höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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WALTHER FRICK<br />
Sankt Nikolaus im Schwabenland<br />
Er nnerung an den Archivar Eugen Schnell<br />
Der heilige Nikolaus als Vorbote von Weihnachten hält<br />
sich immer noch; er ist in Hohenzollern nur in den Auslagen<br />
der Schaufenster zum nichtssagenden Weihnachtsmann<br />
degradiert worden, aber das ist schon seit den<br />
zwanziger Jahren so. Weniger bekannt ist, daß ein Mann<br />
aus Hohenzollern, der damalige Leiter des Fürstlich Hohenzollern'schen<br />
Haus- und Domänenarchivs, Eugen<br />
Schnell, als Nikolausforscher tätig war. Schnell war übrigens<br />
auch ein Dichter, der in dem Buch „Dichterstimmen<br />
aus Hohenzollern" von Ludwig Egler vertreten ist.<br />
„Sankt Nikolaus, der heilige Bischof und Kinderfreund,<br />
sein Fest und seine Gaben", nannte Eugen Schnell seine<br />
Arbeit, die in mehreren Heften nacheinander in den 80er<br />
Jahren herauskam. Die Hefte sind enthalten (wie übrigens<br />
auch die eben erwähnte Anthologie hoh<strong>enzollerische</strong>r Dichter)<br />
in der Bibliothek des Kommunalverbands in Sigmaringen.<br />
Der Schreiber dieser Zeilen hat sich von Dr. Rudolf<br />
Seigel, einem der Nachfolger Schnells auf seinem<br />
Platz im Archiv sagen lassen, daß noch heute in dem kleinen<br />
Kreis europäischer Nikolausforscher jedermann über<br />
Schnell Bescheid weiß und seine Arbeit benutzt.<br />
Eugen Schnell, nach dem in Sigmaringen eine kurze<br />
Straße benannt ist, sammelte alles, was er über den Heiligen<br />
erfahren konnte. Ihm kam zustatten, daß gerade<br />
erst, 1866, ein Prinz aus Sigmaringen Fürst (später König)<br />
von Rumänien wurde. Damit begannen enge Fäden<br />
gewoben zu werden, und Schnell erwähnt an einer Stelle<br />
geradezu die Unterstützung des Hauses Hohenzollern-<br />
Rumänien in seinen Arbeiten zur Frage der Verehrung<br />
des Heiligen im Bereich des Balkan und der Ostkirchen.<br />
Dieser Teil seiner Arbeit fiel denn auch besonders reichhaltig<br />
aus.<br />
Der Sammler hat mit einem bewundernswerten Fleiß<br />
alles zusammengetragen, was nur irgendwo zu wissen<br />
stand über Nikolaus. Hymnen aus östlichen Kirchen,<br />
selbst aus Armenien, hat er zum Teil in ganzer Länge<br />
wiedergegeben. Er berichtet über aje hohe Bedeutung des<br />
Heiligen in Rußland, wo selbst Zaren NikSlai hießen.<br />
Brauchtum in Polen, Wettersprüche zu seinem Tag, Legenden,<br />
ganze Meßtexte zu seinen Ehren zählt er auf. Er<br />
erwähnt auch den Widerspruch zwischen Italienern, dio<br />
behaupten, der Heilige läge in Bari begraben, und den<br />
Russen, die ihn von dort in den 1830er Jahren entwendet<br />
haben wollten. Sogar der reichste Mann zu Schnells Zeiten,<br />
angeblich ein argentinischer Landbesitzer, wird erwähnt,<br />
nur weil er Nikolaus heißt. Die Orte, die den<br />
Namen des Heiligen tragen, fehlen niJit, auch nicht die<br />
skandinavische Niels, Nielson und Niellsen in allen<br />
Schreibarten; Schnell weiß auch, daß der „Nick", dänischer<br />
Name für den Bischof der Seemannsmission. Das<br />
erinnert daran, daß Nikolaus aufgrund seiner zahlreichen<br />
Sepfahrt-Legenden ein Patron der Schiffer ist.<br />
Wenn Schnell seine Arbeit eine „kirchen- und kulturgeschichtliche<br />
Abhandlung und Beitrag zur Klärung der<br />
christlichen und heidnischen Mythologie .. ." bezeichnet,<br />
so übertreibt er keineswegs. Sicherlich wäre selbst in der<br />
Erinnerung vieles von dem verloren gegangen, was auf<br />
dem breiten Landgürtel vom Baltikum bis zum Schwarzen<br />
Meer von Schnell zusammengetragen wurde Tatsächlich<br />
dürfte das Meiste durch die russische Revolution<br />
verlorengegangen sein. Aber in Sigmaringen saß ein stiller<br />
Gelehrter in seinen Mußestunden über seinen Nikolaus-<br />
Notizen und hinterließ so ein kulturgeschichtliches Erbe,<br />
das sonst verloren wäre.<br />
Zwei B:lder hat Schnell seinem Heft beigefügt, Darstellungen<br />
aus der Nikolaus-Verehrung der Ostkirchen, von<br />
denen wir hier eines widergeben. Es unterscheidet sich<br />
wesentlich von „unserem" westlichen Nikolaus. Der Heilige<br />
ist hier an Attributen nicht kenntlich, denn eine Kirche<br />
tragen viele Heilige auf der Hand, Es fehlen Mitra<br />
und Krummstab, es fehlen vor allem die drei goldenen<br />
Kugeln auf dem Buch, das Nikolaus bei uns in der Hand<br />
h;":. Dafür ist er kenntlich an der griechischen Umschiift,<br />
die zu deutsch iautet „Der heilige Nikolaus".<br />
„Hausen am Andelsbach"<br />
N'KÜAAC<br />
Nach längerer Zeit ist wieder einmal ein ganzes Buch über<br />
eine hoh<strong>enzollerische</strong> Gemeinde erschienen, verfaßt von<br />
inem Laien: Josef Mühlebach hat seiner Heimatgemeinde<br />
Hausen am Andelsbach ein Werk gewidmet, an dem er,<br />
wie er be der 7b0-Jahr-Feier der Gemeinde sagte, rund<br />
dreißig Jahre gearbeitet hat, unter tätiger Mithilfe seiner<br />
Frau Mailanne. Dieses Buch, rechtzeitig fertig zu dem<br />
genannten Fest im soeben vergangenen Herbst, hat Mühlebach<br />
die Ehrenbürgerwürde Hausens eingetragen. Das<br />
Werk selber haben wir vor, in der nächsten Nummer der<br />
„Hoh<strong>enzollerische</strong>n Heimat" im April zu würdigen.<br />
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