Mein/4 Stadtmagazin Berlin 3/2021
Mein/4 Stadtmagazin Berlin, Ausgabe Dezember 2020
Mein/4 Stadtmagazin Berlin, Ausgabe Dezember 2020
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ATELIERGEMEINSCHAFT – Skip Pahler
In der Ateliergemeinschaft im Steinmetzhof
geht es sinnlich zu, denn an diesem Ort
entstehen Kunstwerke. Greifbar wird Kunst
erst in Ausstellungen – doch die entfallen
in der Corona-Krise. Und damit geht etwas
ganz Essenzielles verloren: die Sinnlichkeit
der Kunst und der persönliche Dialog.
Wir unterhielten uns mit Skip Pahler und
seinen Künstlerkollegen Eymelt Sehmer
und Ólafur Örn Arnarson.
Die Phase zwischen den beiden Lockdowns
hat die Ateliergemeinschaft für Ausstellungen
genutzt. Aber mit den vielen Vorgaben
– Maske aufziehen, Abstand halten, Namen
aufschreiben – hat das Ganze einen komischen
Beigeschmack bekommen. Auch die
Besucherzahlen waren deutlich verhalten.
Künstlerinnen und Künstler wissen nie, ob
sie bei einer Ausstellung etwas verkaufen
oder nicht. Doch ohne Ausstellung besteht
gar nicht erst die Chance, etwas zu verkaufen.
Zurzeit ist es für die Künstlerinnen und
Künstler der Ateliergemeinschaft eine Frage
der Motivation: neue Bilder malen, Geld
ausgeben – aber nicht wissen, ob und wann
das je wieder reinkommt, das macht mürbe.
Außer der Soforthilfe haben sie keine
Gelder beantragt, weil sie alle auch noch
andere Jobs haben und Skip Pahler seine
Rente: „Die ist grandios. Sie steigt auch immer
mal um 20 Cent oder einen Euro“, sagt
er schmunzelnd.
Im Internet kann Kunst kein Gefühl
vermitteln
Fotografin Eymelt Sehmer ist wie ihre
Kollegen der Überzeugung: „Das Internet
ersetzt niemals dieses Erlebnis, durch eine
Ausstellung zu gehen, sich ein Bild real anzugucken,
die Textur zu erkennen. Auch
das persönliche Gespräch mit der Künstlerin
oder dem Künstler fällt weg.“ Im Internet
kann Kunst niemals das Gefühl vermitteln,
das sie in der Realität beim Betrachtenden
hervorruft. „Das Internet ist einfach totes
Material. Da kann ich das Ganze auch im
Fernsehen bringen, da kann man es noch
spannender machen. Du hast doch gar
kein Gefühl für ein Bild oder eine Skulptur.
Du kannst sie nicht berühren, du kannst
nicht mal mit dem Handrücken drübergehen
und die Oberfläche fühlen. Im Internet
siehst du nur die nackte Abbildung“, macht
Skip Pahler den Unterschied deutlich. Die
Internetseiten und die Social-Media-Profile
der Künstlergemeinschaft laden insofern
zwar zu einem Rundgang ein, können aber
trotzdem nichts weiter als ein Eindruck
sein.
Deshalb wird ein reiner Verkauf über das
Internet auch nicht erfolgversprechend
sein. Eymelt Sehmer fasst zusammen: „Die
Leute, die etwas von mir gekauft haben,
haben das in erster Linie gekauft, weil sie
den persönlichen Kontakt hatten und das
Bild in echt gesehen haben. Ich würde sagen,
dass der Onlineauftritt unterstützend
wirkt, aber ein reiner Verkauf ist über diesen
Kanal nicht möglich.“
Kunst bedeutet Sinnlichkeit
„Kunst ist sinnlich. Und sinnlich bedeutet
auch Anfassen, Berühren, Begreifen.
Mit allen Sinnen eben, die in dem Wort
30
meinviertel – Kultur Spezial