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höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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Basen wurden früher in der Regel auch die Taufpaten genommen,<br />

der Dötte und die Dotta, die ihre Patenkinder<br />

bis zur Schulentlassung an Ostern mit Eiern, an Allerseelen<br />

mit Sailen (Brotgebäck) und an Weihnachten mit Brezeln,<br />

Äpfeln und Nüssen beschenkten. Weitere Zugaben<br />

waren selten. Die Kinder aber hatten an diesem Wenigen<br />

damals oft mehr Freude als an dem vielfach zu üppigen<br />

Aufwand unserer Tage, der den wahren Sinngehalt der<br />

Feste nahezu erdrückt.<br />

Neffen und Nichten kannte man früher mundartlich ebenfalls<br />

nicht. Sie waren einfach die Kinder von Brüdern und<br />

Schwestern, deren Namen jeweils dem Namen des Kindes<br />

vorangesetzt wurden. Neffen und Nichten waren unter<br />

sich „Geschwisterige Kinder" und eine Generation weiter<br />

„Geschwisterige Kindskinder". Bis zu diesem Verwandt-<br />

JOHANN ADAM KRAUS<br />

Ein »Horb« bei Salmendingen ?<br />

In der Oberamtsbeschreibung Münsingen 1 ist die Rede<br />

von einem Orte Horb, der „in der Gegend von Salmendingen<br />

abgegangen ist". Man bezieht sich dabei auf<br />

Friedr. Eiseies Aufsatz über das Salmendinger Heufeld 2 ,<br />

wo eine Stelle aus dem Fleckenbuch von 1530 3 zitiert<br />

wird: „Von Horb(?) geht ein Weg bis auf Heufeld, genannt<br />

der Alt-Hechinger Weg".<br />

Die Geschichtsforscher sind nämlich in der üblen Lage, die<br />

Heimat einer Adelsfamilie „von Horwan" oder „Horwe"<br />

nicht ausfindig machen zu können, die seit etwa 1100 in<br />

Urkunden sowohl im Breisgau als auch auf der Alb vorkommt,<br />

vermutlich im Gefolge der Zähringer Herzöge.<br />

Die obige Oberamtsbeschreibung möchte nun ein Horb bei<br />

Salmendingen suchen, und darin folgt ihr neuestens Hans<br />

Harter in einem Aufsatz über eine Alpirsbacher Chroniknotiz<br />

4 .<br />

Im Rotulus Sanpetrinus kommt als erster ein nobilis vir<br />

Waltherus de Horwan um 1112 vor, der auch mit dem<br />

Kloster Zwiefalten zu tun hatte. Ein Cuono von Horwe,<br />

wohl Walthers Sohn, f ; ndet sich 1152 in Freir urg und<br />

schon etwas früher, wie Harter nachweist, in Offenburg.<br />

Im Jahr 1161 wird von ihm der Ort Tennenbach zur<br />

Klostergründung gekauft. Im gleichen Jahr ist er Vogt<br />

des Klosters Offenhausen am Lauterursprung. Kuno und<br />

sein Sohn Walther II. de Horwe stehen nach 1163 im<br />

Reichenbacher Schenkungsbuch und auch in Beziehungen<br />

zu Hirsau 5 .<br />

Wie verhalt es sich nun mit diesem angeblichen Horb bei<br />

Salmendingen? Das genannte Fleckenbuch von 1530 enthält<br />

u. a. folgende Einträge: „Ain farweg von bach uf<br />

hewteid hinus. Ain Zunstellin von bach bis uf die vichwaid.<br />

Item von horw (1698 verbessert zu horb) gat ain<br />

weg bis uf hewfeld, genannt der alt hecl' iger weg." Bach<br />

und Horw sind zweifellos Flurnamen. Bach ist identisch<br />

mit dem heutigen Baah-Brunnen an der Ringinger Straße,<br />

etwa 250 m westlich von Salmendingen am Sattel Zwischen<br />

Monk und Kavberg. Von dort ging und geht heute<br />

noch ein Fahrweg nach Westen (inzwischen als neue Straße<br />

nach Ringingen ausgebaut), biegt aber als Feldweg nach<br />

Norden ab, von dieser Straße weg, und führt nördlich des<br />

Kornbühls auf Heufeld bis zum Dreifürstenstein. Von<br />

Bach ging aber auch ein Weidezaun (Zaunstelle) bis auf<br />

die Salmendinger Viehweide, südwestlich des Kornbühls,<br />

wo noch mächtige Linden erhalten sind. Vom obigen<br />

Fahrweg zweigte wenige 100 m westlich vom genannten<br />

Brunnen der Alt-Hechinger Weg ab (so wie heute die<br />

