Mein/4 Stadtmagazin Berlin 3/2021
Mein/4 Stadtmagazin Berlin, Ausgabe Dezember 2020
Mein/4 Stadtmagazin Berlin, Ausgabe Dezember 2020
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SCHAUSPIELER – Heike Feist UND Andreas Nickl
Seit einem Jahr sind die Theater geschlossen,
die zehn Wochen der Öffnungsmöglichkeiten
im Herbst waren geprägt durch
strengste Hygienekonzepte, ausgedünnte
Sitzreihen und ein zögerliches Publikum.
Auch Dreharbeiten finden kaum statt.
Bei den staatlichen Hilfspaketen fallen
Theater- und Filmschaffende, die zumeist
soloselbstständig sind oder nur projektbezogen
angestellt werden, vielfach durchs
Raster, weil sie unregelmäßig verdienen,
weil sie keine Betriebskosten abrechnen
können oder weil sie keinen Steuerberater
haben. Kurzarbeitergeld kommt für sie
nicht infrage, stattdessen wird ihnen nahegelegt,
Hartz IV zu beantragen und über
einen Berufswechsel nachzudenken. Für
die wenigsten ist das eine Option.
Normalerweise ist Heike Feist das ganze
Jahr unterwegs. Landauf, landab. Entweder
als Solodarstellerin mit den Stücken
Cavewoman und Alle Kassen, auch privat
oder mit Kollegen, um ihre selbstproduzierten,
für zwei Personen konzipierten
Biografien für die Bühne zu zeigen, Abende
über Tucholsky, Ringelnatz oder Hildegard
von Bingen. Einer ihrer Partner ist
Andreas Nickl. Dieser spielt nicht ganz
so viel Theater, steht dafür aber oft vor
der Kamera, dreht unter anderem für die
Rosenheim-Cops, Charité oder Morden
im Norden.
Seit einem Jahr ist alles anders
„Corona tauchte bei mir beim Drehen auf“,
erzählt Andreas. „Also nicht direkt. Eher als
nicht ernst genommene Verrücktheit, uhh,
plötzlich will einem keiner mehr die Hand
geben ... Das war Ende Februar.“ Am letzten
Tag vor dem Lockdown hatte er noch
in München Theater gespielt, da kam aber
nur noch die Hälfte der Leute, weil die Verunsicherung
schon sehr groß war. Eine sehr
spezielle Vorstellung sei das gewesen: „Die
Zuschauer durften nicht mehr eng beisammen
sitzen, aber wir sangen und spielten Saxophon
nur einen Meter von ihnen entfernt.“
Dann ging alles sehr schnell: Alle weiteren
Vorstellungen fielen aus. Auch für Heike.
23 Veranstaltungen wurden ihr im ersten
Lockdown, der sich für die Bühnen bis in
den Sommer zog, abgesagt. Die beiden beantragten
5.000 Euro Soforthilfe vom Land
Berlin und bekamen sie auch.
Zeit für neue Projekte
Nach einer kurzen Zeit der Schockstarre
stürzten sie sich in neue Projekte. Heike
schrieb eine weitere Biografie für die Bühne,
diesmal über Karl Valentin und Liesl
Karlstadt, zugleich machte sie ihre anderen
Zweipersonenstücke coronatauglich,
inszenierte sie auf gebotene Distanz um
und strich Requisitenübergaben, um mit der
Wiedereröffnung der Theater sofort spielbereit
zu sein. Andreas absolvierte derweil
erstmals eine Castinglesung via Zoom: „Die
Beteiligten waren von Schweden bis Wien
verteilt, das war aufregend und lustig und
hat gut funktioniert.“ Ende April traf er sich
mit einer ARTE-Redakteurin, um über einen
Dokumentarfilm in Israel zu sprechen. Das
Projekt wurde immer wieder verschoben, im
Moment hofft Andreas auf den Sommer:
„Aber wenn wir Pech haben, will ARTE das
Projekt nicht mehr.“
Spielen unter Corona-Bedingungen
Im Juli drehten sowohl Heike als auch Andreas
erstmals unter Corona-Bedingungen.
Mit Abstand, regelmäßigen Corona-Tests
und Hygienebeauftragten am Set. Im Herbst,
nachdem die Theater wieder öffnen durften,
spielten sie zusammen zwei corona-kompatible
Vorstellungen vor coronakompatibel
gesetztem Publikum. Heike stand noch
sieben weitere Abende im September und
Oktober auf der Bühne. „Mehr als 20 wären
geplant gewesen“, erzählt sie, „wurden jedoch
schon im Sommer abgesagt. Wegen
fehlender Planbarkeit und weil es für ein
nicht subventioniertes Theater nicht wirt-
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meinviertel – Kultur Spezial