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höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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früher nur bis zum Schattengang reichte. Als in den<br />

40er Jahren des vorigen Jahrhunderts Fürst Friedrich<br />

Wilhelm Constantin seinen Garten stadtauswärts vergrößern<br />

wollte, erwarb er von der Gastwirtsfamilie<br />

Oesterle die Wirtschaft samt dem dazugehörigen großen<br />

Garten und baute das Haus zu einem stattlichen Wohngebäude<br />

um, das später fürstlichen und anderen Beamten<br />

als Wohnung diente. Seitdem im Jahre 1949 Prinz Franz<br />

Joseph von Hohenzollern-Emden mit seiner Familie in<br />

die Villa Silberburg übersiedelte, wohnen erstmals nach<br />

100 Jahren Angehörige des Fürstenhauses Hohenzollern<br />

_n Hechingen. Der „Bierweg" hat seinen Namen vom Bier,<br />

das früher auf ihm gefahren wurde. Am oberen Ende des<br />

Zwi igels zweigt das Sträßchen von der Neustraße ab<br />

und windet sich um das Neue Schloß herum. In seiner<br />

heutigen Form wurde der ü'erweg erst angelegt, als die<br />

St. Luzen-Brauerei den früheren Schloßkeller in Benützung<br />

nahm und ihr nunmehriger Bierkeller einer guten<br />

Zufahrt bedurfte.<br />

Krieg und Politik in Straßennamen<br />

Die an die erste Schloßbergschule locker anschließende,<br />

in den Jahren 1937 und 1938 erbaute Wohnsiedlung war<br />

als Dank an die Kriegsopfer gedacht und für Bewohner<br />

aus diesem Personenkreis bestimmt. Als Namengeber der<br />

beiden, die Siedlung erschließenden Straßen boten sich<br />

die Gegenden von Schlachten des ersten Weltkrieges an,<br />

in denen hoh<strong>enzollerische</strong> Soldaten in besonders großer<br />

Zahl mitgekämpft und hohe Blutopfer gebracht hatten.<br />

Man wählte die jahrelang umkämpfte Landschaft Masuren<br />

in Ostpreußen und das Dorf Fricourt in Frankreich,<br />

Brennpunkt eines verlustreichen Ringens in der Sommeschlacht<br />

des Jahres 1916. Das ist die Erklärung für die<br />

Namen „Masurenweg" und „Fricourtweg".<br />

Der Anschluß Oesterreichs an das Deutsche Reich im Jahre<br />

1938 war ein Ereignis, das die Herzen bewegte. Im Hochgefühl<br />

der Freude gab man damals zwei Straßen auf der<br />

früheren Stetteiier Lichtnau, die im Jahr zuvor zu Heesingen<br />

gekommen war, die Namen „Wiener Straße" und<br />

„Kärntner Straße". Der Anschluß war nur von kurzer<br />

Dauer, und als heutiee Sinngebung dieser Straßenbenennung<br />

ble"-t nur die Verbundenhe von Deutschland und<br />

Oesterreich durch aie gleiche Spracne, die gleiche Kultur<br />

und eine jahrhundertelange gemeinsame Geschichte. Der<br />

Wunsch, einer gleichen Verbundenheit Ausdruck zu verleihen,<br />

war neben der nachbarschaftliciien Lage wohl auch<br />

der Beweggrund für die Namengebung „Bozener Straße",<br />

der Fortsetzung der Silberburgstraße auf der anderen<br />

Seite der Heiligkreuzstraße. Bis zum Jahr 1969 waren<br />

drei Hechin^er Straßen nach der Nachbargemeinde Stetten<br />

benannt, die dorthin führende Stettener Straße und die<br />

in sie einmündende Stettener Halde, die beide ihre Namen<br />

behielten, und der Stettener Weg auf der Höhe des Firstrückens<br />

bei der Heiligkreuzstraße. Dieser Weg liegt auf<br />

dem früher zu Stetten gehörenden Markungsteil „Stettener<br />

Lichtnau", der im Jahre 1937 im Zuge eines Geländeaustausches<br />

zu Hechingen kam. Der Name „Stettener<br />

Weg" sollte die Erinnerung an dieses gemeindepolitisch<br />

bedeutsame Ereignis festhalten. Indes ersenien es dem Gemeinderat<br />

als ungünstig, drei Straßenbezeichnungen nach<br />

Stetten zu belassen. Er taufte den Stettener Weg in Bregenzer<br />

Weg um, in Anlehnung an die unweit gelegenen<br />

Straßen, die nach Wien, Kärnten, dem Sudetenland, Prag<br />

und Bozen benannt sind.<br />

Die GebäudegiUppen an der „Oelser Straße" sind auf dem<br />

Gewann Eseläcker erbaut worden. Die an und für sich<br />

gegebene Übertragung des Flurnamens auf Ce Straße<br />

