höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
auch in Straßenbezeichnungen ihren Niederschlag, die<br />
einige Herkunftsländer der Flüchtlinge und Vertriebenen<br />
und bedeutende Städte in ihnen festhalten: Königsberger<br />
Weg (Ostpreußen), Breslauer Weg (Schlesien), Banater<br />
Weg und Batschkaweg (Donauländer), Sudetenstraße,<br />
Prager Straße (Böhmen und Mähren - heute Tschechoslowak<br />
i). Bei diesen Wohngebieten am Stadtrand liegt<br />
zwar keine geschlossene Ansiedlung von Heimatvertriebenen<br />
vor, doch rekru'. ert sich - mit Ausnahme der Prager-<br />
und der Sudetenstraße - aus il fien d e Mehrzahl hrfer<br />
Bewohner.<br />
Eine 5 sdlungstatsache liegt auch dem Straßennamen<br />
„Max-Eyth-Straße" zugrunde. In jahrzehntelangen Bemühungen<br />
gelang es der Stadt, Grundstücke ZT : sehen der<br />
Ermelesstraße und der Haigerlocher Straße anzukaufen,<br />
um sie als Industriegelände abzugeben. Dort ist inzwischen<br />
ein neues Industrie- und Gewerbeviertel entstanden. Die<br />
Querstraße erhielt die Bezeichnung „Max-Eyth-Straße"<br />
im Gedenken an den schwäbischen Industriepionier Max<br />
von Eyth (1836-1906), der als Ingenieur in vier Weltteilen<br />
arbeitete und sich auch als Schriftsteller einen<br />
Namen schuf. Seile der älteren Generation noch gut bekannten<br />
Hauptwerke sind: „H. iter Pflug und Schraubstock",<br />
„Der Kampf um die Cheopspyramide" und „Der<br />
Schneider von Ulm".<br />
Als Erweiterung dieses Gewerbe- und Industrieviertels<br />
erschloß die Stadt ein anschließendes Neubaugebiet und<br />
bestimmte es teilweise für Gewerbe- und Industrieansiedlung.<br />
Sinngemäß wurden die Straßennamen gewählt:<br />
Daimlerstraße (Gottlieb Da.mler, 1834-1900, Ingen" ?ur,<br />
Pionier des Kraftfahrzeugbaus, Konstrukteur des Verbrennungsmotors<br />
für Motorräder und Kraftwagen, Gründer<br />
der später mit der Firma Benz-Motoren ve. ugten<br />
Daimler-Motoren-Gesellschaft, deren Erzeugni s das Mercedes-Auto,<br />
weltbekannt 'st), Fri"drich-List-Straße (Friedrich<br />
List, 1789-1846, Na 'onalökonorn, Politiker, Vorkämpfer<br />
der deutschen Zolle^ iheit) und Steinbeisstraße<br />
(Ferdinand Steinbeis, 1807-1897, Präsident der württemberr.ischen<br />
Zentrale für Gewerbe und Handel, setzte s" i<br />
verdienstvoll für die wirtschaftliche Entwicklung des<br />
Königreichs Württemberg vornehmlich auf dem Gebiet<br />
der Industrie ein).<br />
Namensgebung nach kirchlichen Gebäuden<br />
und Einrichtungen<br />
Die Entwicklung der katholischen Pfarrgemeinde verläuft<br />
parallel zur Geschichte der poi tischen Gemein de. Im ersten<br />
Schwerpunkt der Siedlung wu r de vermut ich die<br />
erste christliche Kirche errichtet, irf Ni'derhechingen nahe<br />
bei der heutigen Friedrichstraße. Diese erste Hec 1 nger<br />
Ki rche war dem Frankenheiligen Marl i geweiht, was auf<br />
Missionierung durch die Franken hinweist. Neben dem<br />
Namen Martinsberg erinnert die Straßenbezeichnung<br />
„Martinstraße" an diese nahe dem Fuße des Martinsbergs<br />
gelegene, längst schon abgegangene Kirche, die auch in<br />
einem Flurnamen fortlebt. Als sich später der Siediungsschwerpunkt<br />
nach der Siedlung unterhalb des Killbergs<br />
verlegte, wurde dort eine neue K 'che gebaut. Man weihte<br />
sie dem hl. Lucias, einem frühchristlichen Bischof von<br />
Chur. Die St.-Luzen-Kirche wurde später zur Pfarrkirche<br />
erhoben. Nach Ar und dem Kloster ist der „St.-Luzen-<br />
Weg" benannt. Die Benennung der beim ehemaligen<br />
Kloster St. Luzen ste" 1 aufwärts zum Schrofen führenden<br />
Straße wurde wegen der Gabelung der Straße geteilt in<br />
„Am Schrofen" und „Klostersteige" nach dem früheren<br />
Franziskanerkloster St. Luzen, das 1589 gegründet wurde<br />
und bis zur Aufhebung im Jahre 1808 bestand. Nach der<br />
Gründung der Stadt auf dem Hügel über der Starzel kam<br />
es erneut zu t ler Verlegung des Siediungsschwerpunktes,<br />
und auch hier folgte der Kirchenbau. Es war die Kirche<br />
zu Unserer Lieben Frau und St. Jakob. Daher der Name<br />
