Mein/4 Stadtmagazin Berlin 3/2021
Mein/4 Stadtmagazin Berlin, Ausgabe Dezember 2020
Mein/4 Stadtmagazin Berlin, Ausgabe Dezember 2020
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Im Gespräch mit Sandra Maischberger
Wenn sie öffentlich auftritt, zählt ihre eigene Meinung nicht. Ihre Aufgabe ist es, verschiedene Sichtweisen
zu einem Thema aufzuzeigen. Sie ist nicht nur das Talkshow-Gesicht im deutschen Fernsehen,
sondern sie steht auch hinter dem Verein Vincentino e. V., der möglichst allen Kindern Zugang zu Kunst
und Kultur ermöglichen möchte: Wir sprachen mit Moderatorin und Journalistin Sandra Maischberger
über die veränderte Dialogfähigkeit unserer Gesellschaft, über das Miteinander und den Anspruch
von professionellem Journalismus. In unserem Gespräch zählt ihre Meinung sehr wohl.
Mein/4: Wir sind über das MACHmit! Museum
auf Sie aufmerksam geworden. Als wir über
die Verlosung des Bären schrieben, zeigte uns
Frau Rinklebe voller Stolz Ihr Foto, mit grauem
T-Shirt und Maske.
Maischberger: Das ist ein außergewöhnlicher Ort. So
etwas habe ich nirgendwo auf der Welt bisher gesehen.
Als mein Sohn jünger war, bin ich mehrmals hierher gekrochen,
um ihn aus dem großen Labyrinth wieder rauszuholen.
Unsere Freunde sind überall verstreut. Und
wenn sie mit ihren Kindern zu Besuch nach Berlin kamen,
sind wir immer in das MACHmit! Museum gegangen.
Mein/4: Sie engagieren sich viel ehrenamtlich.
Maischberger: Als ich Mutter wurde, habe ich die vielen
Engagements, die ich vorher hatte und die mich immer
irgendwo herumgeführt haben, weggelassen und mich
auf die Stadt konzentriert, in der ich lebe. Damit ich das,
was ich tun kann, dort mache, wo ich bin und nicht reisen
muss. Als Mutter eines Kindes hatte ich keine Lust
mehr dazu. Es macht Sinn, was wir hier tun, und es erinnert
mich an meine eigene Kindheit. Ich hatte einfach
Riesenglück: Ich hatte eine tolle Schule und Eltern, die
Musik und Theater unterstützt haben. Das hat mir viel
gegeben. Und dann dachte ich, das müsste eigentlich
jedes Kind kriegen können.
Mein/4: Der Impuls für die Vereinsgründung von
Vincentino e. V. kam von Ihnen?
Maischberger: Ein ehrenamtliches Radioprojekt führte
mich an eine Grundschule in einem sogenannten
Berliner Problemviertel. Die Kinder haben mich interviewt.
In der Klasse waren 26 Kinder aus 24 Nationen.
Ich war so beeindruckt von diesen Kindern und vom
Lehrer. So etwas kannte ich aus Bayern, wo ich aufgewachsen
bin, oder aus Hamburg, wo ich dann gelebt
habe, nicht. Jedenfalls nicht aus den Vierteln, in denen
ich mich bewegt habe. Ich dachte mir: „Das ist irre, wie
die das hinkriegen!“ Der Mann hatte eine natürliche
Autorität, und die Kinder waren fantastisch. Mit der
Frau, die dieses Projekt damals betreut hat, haben wir
dann den Verein gestartet. Wir fanden, dass man genau
diese Fähigkeiten bei den Kindern unterstützen muss
und natürlich auch die Lehrer, die das Ganze umsetzen.
Das war der Beginn vor etwa 15 Jahren. Der Verein ist
nur wenig älter als mein Sohn.
Mein/4: Woran fehlt es dem Verein? Was
brauchen Sie?
Maischberger: Spendengelder [lacht]. Wir haben uns
zum Ziel gesetzt, Kinder mit Kulturprojekten zu stärken
und damit am Ende auch die Klassengemeinschaft zu
fördern. Und um den Lehrern zu zeigen, was ihre Kinder
können. Das führt dazu, dass die Kinder nicht nur
in diesen Projekten aufgehen, sondern vielleicht auch
im Schulischen besser und erfolgreicher werden. Das
funktioniert richtig gut. Wir arbeiten inzwischen regelmäßig
pro Jahr mit etwa 600 Kindern an fünf bis sechs
Schulen innerhalb der Unterrichtszeit. Wir sind in den
Unterricht gegangen, weil freiwillige Nachmittagsangebote
nur die Kinder erreichen, die sowieso schon aktiv
sind. Und wir wollen alle Kinder erreichen. Das ist aber
meist nicht förderungsfähig, deshalb sind wir auf Spenden
angewiesen und darauf, dass Menschen an das glauben,
woran wir glauben. Dass die Beschäftigung mit Künsten,
mit Kultur, aber auch mit Medien – das ist eines unserer
großen Standbeine – die Kinder befähigt, sie aufweckt
Info
Sandra Maischberger (*1966 in München) ist
eine deutsche Journalistin, Fernsehmoderatorin,
Produzentin und Autorin. Derzeit
moderiert sie die Talkshows
maischberger. die woche im Ersten.
Sie ist auch als Autorin erfolgreich.
Im Oktober 2004 veröffentlichte
sie ein Nachschlagewerk für Kinder
mit dem Titel Die musst du kennen –
Menschen machen Geschichte.
Im Jahr 2008 gründete die
Journalistin Sandra Maischberger
mit Mitstreiter*innen
den Verein Vincentino.
Seitdem initiiert der Verein kulturelle Bildungsprojekte
an Berliner Schulen. Vincentino geht es dabei
um die Chancengleichheit der Kinder, um das Miteinander
in unserer Stadt.
www.vincentino.org
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