Mein/4 Stadtmagazin Berlin 3/2021
Mein/4 Stadtmagazin Berlin, Ausgabe Dezember 2020
Mein/4 Stadtmagazin Berlin, Ausgabe Dezember 2020
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Infobox
Franziska Hauser
Bücher:
Die Gewitterschwimmerin
(btb Verlag)
Sommerdreieck
(Rowohlt Verlag)
Wie wir leben wollen
(Suhrkamp Verlag)
Sieben Jahre Luxus
(Kehrer Verlag)
www.foto-haus.info
weile wieder in der KSK. Ob das ohne den
öffentlichen Druck auch so schnell gegangen
wäre? Daran hat sie leise Zweifel. Sie hat
zugesagt, nicht mehr als 450 Euro zu den
aktuell 800 Euro künstlerischem Verdienst
hinzuzuverdienen, doch mit Kind in Berlin
reicht das natürlich nicht.
Arbeitslosengeld II für Künstler in
dieser Situation ist verachtenswert
Wer einst von seiner Kunst leben konnte
und jetzt dazu veranlasst wird, Arbeitslosengeld
II in Anspruch zu nehmen, welche
Spuren hinterlässt das? „Man fühlt sich
degradiert und verachtet von der Politik“,
beschreibt Franziska Hauser das Gefühl
aus Künstlersicht und ergänzt als Bild: „Es
ist so, als ob man alle Künstler in eine Abstellkammer
auf Eis legt. Wenn der Spuk
vorbei ist und man wieder in die Oper gehen
möchte, dann sollen die plötzlich alle wieder
da sein und werden aufgetaut.“ Dabei fehlt
ihr die Einsicht, dass hier gerade ganze Existenzen
zerstört werden. „Es sind ja nicht nur
Künstler, alle Soloselbstständigen werden
ziemlich schlecht behandelt. Sie werden
so behandelt, als würden sie dem Staat
auf der Tasche liegen. Was ja, wenn man
sich das mal genauer anguckt, überhaupt
nicht stimmt. Die zahlen wahnsinnig viele
Steuern und haben davon gar nichts“, so
Franziska Hauser.
Auch sie glaubt, dass es nach der Pandemie
nur langsam so etwas wie Normalität im Kulturbetrieb
geben wird: „Und ich befürchte,
dass danach ein Ellenbogenkampf einsetzt,
weil jeder seinen Platz zurückerobern will.“
Aber dass die Angst vor Nähe bleiben könnte,
diese Bedenken teilt sie nicht. ■