höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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der bisher „Im Hofgarten" benannten Straße abzweigenden<br />
und hinter das Schlachthaus führenden Straße gab<br />
die Stadtvertretung im Jahre 1927 den Namen „Eitelfritzstraße".<br />
Diese Namengebung war wohl gut gemeint<br />
- man dachte dabei an die Lage der Straße in einem früheren<br />
herrschaftlichen Gelände -, aber schlecht überlegt.<br />
Den Namen Eltelfritz in einem Straßennamen festzuhalten<br />
war mehr als berechtigt, für ein solch ehrendes Gedenken<br />
hätte jedoch keine so unbedeutende Straße gewählt<br />
werden sollen. Den Namen Eitelfr :dr n trugen<br />
bedeutende Regentenpersör Haiieit en in der Hechinger<br />
Stadtgeschichte und in der Landesgeschichte: Graf Eitelfriedrich<br />
I., der Erneuerer der Grafschaft Zollern nach<br />
ihrem Niederbruch zu Beg' in des 15. Jahrhunderts, Graf<br />
Eitelfriedrich II., Freund und vertrauter Ratgeber des<br />
Kaisers Maximilian, des „letzten Ritters", Präsident des<br />
Reichskammergerichts, Reichserbkämmerer und Anführer<br />
eines Reichsheeres, Erbauer des alten Hechl ger Rathauses,<br />
dann Eitelfriedrich IV., der seine Residenz zu i 1er<br />
Pflegestätte der Musik machte, der Kloster und Kirche<br />
St. Luzen, das Pfründehospital mit Kirche und den Unteren<br />
Turm erbaute. Bemerkenswert sind auch der nichtregierende<br />
Graf Eitelfriedrich (IIL), kaiserl her Feldhauptmann<br />
in Italien, und der letzte Hechu ger Fürst dieses<br />
Namens, Eitelfriedricii IL, der w.- seih Land unter dem<br />
Dreißigjährigen Krieg schwer zu 1. i den hatte. Neuerdings<br />
ist die Straße „Im Hofgarten" und die oben genannte<br />
Abzweigung unter dem Namen „Eitelfritzstraße" zusammengefaßt.<br />
Die „Lindichstraße* führt zum fürstlichen Jagd- und<br />
Lustschloß Lindich. Nach dem Burgsitz der Stadtherren,<br />
der Burg Hohenzoiiern, ist d** „Zcllerstraße" benannt.<br />
Diese Bezeichnung konnte erst aufkommen, als im Zug des<br />
Wiederaufbaus als neue Zufahrt zur Burg d Straße vom<br />
Brielhof her gebaut war. Der frühere Name war Balingen<br />
Straße oder Bai iger Landstraße. Auf dem Platz des<br />
früheren Filialgebäudes der Hohenzolle- sehen Landesbank<br />
stand bis zum unüberlegten Abbruch In den Jahren<br />
1813 und 1814 das Stadtschloß der Zollern. Dieses stolze<br />
Eitelfriedrichschloß hat der „Schloßsiraße" ihren Namen<br />
gegeben. Seine im Viereck um Innenhöfe angelegte Gebäudemasse<br />
reichte bis über die Mitte des heutigen Straßenkörpers.<br />
Das bald nach dem Abbruch gebaute Neue<br />
Schloß, heute Landesbank, ließ einen weiten Vorplatz<br />
frei, was dazu führte, daß die Fortsetzung der Schloßstraße<br />
den Namen „Schloßplatz" erhielt. Auf der gegenüberliegenden<br />
Seite liegt ein früheres fürstliches Verwaltungsgebäude.<br />
Es war ei stmals Sitz der Kanzlei, der<br />
Schreibstnben für die oberen Verwaltungsbeamten des<br />
Fürstentums. Die Erinnerung daran hält die „Kam eistraße"<br />
fest, die Verbindung zwischen Schloßstraße und<br />
Rain. Aus der Kanzle i wurde spater das Alte Schloß und<br />
das Interimsrathaus. Der Name „Münzgasse" erinnert an<br />
das Münzrecht der Grafen und Fürsten von Hohenzollern,<br />
das ihnen als vom Kaiser verliehenes bedeutsames<br />
Regal, d. h. Privileg, zustand. Die Prägestätte stand in der<br />
heutigen Münzgasse. Sie gehörte zuletzt zum Komplex<br />
der Baruch'schen Fabrikbauten und wurde mit ihnen im<br />
Jahre 1938 abgebrochen. Die „Kasernenstraße" im Vorort<br />
Friedrichstraße ist eine Erinnerung an die Kaserne, die<br />
der damalige Erbprinz und spätere Fürst Friedrich Ludwig<br />
in den 30er Jahren des 18 Jahrhunderts für die fürstlichen<br />
Haustruppen errichten ließ. Nur kurze Zeit lieme<br />
das Gebäude als Kaserne. Es wurde bald anderen Zwecken<br />
zugefunrt und war lange Wohnhaus für arme Judenfamiiien,<br />
bis es 1878 durch Brandstiftung völlig abbrannte,<br />
Die „Stutenhofstraße" führt zum früheren Stutenhof,<br />
d. h. zu dem Rest, der nach einigen Bränden von<br />
