höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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JOHANN ADAM KRAUS<br />
Veringendorf - Brennpunkt frühmittelalterlicher Geschichte<br />
Die St.-Michaels-Kirche in Veringendorf ist nicht nur<br />
baulich eine der ältesten Kirchen Hohenzollerns, sondern<br />
auch ihrem Ursprung nach. Der nachstehende Bericht von<br />
J. A. Kraus zeigt, wie groß die räumliche Ausdehnung<br />
des Besitzes dieser Kirche noch 1444 war. Die erste Veringendorfer<br />
Pfarrei soll schon zwischen 670 und 730 entstanden<br />
sein (Wetzel, Zoller<strong>heimat</strong> 1936). Der Patron<br />
St. Michael deutet auf eine adelige Eigenkirche hin. Das<br />
Adelsgeschlecht, dem die Kirche gehörte, saß wohl nur<br />
wenige hundert Meter entfernt auf der „Altenburg".<br />
Diese Burg, die nach ihrer Lage keinerlei Ähnlichkeit mit<br />
einer mittelalterlichen Burg hat, dürfte wohl einer der<br />
ältesten Adelssitze im ganzen Umkreis sein. Es ist sehr<br />
fraj _ch, ob sie überhaupt einmal in Stein gebaut war.<br />
Wahrscheinlich standen hier Holzhäuser, die von Palisaden<br />
geschützt waren. Diese frühen Herrensitze waren<br />
eigentlich nur große Bauernhöfe. Erst im 11. Jahrhundert<br />
setzten sich die hochadeligen Herren von ihren Höfen ab<br />
und bauten auf Bergen und Felsen "lre steinernen Burgen.<br />
Eine solche Burg wurde aber iu Veringendorf nicht gebaut.<br />
Die Grafen von Veringen suchten siui einen Platz,<br />
der einige Kilometer entfernt war und bauten dort Burg<br />
und Stadt Veringen. Der uralte Platz Veringen wurde<br />
zu Veringendorf. Die Grafen von Altshausen beginnen<br />
sich im 11. Jahrhundert nach Veringen zu nennen. Über<br />
die Familie der „Ur-Veringer" ist urkundlich nichts bekannt.<br />
Aber der Komplex St.-Michaels-Kirche — Altenburg<br />
zeigt, daß wir es mit einem alten und sehr bedeutenden<br />
Adelssitz zu tun haben. Vielleicht wird die Altenburg<br />
von Veringendorf einmal zu einem bedeutenden<br />
Objekt der mittelalterlichen Archäolgie.<br />
St-Michaels-Pflege zu Veringendorf 1444<br />
Daß auch eine trockene Aufzählung von Einkünften eine<br />
höchst ergieoige Quelle von interessanten Einzelheiten aus<br />
der Gesch'dite unserer Heimat bilden kann, sehen wir<br />
aus e ler Zusammenstellung des Einkommens der St.-<br />
Michaels-Pflege zu Veringendorf vom Donnerstag vor<br />
St. Margarethen (11. Juli) 1444 die im fürstlichen Archiv<br />
zu Sigmaringen liegt (Veringen R 78, Nr. 21). Wir entnehmen<br />
daraus:<br />
In Benzingen wird ( i Hans Berner genannc. In Veringendorf<br />
an der Staig haben Mönche von Rottenburg eine<br />
Hofstatt. Der Lauchertübergang bei der heutigen Brücke<br />
heißt Kirchfurt. Ein Hans Röber besitzt ^'e Badstube,<br />
ein Herr (wohl Geisti : her) Hans Bröhel ein Haus, Meister<br />
Hans Zinnenberg zahlt an den Heiligen 3 ß (Sch ing)<br />
aus seinem Haus unter Altenburg, wo ja in unseren lagen<br />
wohl kein Haus steht, falls nicht die Gegend des späteren<br />
Kaplane. hauses gemeint war. Leider ist nicht zu ersehen,<br />
wieso und worin dieser Zinnenberg Meister war. Konrad<br />
Fuler der jung zahlte 7 ß aus seinem Haus am Markt und<br />
Hans Frowenlop 5 ß aus seinem in der Helgasse. Erwähnt<br />
w rJ ein Acker, der in Stetten an Bettmur liegt,<br />
wobei Bettmur soviel wie Betmauer, GeDetsnische, Kapellchen<br />
bedeutet! Stephan Waih (Waich, Welscher!) besitzt<br />
einen Krutgarten, der alte F "glm gibt 4 ß aus seiner<br />
Wiese in den Lussen (Luß = durch das Los verteilte<br />
Grundstücke;. Genannt sind 4 ß aus den Einkünften, die<br />
