höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Ämter innehatten. Verfehlungen der Ordensangehörigen<br />
wurden streng geahndet; auch da hielt der Meister Gesetz<br />
und Ordnung aufrecht. Er selbst erlaubte sich nie einen<br />
Schritt der Willkür aus persönlichen Gründen.<br />
Ein hervorragender Charakterzug Konrads war seine<br />
Mildtätigkeit und Menschenfreundlichkeit. Wo Not und<br />
Unglück war, war seine milde Hand die nächste, und<br />
keiner schied von ihm unbefriedigt oder unerfreut. Beständig<br />
begleitete ihn, wenn er irgendwohin ging, sein<br />
Kämmerer Thimo, um Spenden unter die Armen zu verteilen.<br />
Doch nicht bloß einzelne, sondern ganze Dorfgemeinden<br />
erfuhren seine Mildtätigkeit, namentlich bei<br />
Unglücksfällen, Hagelschlag, Überschwemmungen oder<br />
wenn er das Land bereiste. Bei diesen Reisen begleitete<br />
ihn der Tresler mit einer hinreichenden Geldsumme. Auch<br />
für kirchliche Zwecke spendete er Gaben, wiederholt sind<br />
solche für Klöster und Ordensleute wie auch für Geistliche<br />
und Kirchen im Treslerbuch verzeichnet. Unter Konrad<br />
von Jungingen besaß der Orden in Preußen 55 Städte,<br />
48 Burgen, 18 368 Dörfer, 640 Pfarrdörfer und 2 000<br />
Freihöfe mit einem jährlichen Einkommen von 800 000<br />
rheinischen Gulden. (Realwert um 1400: 1 Gulden = 6<br />
Schafe, oder 1 Gulden = 36 Goldmark). Allgemein betrauert<br />
starb Konrad am 30. März 1407 auf der Marienburg<br />
und wurde in der St. Annengruft daselbst beigesetzt.<br />
Auf dem Totenbette soll er vor der Wahl seines<br />
hit2 r;en Bruders zum Hochmeister gewarnt haben aus<br />
Furcht, daß dieser zum Krieg mit Polen drängen würde.<br />
Diese Äußerung wird jedoch heute als Fabel bezeichnet.<br />
Sie soll wohl dartun, daß Konrads Sorge um das Wohl<br />
des Ordens ihm über, die Liebe zu seinem Bruder ging.<br />
Ulrich von Jungingen, 1407-1410<br />
Drei Monate nach dem Tode Konrads wurde am 26. Juni<br />
1407 dessen Bruder Ulrich von Jungingen einstimmig<br />
zum Hochmeister gewählt. Ulrich hatte seither verschiedene<br />
Ämter im Orden bekleidet. Seit 1387 war er Gefährte<br />
des Ordensmarschalls Konrad von Wallenrod gewesen<br />
und hatte an sc ler Seite verschiedene Kriegszüge<br />
nach Litauen mitgemacht, 1394 wurde er Vogt des Samlandes,<br />
1396 Komtur von Balga und 1404 Ordensmarschall.<br />
Als solcher hatte er das Kriegswesen unter sich.<br />
Das Verhältnis des Ordens zum Polenkönig war beim<br />
Tode Konrads keineswegs befriedigend. Ulrich war nun,<br />
wie ehedem sein Bruder, zunächst bemüht, den Frieden zu<br />
bewahren, obgleich er bald einsehen mußte, daß ihm kein<br />
Erfolg üesc-iieden war. Um so nötiger erschien ihm bei<br />
dieser Sachlage die Befestigung der Grenzburgen und die<br />
möglichste Sicherung der Grenzgebiete gegen Polen und<br />
Litauen. Eine Anzahl neuer Burgen wurde errichtet und<br />
an der kriegsmäßigen Ausrüstung der bestehenden eifrig<br />
gearbeitet. Uberall erhielten die Komture Befehl, ihre<br />
Häuser zu erfolgreicher Verteidigung bereit zu halten.<br />
Bald kam es wieder zu Streitigkeiten mit dem Polenkönig<br />
Wladislaw und auch mit dem Großfürsten Witold<br />
von Litauen, die bei der einmal bestehenden Lage zum<br />
Kriege führten. Am 6. August 1409 sandten der Hochmeister<br />
und seine Gebietiger ihre Absagebriefe von der<br />
Marienburg aus an den Polenkonig. Von beiden Seiten<br />
wurden Streitkräfte aufgestellt, die Antang Oktober zwischen<br />
Schmetz und Bromberg s^n auf 15 km genähert<br />
hatten, als durch das Bemühen des Königs Wenzel von<br />
Böhmen am 8. Oktober 1409 ein Waffenstillstand zustande<br />
kam mit der Bestimmung, daß spätestens bis<br />
Fastnacht 1410 die strittige Angelegenheit durch Schiedsspruch<br />
des Königs Wenzel entschieden werden sollte.<br />
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Witold war in den Waffenstillstand nicht eingeschlossen.<br />
Ulrich hoffte auf friedliche Beilegung der Sache. Die Hoffnungen<br />