dem alten herrschaftli hen Gutshof übrig geblie Jen ist. In<br />
seiner ersten Zei war es das Gestüt für den Grafen. Zu<br />
einer herrschaftlichen Hofhaltung gehörte ein mit Reitund<br />
Kutschpferden gut besetzter Marstall für den Herrn,<br />
sein Gefolge und seine berittenen Dienstmannen. Aufgabe<br />
des Stutenhofs war es, den Nachwuchs an Pferden zu<br />
züchten. In allen Höfen des Hochadels gab es solche Gestüte.<br />
Auf dem Platz eines solchen Gestüts steht die baden-württembergische<br />
Landeshauptstadt, deren Name<br />
Stuttgart auf den früheren Stutengarten h: .lweist.<br />
Zu einer Burg und zu einem Schloß gehört ein Garten.<br />
Der erste Hechinger Burggarten dürfte innerhalb der<br />
Ringmauer beim „Bürgle" angelegt worden sein, bei der<br />
Stadtburg der Zollergrafen. In diesem Garten pflanzten<br />
und pflegten dl^ Gräfinnen mit ihren Mägden Würz- und<br />
Heilkräuter wie auch Blumen. Es war der Frauengarten,<br />
so benannt nach der Frau des Grafen, der allein die Titulatur<br />
Frau zukam. Alle anderen verehelichten weiblichen<br />
Wesen waren nur „Weiber". In späteren Zeiten<br />
erhielt der Frauengarten durch Zukäufe eine große Ausdehnung<br />
und rei 'ite von der nach ihm benannten<br />
„Frauengartenstraße" den Feilbach hinab bis zur Starzel.<br />
Die in der Hechinger Stadtchronik enthaltene Vermutung,<br />
der Frauengarten sei das B« '.tztum der mit dem Fürsten<br />
Friedrich Wilhelm im Jahre 1710 morganatisch vermählten<br />
Freiin Maximiliane v. Lützow gewesen, ist nicht stichhaltig,<br />
da der Frauengarten schon früher in der Forsiordnung<br />
der gefürsteten Grafschaft Zollern vom Jahre<br />
1623 erwähnt wird. Als in der Zeit der Renaissance die<br />
höfische Kultur nach prunkvoller Entfaltung strebte, entstand<br />
in der Nähe des Stutenhofes eine weitläufige prächtige<br />
Gartenanlage, der Hofgarten, auch Lustgarten genannt,<br />
mit hübschem Gartenschlößlein und Pavillons. An<br />
diesen seil. 120 Jahren zu Baugrundstücken und Krautländern<br />
aufgeteilten Hofgarten erinnert die Straßenbezeichnung<br />
„Hofgartenstraße". An der drl :en herrschaftlichen<br />
Gartenanlage erfreuen wir uns noch heute, am Fürstengarten.<br />
Er dürftt n der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />
angelegt worden sein, als der Fürst weit draußen<br />
vor der Stadt ein Sommerhaus erstellen ließ, den Mittelbau<br />
der heutigen Villa Eugenia. Von dem später erweiterten<br />
Garten hat die an se' em Rand nach dem letzten<br />
Krieg erbaute Straße „Am Fürstengarten" irren Namen.<br />
Einige Straßennamen deuten auf herrschaft 'che Be^tzverhältnisse.<br />
Die „Herrenackerstraße" zieht sich über die<br />
überbaute Flur Herrenacker, 1590 erwähnt als „unseres<br />
gnädigen Herrnackher". Bei den Bezeichnungen „Am<br />
Schloßberg", „Schloßackerweg" und „Burgackerstraße"<br />
darf man nicht an ein Schloß oder eine Burg denken, die<br />
früher einmal dort gestanden hätten, höchstens viel! iit<br />
beim Burgacker. Die dortigen Grundstücke dürften vielmehr<br />
Zubehör zu einer Burg, zum Schloß gewesen seir.<br />
Im Mittelalter zwang das damals noch herrschende System<br />
der Naturalwirtschaft dazu, alle öffentlichen Einrichtungen<br />
wie Burgen, K'rcnen, Klöster, Spitäler mit Grundstücken<br />
für den Lebensunterhalt auszustatten. Bei den<br />
Burgäckern oder Burgenäckern läßt sich dies allerdings<br />
urkund :h nicht belegen, da sie schon in den alten städtischen<br />
Lagerbüchern als Pr atbesitz beschrieben sind.<br />
Dagegen b)' ,:b der Schloßberg bis zu seiner Überbauung<br />
nach den beiden Weltkriegen im Besitz des Fürstenhauses<br />
Hohenzollern.<br />
Straßen heißen nach Personen<br />
Unseren Vorfahren lag es fern, Persönlichkeiten durch die<br />
Namengebung von Straßen zu ehren. Der Volksmund benannte<br />
Straßen nach Personen le I .glich m seltenen Fällen,<br />
wenn Träger dieses Namens 1 leT wohnten oder Grundbesitz<br />
hatten. Dafür gibt es ' I Rechingen zwei Beispiele.<br />
Jahrhundertealt ist der Name Ermelesgasse, heute „Erme-<br />
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