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78 PORTRAIT
4/2021
WIRTSHAUS-
KULTUR
Eine Feier der
Foto: Ida Rosen
Das Schiff in Hittisau ist nicht nur für sein Hotel und Feinschmeckerrestaurant berühmt –
sondern auch für seine regionale Beiz Ernele. Wir waren vor Ort, denn im Bregenzerwald war/
ist das ja möglich.
Von Thomas Askan Vierich
Lange nicht mehr gut essen gewesen.
Zu Hause kochen ist fein, aber jetzt
musste ein Tapetenwechsel sein.
Wir nutzten die Gunst der niedrigen
Inzidenzzahlen im Bregenzerwald
und kehrten im Gourmet-Hotel Schiff
in Hittisau ein. Das Gourmetlokal hatte
noch geschlossen, das Hotel ebenfalls,
aber das Ernele sperrte gerade auf. Wir
ergatterten den letzten Tisch und ließen
uns von Felix Groß und seinem Team regional
verwöhnen.
Das Ernele ist Laden, Bistro, Beiz,
Frühstückraum und Wirtshaus in einem.
Hier speist man drinnen in eher modernem
Ambiente umgeben von Holzregalen
mit feinen regionalen Spezialitäten,
die man auch mitnehmen kann, und
draußen auf der Sonnenterrasse des Hotels.
Felix Groß ist der Chef. Er kümmert
sich um alles: Einkauf, Service und Küche.
Das Ernele ist nach Erna Metzler benannt,
der Grande Dame des Hauses und
Mutter der jetzigen Chefin.
Gastgeber Felix (33) stammt aus dem
nahen Allgäu und darf sich im Ernele
seit fünfeinhalb Jahren verwirklichen.
Das Hotel hat 34 Zimmer. Aus dem Frühstücksraum
wird ab mittags das Ernele.
Hierher kommen viele Stammgäste
aus dem Bregenzerwald und von weiter
her. Man spürt es an der herzlichen, fast
freundschaftlichen Atmosphäre, die uns
umgibt. Am Nebentisch sitzt ein Physiker
aus Bregenz mit seiner Frau. Am Handy
schwärmt er lautstark von seinen drei
Vorspeisen und dem Champagner, den
sie schon getrunken haben. Etwas weiter
weg sitzen drei Herren aus dem Nachbarort:
Gastronomen, die am folgenden Tag
aufsperren wollen. Takeaway genügt ihnen
nicht mehr. Immer wieder bleiben Felix
und die Chefin an ihrem Tisch stehen
und fachsimpeln. Es wird oft gelacht.
Regional erhöht die Wertigkeit
„Wir haben wirklich tolle Gäste“, sagt Felix,
als er für einen Moment an unserem
Tisch Platz nimmt. Er wirkt entspannt,
etwas lausbübisch. So sieht ein glücklicher
Gastgeber aus, der wieder für seine
Gäste da sein darf. Als ich ihm nach seinem
Küchenstil frage, sagt er: „Wir sind
kein klassisches Wirtshaus, vor allem
optisch. Im Gegensatz zur feineren Wälder
Stube sind wir very easy going.“ Die
Wälder Stube hatte Benjamin Wolter die
letzten Jahre verantwortet. Jetzt macht
er sich selbstständig. Im Mai übernimmt
wieder Bernd Reimer. „Wir wollen Spaß
an der Arbeit haben!“
Dieser Spaß überträgt sich auf die
Gäste. Felix empfiehlt uns den frischen