ins Bewusstsein der Politik

zu rücken.

Lässt sich die Branche finanziell

retten?

Die Hilfsmittel für die Branche sollen von

4 Mio. auf 12 Mio. hochgeschraubt werden.

„Damit rettet man auch die großen Firmen“,

so Fery, „das riesige Problem ist, dass alles,

was du bekommst, noch gar nicht da

ist. Überbrückungshilfe I haben jetzt viele

bekommen, Überbrückungshilfe II viele

noch nicht. Auch die November- und Dezemberhilfe

ist bislang kaum angekommen.

Überbrückungshilfe III soll eigentlich seit

November greifen. Dazu gibt‘s noch nicht

mal die FAQ und Regeln.“ Er bemängelt

außerdem, dass sich die Richtlinien oft

ändern: „Selbst wenn du es hast, weißt du

nicht, ob du es behalten darfst. Viele haben

Überbrückungshilfe II beantragt und

zwei Wochen vor Ende dieses Programms

haben sie die Vorschriften diesbezüglich

geändert: Nun brauchst du zwingend Verluste,

um überhaupt was zu bekommen.

Das stand nur vorher nirgendwo oder war

nicht deutlich zu erkennen.“ Da kann das

Problem gleich zur Katastrophe werden.

Denn wer Gelder beantragt, bekommen

und genutzt hat – sprich, ausgegeben hat –

muss diese im Zweifelsfall zurückzahlen,

obwohl er nichts mehr hat. Thema unseres

Gesprächs sind auch die Ungerechtigkeiten,

die Soloselbstständige betreffen. In diesem

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meinviertel – Kultur Spezial

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