den vier Orden gehören (Benediktiner, Cisterzienser,<br />
Franziskaner, Augustiner?) Wir wüßten gerne, warum<br />
das so war! Felder an der Grinzlen, im Affelstetter Brühl<br />
tauchen auf. Der Heilige bezieht 1 ß jährlich aus der<br />
Closen (Klause) zu Veringendorf, und eine Katharina in<br />
der Closen gibt 4 ß aus des Kundigs Hofraite bei dem<br />
Kirchhof (offenbar ihrem Wohnplatz). Wenn aber Katharina<br />
in der Closen nicht mehr da ist, oder daß sie vertrieben<br />
wird und sie hinterläßt Eigengut, so gehört dies<br />
sant Michael, der Heiligenpflege, zu eigen. Erwähnt ist<br />
eine Mühle an der Bruck, eine Wiese an Alenberg, eine<br />
Wiese unter dem Gowenberg. Aberlin Surer (heute Saurer)<br />
hat Abgaben aus seinem Haus zu leisten. Eine obere<br />
Mühle wird genannt, ein Kayertal und Hans Hochspachs<br />
Mühlgasse, der vermutlich der Müller ist. Ein Feld ist<br />
zwischen Segenhalden und Egelswang gegen Veringendorf<br />
genannt, bei Jungnau ein Garten zu Empfingen und<br />
Flur Sindelfingen, zwei ehemalige W-iler. Zu Affelstetten<br />
stand noch ein Hof, die Aecker auf Krummow<br />
ziehen in Richtung Risach (gen Winterlingen). Eine Wiese<br />
an der Velhen (heute Fehla!) stoßt an die Wannen, anderseits<br />
an den Kapellenacker (wohi St.-Ottilien-Kapelle).<br />
Hans Nopp von Gammertingen gab 8 ß auf<br />
1 Mannsmad Wiesen an der Velhen an Eblin Schuchmachers<br />
Wiese. Konrad Uelin gab 1 Pfund Heller aus<br />
drei Wiesen an der Welhan (Fehla) gelegen, stoßen unten<br />
an Baidenstain (d. i. Altes Schloß). Ein Niedlings Espan<br />
taucht auf, eine Wiese an Dieringer und ein Kürsener<br />
(Kürsenner) Kunrad Frank. Sopp Loser aus Hettingen<br />
(Hattingen!) hat 1 Pfund Heller zu zahlen jährlich aus<br />
1 Mm Wiesen auf Husen (abgeg. Dorf in Nähe des Zusammenflusses<br />
Fehla-Lauchert). Genannt ist Barthlome<br />
Frick, des Müilers Sohn, auch 1 Acker der zu den Turren<br />
liegt. Wir finden auch Einkünfte aus entfernteren Orten:<br />
Cunz Sick von Burladingen zahlt jährlich 2 ß aus einem<br />
Gütlein zu Mayingen (abgeg. zw. Gauselfingen u. Burladingen),<br />
heißt „St. Michels Gut"', ebenso Ragor von<br />
Burladingen 9 ß aus St. Michels Gütlein zu May gen,<br />
ebenso Hans Koffmann 1 Pfund und 2 ß aus St. M iiels<br />
Gut, und haben einst (dem adeligen) Kuon von Burladingen<br />
gehört. (Es war wohl der Letzte des Geschlechtes, der<br />
noch 1402 genannt wird.) r ,; etz Brecht zu Gosselfingen<br />
(Gauself.) zahlt jährlich 3 ß aus St. Michels Gütlein<br />
(vgl. Michelsrain zu GauselL igen!). Item Ogkerlay gibt<br />
5 ß aus St. Michels Gütlein, Benz Brecht ebenso auch<br />
3'/ä ß aus St. Michels Gütlein und Cunz Smälzli 7 ß<br />
aus der Musternun Gut (wohl alle zu Gauselfingen). Aus<br />
Inneringen ist Cunz Schüll genannt, ein Anger (Wiese)<br />
zu Ittenhausen, ein Claus Schütz aus Sigmaringen gibt<br />
10 ß aus Langmaden, stoßt an Bulis Furt (ob an der Lauchen<br />
bei Hornstein?). Gen Harthausen a. d. Sch. erscheint<br />
eine Hirendorfer Staig, die auf ein abgegangenes Dorf<br />
weist. Claus Belser wohnt zu Winterlingen, ein Husenberg<br />
wird an Reinstetter Staig erwähnt, ein Acker auf<br />
der unteren Kohen diesseits dem großen Riet, eine Flur<br />
Risenpuch (Risachbuch?), ein Burkart Kriesy zu Blättringen,<br />
ein St. Peters Gut zu Benzingen. Heii'genpfleger<br />
waren damals Hans ( 'nkelier und H; nzlin Müller zu<br />
Veringendorf. Die Urkunde besiegelte die Stadt Veringen.<br />
J. A. Kraus<br />
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