Mein/4 Stadtmagazin Berlin 3/2021
Mein/4 Stadtmagazin Berlin, Ausgabe Dezember 2020
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VARIETÉ – Maik M. Paulsen UND Axel Hecklau
Maik M. Paulsen ist als Falschspieler bekannt.
Mit seiner Kunst ist er auf Businessevents
zu Hause. Als Produzent von
Varietéshows tourt er durch Theater in
ganz Deutschland. Axel Hecklau ist Zauberer
aus Leidenschaft und steckt unter
anderem hinter dem Salon der Wunder.
Über Solokünstler in der Corona-Krise,
neue Formate und Zukunftsprognosen.
Interaktives Zaubern im Onlineformat
Zusammen haben die beiden Solokünstler
eine Onlineshow entwickelt, die auf große
Begeisterung stößt. Maik M. Paulsen konnte
sich zu Beginn nicht vorstellen, dass das
funktionieren würde: „Ich glaube, wir sind
eine der wenigen Onlineshows, die Tickets
zu einem halbwegs normalen Preis verkaufen.“
Inhaltlich haben die beiden Künstler
einen Vorteil gegenüber anderen künstlerischen
Richtungen, wo Shows einfach nur
abgefilmt werden (können). Die Zauberei
ermöglicht es ihnen, auch im Videoformat
mit den Zuschauenden zu interagieren.
„Wir picken auch mal einzelne Leute raus,
deren Gedanken wir dann lesen oder die
Entscheidungen treffen. Die Kommunikation
auf diese Weise ist nagelneu. Die Leute
können sich das erst nicht vorstellen und
sind nachher völlig geflashed“, berichtet
Axel Hecklau von den Onlineshows. Die
Zuschauer haben ihr Mikrofon aus, Reaktionen
nehmen die Künstler nur über
die Kamera wahr. „Das ist ein total befremdliches
Gefühl“, gibt Maik M. Paulsen
zu. Eine Alternative zum Theater sei das
nicht: „Ich betrachte es als neue Location.
Es ist eine Ergänzung zu etwas, das vorher
nicht existierte.“ Was hier konzeptionell
super funktioniert, wäre live allerdings gar
nicht abbildbar.
Kunst nach der Krise
Die Sorge, dass bei den Menschen die
Angst bleibt, teilen Maik M. Paulsen und
Axel Hecklau mit vielen anderen Künstlern.
„Ich glaube, dass die Zuschauerzahlen nur
langsam steigen werden“, ist sich Maik M.
Paulsen sicher. Axel Hecklau sieht das
ganz ähnlich: „Hier geht’s um die Angst.
Unsere Erfahrung nach dem ersten Lockdown
zeigt, wie zurückhaltend die Leute
waren. Die meisten hatten ihre Eintrittskarten
in Gutscheine umwandeln lassen.
Der erwartete Ansturm nach der Wiederöffnung
blieb aus. Die Leute hatten einfach
Angst und sind nicht gekommen. Nicht mal
die Hälfte.“ Neben der Angst sieht Axel Hecklau
auch die Gefahr, dass sich die Menschen
irgendwie an die Situation gewöhnt
haben könnten und nicht gleich euphorisch
in die Theater stürmen.
Wie die Künstler finanziell durch die
Krise kommen
Axel Hecklau hat erst spät Hilfen beantragt,
vorher lebte er von seinen Rücklagen.
„Aber wir haben 80 Prozent Einbußen
gehabt. Zusammen mit meinem
Kollegen aus dem Salon der Wunder
habe ich erst vor Kurzem die Novemberhilfe
beantragt“, erzählt er. Bei Maik
M. Paulsen stellt sich die Situation etwas
komplizierter dar, weil er einerseits die
Produktion hat, andererseits als Künstler
arbeitet: „Ich glaube, es gab bei den
Künstlern ganz viel Verwirrung und Frust.
In einem Bundesland konntest du das
Geld für deine Privatausgaben benutzen,
im anderen nicht. Teilweise wurden die
Sachen dann noch während der Vergabe-
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meinviertel – Kultur Spezial