höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Der Krieg von 1870<br />
Vor hundert Jahren tobten die Kämpfe in Frankreich<br />
während des sogenannten „Siebzigerkrieges". Obwohl<br />
heute niemand mehr lebt, der jenen Krieg selber erlebte,<br />
ist in der älteren Generation auch in Hohenzollern die Erinnerung<br />
an ihn sehr lebendig, denn ungezählte Großväter<br />
haben ihren heute erwachsenen Enkeln (die auch schon<br />
Großväter sind) aus jener Zeit erzählt. Als der Krieg zu<br />
Ende war, entstand durch Bürgerinitiative in Sigmaringen<br />
auf dem Brenzkofer Berg ein Landeskriegerdenkmal im<br />
Stil der Zeit. Eine überlebensgroße Germania stand auf<br />
einer Säule aus Kalkstein, einen Lorbeerkranz in der<br />
Hand und ihn weit hinausstreckend, der Stadt zu. Obwohl<br />
die Fachleute es besser wußten und abrieten, wurde die<br />
Figur im zweiten Weltkrieg demontiert. Man hielt sie für<br />
massiv oder doch für dickwandig und daher als Metall für<br />
wertvoll. Es stellte sich aber heraus, daß sie lediglich aus<br />
Blech bestand. Sie lag dann lange Zeit in einer Sigmaringer<br />
Bauunternehmung herum und niemand weiß, was mit<br />
ihr geschehen ist. Um den Säulenstumpf, von dem auch<br />
die Broncetafeln mit den Namen abmontiert wurde, ist<br />
ein jahrelanger Kampf geführt worden, ehe die Stadt Sigmaringen<br />
vor wenigen Jahren ihn ganz beseitigte. An seiner<br />
Stelle entwarf und baute der Laizer Bildhauer Prof.<br />
Josef Henselmann das jetzt dort stehende Bauwerk, das<br />
sich der Beschreibung entzieht: für eine Halle ist es zu<br />
klein, ein Denkmal ist es im weitesten Sinn. Es handelt<br />
sich um eine Art riesiges Zelt aus Kalksteinen, an zwei<br />
Der erste Tote des Krieges 1870/71<br />
Der Volksschriftsteller und Schriftleiter des Stuttgarter<br />
Kath. Sonntagsblattes, K. Kümmel, schildert in seinem im<br />
Jahre 1912 veröffentlichten Buche: „Der große Krieg<br />
1870/71" den Heldentod des ersten Gefallenen dieses<br />
Krieges. Es war der Gauselfinger Burgersohn Sebastian<br />
Klaiber, der am 27. 4. 1849 als Sohn des Philipp Klaiber<br />
und der A. Maria geb. Rieber geboren war. Als Erinnerung<br />
steht an der Gauselfinger Kirche auf dem DenKmal:<br />
„Erstes Opfer des Krieges".<br />
Kümmel berichtet über seinen Heldentod: „Der erste<br />
Deutsche, welcher in diesem großen Kriege fiel, ist ein braver<br />
Süddeutscher, ein hoh<strong>enzollerische</strong>r Bauernsohn, gewesen.<br />
Klaiber war sein Name; er diente bei der 4. Schwadron<br />
der 7. Ulanen, die bei Dudweiler stand. Auf seine<br />
d -iigende Bitte, daß er auch t-inmal auf Vorposten komme,<br />
durfte Klaiber mit anderen Ulanen zum erstenmal den gewohnten<br />
Patrouillenritt mitmachen. Kaum eine halbe<br />
Stunde war er fort, als sein Pferd, ein Schimmel, in langem<br />
Galopp zurückkam. Bald erschien auch Klaibers Kamerad<br />
und gab traurigen Bericht. Die beiden Ulanen waren<br />
unangefochten bis zum Heidenhügel gekommen. Da<br />
fallen Schüsse von den f'' ndlichen Vorposten, aber die<br />
Re'~?r achten es nicht, " : .e sind gewohnt, sidi aus dem<br />
Schießen der Franzosen nicht viel zu machen. Plötzlich<br />
stürzt Klaiber, ohne einen Laut von sich zu geben, vom<br />
Pferd; ein Blutstreifen rieselt von der Stirn über das<br />
bleiche Antlitz. Der Ulan Deckelnik sprengt trotz dem<br />
feindlichen Kugelregen auf den regungslos Daliegenden<br />
zu, um zu sehen, ob noch Leben in ihm ist; doch der Gefallene<br />
rührt kein Glied mehr. Eine Zeitlang hindert das heftige<br />
Feuer iie Bergung der Leiche. Schließlich suchen zwei<br />