hätte bei den Bewohnern vermutlich keine freudigen Gefühle<br />

ausgelöst, was wohl der Grund war, daß man davon<br />

absah. Die Straße erhielt ihren Namen nach der heute im<br />

polnischen Machtbereich liegenden niederschlesischen Stadt<br />

Oels, für die Hechingen im Jahre 1953 die Patenschaft<br />

übernahm. In dem stattlichen Renaissance-Schloß in Oels,<br />

einst Besitztum des jeweiligen preußischen Kronprinzen,<br />

wohnte der letzte deutsche Kronprinz Wilhelm, der seine<br />

letzten Lebensjahre in Hechingen verbrachte. Dies war<br />

mit ein Grund für die Patenschaft.<br />

Der Sport in Straßennamen<br />

Der „Kegeltorweg" führt vom Unteren Turm (früher<br />

durch ein kleines Tor hindurch) den steilen Hang schräg<br />

abwärts ins Tal, wo vor Jahrhunderten nahe der Schützenwirtschaft<br />

eine der beiden städtischen Kegelbahnen<br />

stand. Vom Törle an seinem Beginn und der Kegelbahn<br />

an seinem Ende hat der Weg seinen Namen. Das Kegelspiel<br />

war einst das Lieblingsvergnügen der Hechinger<br />

Bürgerschaft und gleich dem Schießen mit Armbrust und<br />

Kugelbüchse ein Volkssport. An eine zeitweilige Schießanlage<br />

erinnert die „Schützenstraße" im Vorort Friedrichstraße.<br />

Sie verläuft in Richtung auf das Gelände, auf dem<br />

die im Jahre 1887 gegründete Schützengilde ihre Schießbahnen<br />

mit dem Schützenhaus errichtete. Die ganze Anlage<br />

mußte nach wenigen Jahrzehnten dem Bau der Hoh<strong>enzollerische</strong>n<br />

Landesbahn und dem Gaswerk weichen.<br />

Neustraße und Rabengasse<br />

Nicht in Gruppen einzureihen sind die Beze: hnungen<br />

Neustraße und Rabengasse. Die „Neustraße" ist heute<br />

keine neue Straße mehr, hat vielmehr schon mehr als<br />

hundert Jahre auf dem Buckel. Bei der Namengebung hat<br />

man sich nicht in geistige Unkosten gestürzt und beließ<br />

es bei der im Bauausschrieb genannten Bezeichnung neue<br />

Straße, was später in Neustraße umgewandelt wurde.<br />

Seither sind ganze Stadtteile neu entstanden, und die<br />

Neustraße zählt schon zu den alten Straßen. Beispiel<br />

ähnlicher Namengebung ist t le Brücke in Paris, der Pont<br />

Neuf = neue Brücke, aie in Wirklichkeit zu den ältesten<br />

Brücken der Seinestadt gehört und ein Alter von mehr<br />

als einem halben Jahrtausend aufweist. Von der Seite der<br />

Zweckbestimmung der Straße aus gesehen, hat der Name<br />

Neustraße auch heute noch seine Berechtigung. Der der<br />

Straße zugrunde liegende Verkehrsgedanke war damals<br />

neu, der Gedanke der Umgehung. Von der Schweizer<br />

Straße abgesehen, ist d Neustraße die erste Umgehungsstraße<br />

in Hechingen. Vor ihrer Erbauung ; ng der Durchgangsverkehr<br />

mitten durch d e Stadt hindurch, über den<br />

Schrofen steil herab über die Bahnhof- und Herrenackerstraße<br />

und die Staig und Schloßstraße herauf, was begreiflicherweise<br />

auf die Dauer untragbar war.<br />

Für die Rabengasse" hat sich im Volksmund heute noch<br />

Sie Bezeichnung Krappengass erhalten, was nahezu gleichbedeutend<br />

ist. „Krapp" ist die mundartliche Bezeichnung<br />

für Vögel, _ e der Familie der Raben angehören. Es frag'<br />

sich nun, aus welchem Grunde die Raben namengebend<br />

für d ; Gasse geworden sind. Es ist eine Frage, die nicht<br />

schlüssig beantwortet werden kann. Rabenvögel, wozu<br />

die Krähen und der heute in Deutschland fast ausgestorbene<br />

Kolkrabe gehören, gab es früher in viel größerer<br />

Zahl als jetzt. Mit Vorliebe nisteten sie im Gemäuer. Da<br />

di; Rabengasse im Zuge der Stadtmauer liegt und es hier<br />

auch nicht an Türmen fehlt, hat vielleicht das stän^'ge<br />

Geflatter der Rabenvögel der Gasse den Namen gegeben.<br />

Straßen beißen nach Gime' den<br />

Im Hechinger Straßenverzeichnis erscheinen auch Namen<br />

von Gemeinden. Die Anlässe der Benennung sind nicht die<br />

gleichen. Nach Städten und Landgemeinden, in denen<br />

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