neue Straße verläuft), südlich am Kornbühl vorbei und<br />

schaftsgrad blieben die gegenseitigen Beziehungen meist<br />

bewußt und aufrecht erhalten.<br />

Gänzlich unbekannt jedoch waren in der Mundart die<br />

Fremdwörter Cousin und Cousine für die Kinder von<br />

Onkel und Tante (Vetter und Base). Die Mundart bleibt<br />

in diesem Fall wieder lebensnah. Auch hierbei wurden die<br />

Namen von Vettern und Basen vorausgenannt und dann<br />

die Namen der betreffenden Kinder hinzugefügt. Man<br />

hörte dann etwa: Meim Josefvetter sei Xavere — oder<br />

meira Mariebäs ihre Theres.<br />

Heute sind die neuen Verwandtschaftsbezeichnungen aus<br />

der hochdeutschen Sprache zum großen Teil auch von der<br />

Mundart übernommen worden. Dieser für die Sprachgeschichte<br />

so interessante Vorgang bestätigt auch auf seine<br />

Weise die Dichterworte: „Die Stunde, leise wandelnd,<br />

wandelt alles" (Webers Dreizehnlinden).<br />

über die genannte Viehweide geradeaus über das Heufeld<br />

bis zur heute noch sog. „Hechinger Staig" ob Schlatt. Vielleicht<br />

wurde der Weg bei Anlage des fürstenbergischen<br />

(heute staatlichen) Forstes um 1850 geringfügig verlegt<br />

bzw. aufgegeben. Somit muß die Flur Horw oder Horb<br />

in der Nähe obiger Abzweigung Feldweg-Straße östlich<br />

des Kornbühls angenommen werden, also ein Sumpfgebiet<br />

vom genannten Baah-Brunnen her. Horw bedeutet<br />

nämlich Sumpf. Aus Jakob Frischlins Beschreibung der<br />

Zollerischen Hochzeit 1598 wissen wir, daß die Ulmer<br />

Landstraße von Hechingen aus über der Schlatter Kirche<br />

auf die Hechinger Staig und von da nach Salmendingen<br />

und Meldungen lief. Irrigerweise kam dafür in neuerer<br />

Zeit der Name Schlatter Kirchweg auf. Heute findet man<br />

östlich oder südlich des Kornbühls weder einen Sumpf<br />

noch irgendwelche Spuren einer Siedlung, geschweige<br />

denn einer Burg. Somit bleiot völlig schleierhaft, wie die<br />

Bearbeiter der genannten Oberamtsbeschre'bung aus dem<br />

bloßen Flurnamen Horw von 1530 auf die Heimat eines<br />

Adelsgeschlechts schließen konnten, .n unmittelbarer Nähe<br />

des alten Dorfes Salmendingen mit seiner Burg, die oberhalb<br />

der Kircne auf Kay stand. Die Herren von Horb<br />

müssen m. E. anderswo gesucht werden 8 , entweder in der<br />

Stadt Horb am Neckar oder in Horben bei Freiburg, wie<br />

es z. B. Alb. Krieger im Topographischen Wörterbuch von<br />

Baden tut, oder sonstwo.<br />

Während in Horben bei Freiburg kein Burgplatz bekannt<br />

ist, plaziert Alberti 7 i,n Adelsgeschlecht „von Horben"<br />

(mit 5 weißen Pfeilen in blauem Scl"d) in nie bayerische<br />

Gemeinde Gestraz und bringt vieie Angaben dazu aus<br />

Bayern. Auch setzt der gleiche Verfasser die anfangs von<br />

uns erwähnten Herren mit einleuchtenden Gründen nach<br />

Horb am Neckar. Hier findet sich heute noch wenig über<br />

der Talsohle, die einst sicher sumpfig war, der Name<br />

Burgstall, nämlich unmittelbar neben der Liebtrauenkapelle<br />

und dem zugehörigen Krankenhaus. Die relativ<br />

niedere Lage der ehemaligen Burg und der Name Horb<br />

(Sumpf) scheinen < .n w 'ltiges Zeichen für deren hohes<br />

Alter zu si n, im Gegensatz zur späteren, den Hang<br />

hinaufz! :henden Stadt.<br />

Anmerkungen<br />

1<br />

OAB Münsingen, 1912, S. 664, Anm. 1<br />

2<br />

Mitt. Hohenz. 37 (1903): S. 77<br />

3<br />

Gemeinderegistratur Salmendingen<br />

4<br />

„Die Ortertau" 49 (1969), S. 239<br />

5<br />

Quellenangabe in Anm. 4<br />

6<br />

Vgl. ZWLG 24 (1965), S. 179<br />

7<br />

v. Alberti, Württ. Adels- u. 'Wappenbuch I, S. 351<br />

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