deutsche Zivilisten, indem sie zum Zeichen ihrer friedlichen<br />
AbsicnJ ihre Taschentücher an Stöcken schwenken,<br />
c : .e Unglücksstatte zu erreIc hen, und es gelingt ihnen auch,<br />
den gefallenen Krieger auf seiner Lanze und seinem Säbel<br />
Seiten offen und zugänglich, sofern die F' ;engitter nicht<br />
verschlossen sind. In der Mitte liegt die steinerne Gestalt<br />
eines Soldaten, nachempfunden den vielen Epithaphien in<br />
unseren Kirchen, auf denen steinerne oder aus Metall gegossene<br />
Ritter liegen. Dieser Soldat ist sozusagen das Sinnbild<br />
aller aus Hohenzollern ausmarschierter Soldaten, von<br />
1866, 1870/71 und aus den beiden Weltkriegen.<br />
Der Krieg von 1870 hat für Hohenzollern aber auch insofern<br />
Bedeutung, als der erste Tote ein Hohenzoller war.<br />
Im ersten Heft der „Hoh<strong>enzollerische</strong>n Heimat" vom Januar<br />
1951 findet sich ein Aufsatz zu diesem Thema. Er ist<br />
nicht mit einem Verfassernamen gekennzeichnet, bezieht<br />
sich aber auf einen Artikel in einem Buch aus dem Jahr<br />
1912. Wir glaubten, diesen Aufsatz in diesem Jubiläumsjahr<br />
wieder einmal abdrucken zu sollen. Er folgt hier weiter<br />
unten.<br />
Schließlich hat der Krieg aber auch die Bedeutung für uns,<br />
daß es ein Prinz von Hohenzollern war, Leopold, der<br />
mittelbar den Anlaß dazu gab. Die Rolle, die Prinz Leopold<br />
in dieser Auseinandersetzung spielte - oder besser:<br />
vorher spielte - ist in allen Geschichtswerken nachzulesen.<br />
Indessen wird vergessen, daß aus dem Prinzen Leopold<br />
später der Fürst von Hohenzollern wurde. Zudem sind<br />
gerade 65 Jahre vergangen seit seinem Tod. Darum sei<br />
ihm das nachfolgende Gedenkblatt gewidmet. Fr.<br />
zurückzubringen. Am nächsten Tage wurde der heldenmütig<br />
gefallene Soldat auf dem Saarbrücker Friedhof beigesetzt,<br />
wo ihm und dem ihm auf der Grenzwacht in den<br />
Tod folgenden Kameraden ein einfaches Denkmal errichtet<br />
worden ist. Auf der Höhe des Heidenhügels aber, an<br />
dem Punkt, wo Ulan Klaiber die tödliche Wunde erhielt,<br />
ist vor kurzem vom Verein ehemaliger 7. Ulanen ein<br />
Denkmal gesetzt worden, das die Stelle bezeichnet, wo der<br />
erste Deutsche 1870 den Heldentod fand."<br />
Eine Neuentdeckung:<br />
Burg Beerstein bei Hausen 'im Killertal. Name der Burgstelle<br />
auf dem Hausener Kapf gefunden.<br />
Nördlich der Wasserscheide Starzel-Fehla findet sich ein<br />
auffallender Bergkegel, das Hausener Kapf. Hier ist Sc t<br />
1931 eine Burgstelle bekannt geworden, von der man jedoch<br />
keinen Namen wußte. Das Rätsei scheint sidi überraschend<br />
zu lösen, wenn man die Beschreibung der Grundstücke<br />
durdigeht, die 1605 anläßlidi des Verkaufes des<br />
Johanniterhofes in Starzel an den Zollergrafen angelegt<br />
wurde 1 . Hier heißt es: „Uf Beerstein am Hauser<br />
Aimand, stösst vorn auf Teckh (auf die Eck!)." Auf Markung<br />
Hausen im Killertal gibt es außer dem genannten<br />
Hausener Kapf nirgends einen Felsen, der den typ'schen<br />
Burgnamen „-stein" tragen könnte. Wir dürfen mit Recht<br />
hier den Standort der ehemaligen Burg Beerstein annehmen.<br />
Das alte Wort Ber bedeutet sowohl Bär, als auch<br />
Beere und sogar Schwein! Bei einer Ritterburg dürfte<br />
wohl am ehesten der Name Bärstein zutreffen. Wilde<br />
Bären gab es ja in unserer Gegend bis 1580. Die Burg<br />
scibst wird wohl m't Übergang des Geländes an das Johanniterhospiz<br />
Jungental vor 1275 als bedeutungslos zer-<br />
I allen sein. Kraus.<br />
1 Zoller<strong>heimat</strong> 1941 14-17.<br />
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