„Kirchplatz". Diese Kirche wurde bald zur Stiftskirche<br />
erhoben, zum gottesdienstiiehen Raum für das Kollegiatstift<br />
zu St. Jakob, eine Stiftung mit umfangreichem Grundbesitz<br />
zum Unterhalt eines Kollegiums von Weitgeistlichen,<br />
deren Zusammenleben nach einer festgelegten Regel<br />
geordnet war und die bestimmte gottesdienstliche Handlungen<br />
vorzunehmen hatten. Diese Kollegiatstifte waren<br />
ein Gegenstück zu den Klöstern, doch wohnten die Stiftsherren<br />
nicht zusammen in einem Kloster, sondern einzeln<br />
in Pfründehäusern. An dieses einstige Hechinger Kolieg<br />
tstift erinnert der Name „S, 'tsgasse", die „Katharinengasse"<br />
daneben an die Katharinenkapelle, die auf<br />
dem einstigen Friedhof hinter der Stiftskirche stand und<br />
vor dem Bau der jetzigen Stiftskirche abgebrochen wurde.<br />
Die „St. Jakobsgasse" ist nach dem Kirchenpatron, dem<br />
heiligen Apostel Jakobus dem Älteren, benannt.<br />
Wenn der Name „Heiligkreuz" genannt wird, denken<br />
wir an diesen Ort als Friedhof, als Ruheplatz der Toten.<br />
Diese Zweckbestimmung hat He-'-gkreuz erst seit dem<br />
Jahre 1814. Die dortige Friedhofskapelle war früher ein<br />
Wallfahrtsort, eine Gedenkstätte an die in der Sage vom<br />
höllischen Schuß verewigte Freveltat. Nach Heiligkreuz<br />
ist die dorthin führende „Heiligkreuzstraße" benannt.<br />
Flurnamen werden zu Straßennamen<br />
Weit über den ursprünglichen Siedlungskern haben sich<br />
die Städte und auch die Landgemeinden ausgeweitet. Sie<br />
überwuchern immer mehr die Fluren. Die Namen der Gewanne<br />
drohen unterzugehen und nur noch in Archiven<br />
ein papierenes Leben zu fristen. Es ist daher sinnvoll,<br />
neuen Straßen J ie Namen der Fluren zu geben, auf denen<br />
sie angelegt sind. Solche Namen atmen den Erdgeruch der<br />
Heimat. Die überbauten Fluren ieben in den Namen der<br />
Straßen fort. In Hecl -igen wird dies seit eher praktiziert.<br />
Als die beziehungsreichsten Straßennamen, die auf<br />
Flurnamen zurückgehen, verdienen „An der Breite" und<br />
„Im Maierhof" Beachtung. Sie sind Namensdenkmale der<br />
alten Ortsverfassung und erinnern an frühere Herrschaftsrechte.<br />
Die „Breite" ist wie der „Brühl" altes Herrschaftsgut<br />
in Siedlungsnähe, „Breite" ein ausgedehntes<br />
Ackerfeld guter Bonität, „Brühl" eine feuchte und daher<br />
im Grasertrag er 'ebige Wiesenfläche. Beide wurden einst<br />
vom Maierhof aus bewirtschaftet. Dort saß der Maier<br />
(vom lateinischen Wort maicr = der Größere) als Verwalter,<br />
später auch Lehensinhaber des Herrschaftsgutes<br />
und zugleich auftragsweise Inhaber einiger örtlicher Herrschaftsrechte<br />
und der damit verbundenen Pflichten. Der<br />
alte Hecluüger Maierhof steht seit Jahrhunderten r.iit<br />
mehr, gebl: Sen . t aber die Flurbezeichnung und heute<br />
der Straßenname. Der Flurname „Eierle", von dem der<br />
Straßenname „Im 1 jrle" abgeleitet ist, lautete früher<br />
„Erlach" und bedeutet eine Anhäufung von Erlen, ähnlich<br />
wie Stockoch - die namengebende Flur des „Stockochweges"<br />
- eine Anhäufung von Wurzelstöcken. An der<br />
Stelle der Flur dürfte einstmals ein Gehölz gerodet worden<br />
sein, von dem die Wurzelstöcke noch lange im Boden<br />
stecken b :ben. Die „Firststraße" hat ihren Namen vom<br />
First, dem langgestreckten Geländerücken zwischen der<br />
Hechinger Oberstadt und Stetten. First : st eine Bezeichnung<br />
für Menschen, eine Geiänderorm und einen Hausteil.<br />
Sie kennzeichnet das Hervorragende, den Fürsten, den<br />
First und den Dachr -st. In der Lichtnau, der einstigen<br />
großen Wiesenfläche, in der der gleichnamige frühere<br />
städtische Spiel- und Sportplatz frei gelassen worden ist,<br />
darf man an eine baumfreie, gehuitete Aue denken. Von<br />
ihr hat die Straße „Auf der Lichtnau" den Namen. „Tobel"<br />
bedeutet Schlucht, und tatsächlich zieht sich die He<br />
chinger „Tobelstraße" durch eine Schlucht hinter dem<br />
Schloßberg aufwärts. Der Hech'iger Straßenname<br />
13