Ulrichs bezüglich des Waffenstillstandes und des<br />
Schiedsgerichtes erfüllten sich nicht. Die polnischen Abgesandten<br />
nahmen nämlich die Entscheidung Wenzels nicht<br />
an und ver'^ßen Prag. Nun fanden erfolglose Verhandlungen<br />
zwischen dem König Siegmund von Ungarn, dem<br />
Bruder Wenzels, und dem König von Polen wegen des<br />
Friedens statt, die dieser aber absichtlich in die Länge<br />
zog, um seine Rüstungen vollenden zu können. Auch<br />
wurde zu Breslau um Pfingsten ein Verhandlungstag gehalten,<br />
der aber gleichfalls ohne Ergebnis verlief, da der<br />
Polenkönig keinen Bevollmächtigten dazu schickte.<br />
Schließlich sprach Ulrich in einem Schreiben der Gemahlin<br />
des Herzogs von Masowien, der Schwester des Polenkönigs,<br />
seine Bereitwilligkeit zur Erhaltung des Friedens<br />
aus. Doch alles war vergebens. Mit dem 8. Juli lief der<br />
Waffenstillstand ab, und der Krieg begann aufs neue.<br />
Am 15 Juli 1410 kam es zur blutigen Entscheidungsschlacht<br />
bei Tannenberg. Im Lager der Polen und Litauer<br />
standen 163 000 Mann, darunter 40 000 tatarische Hilfsvölker.<br />
Die Macht des Ordens betrug 85 000 Streiter mit<br />
65 Heerbannern, doch waren sie an Feldgeschütz dem<br />
Gegner überlegen. Zwischen Tannenberg und Grünfelde<br />
ordnen sich die Streitkräfte der Deutsch-Herren in langer<br />
gerader Linie, einen Zug von Berges<strong>höh</strong>en besetzend. Die<br />
Aufstellung ist beendet, aber sie warten noch 3 Stunden<br />
mit dem Angriff, damit die slawischen Gegner, denen gegenüber<br />
die Gesetze der Ritterlichkeit gewahrt sein sollen,<br />
Gelegenheit haben, aus dem sumpfigen Waldgelände herauszukommen.<br />
Hätten die Ordensleute dieses Gesetz der<br />
Ritterlichkeit, das auch bei Turnieren üblich war, unbeachtet<br />
gelassen, dann wäre die Schlacht zu ihren Gunsten<br />
ausgefallen. Der Ordensmarschall sandte dem Polenkönig<br />
durch Herolde zwei bloße Schwerter zum Zeichen, daß<br />
der Kampf beginnen solle. Auf der Gegenseite wurde das<br />
als besonderer Übermut ausgelegt, es war aber die übliche<br />
Form der Herausforderung zum ritterlichen Kampf. Dem<br />
an Zahl weit überlegenen Heere der vereinigten Polen,<br />
Litauer, Tataren und Russen gegenüber stritten die<br />
Deutsch-Ordensritter mit bewundernswerter Tapferkeit.<br />
Schon waren die Feinde zum Weichen gebracht, schon erscholl<br />
auf der ganzen Linie der Siegesgesang: „Christ ist<br />
erstanden", als die im Eldechsenbund vereinigten und mit<br />
der Ordensherrschaft unzufriedenen Adeligen des Kulmer<br />
Landes zu den Polen übergingen und ihnen so zum Siege<br />
verhalfen. Der rechte und linke Flügel des Ordensheeres<br />
wurde umfaßt und aufgerieben, die Mitte durchbrochen<br />
und auseinandergesprengt. 200 Ritter lagen am Boden,<br />
auch das Fußvolk war stark zusammengeschmolzen.<br />
Herren und Knechte kämpften mit gleicher Tapferkeit,<br />
aber schließlich gab nicht die Tapferkeit, sondern die<br />
Zahl der Streiter den Ausschlag. Den Feinden stand ein<br />
weit größeres Heer von Ersatzleuten zur Verfügung. Da<br />
das Unglück hereinbrach, rieten die Gebietiger dem Hochmeister<br />
zum Rückzüge, worauf c ser entgegnete: „Das<br />
soll, so Gott will, nicht geschehen, denn wo so mancher<br />
brave Ritter neben mir gefallen ist, will ich nicht aus dem<br />
Felde reiten." Mit Todesverachtung sprengt er dem feindlichen<br />
Haufen entgegen, ein furchtbares Mordgewünl entsteht,<br />
blutiger als je zuvor. Das Ordensvolk kämpft mit<br />
wahrem Löwenmut, allen voran der ritterliche Hochmeister<br />
auf einem weißen Streitroß. So hatte noch nie<br />
einer der Vorgänger ihnen 'm Kampfe vorangeleuchtet.<br />
Immer <strong>höh</strong>er türmen sich die Leichen, immer mehr ermatten<br />
die Kräfte vor der Ubermacht der Gegner. Da<br />
endlich sinkt auch der Meister von zwei tödlichen Geschossen<br />
in Stirn und Brust getroffen zu Boden. Um ihn<br />
lag die Blüte des Ordens, die ersten der Gebietiger, die