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höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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Zwar fanden auf dem Lande, von Vereinsfeiern abgesehen,<br />

keinerlei Bälle statt, vielmehr wickelte sich die<br />

Fastnacht für die Ledigen hauptsächlich abends durch<br />

Hausbesuche ab. Wie froh waren wir, wenn dann abends<br />

öfters Maskenbesuch ins Haus kam. Da kamen die jungen<br />

Leute als Mausfallen- und Kochlöffelhändler, der eine bot<br />

Schwefelhölzle, ein anderer Besen aus Buchenreisig an,<br />

mal kam eine Zigeuner- mal eine Musikantengruppe. War<br />

das dann ein Umtrieb in den Wohnstuben! Sobald die<br />

Masken weg waren, ging es ans Raten und Fragen, wer<br />

die Masken wohl gewesen sein mögen.<br />

Wir Kinder sind tagsüber verkleidet im Dorf herumgesprungen<br />

und waren Hans im Glück. Einmal hatte ich die<br />

Rolle eines Bären zu übernehmen, wie ja damals öfters<br />

mal Bärentreiber ins Dorf kamen. Mit Saubohnenstroh<br />

banden mir meine Kameraden Füße, Beine, Leib und<br />

Arme ein, der Kopf wurde mit einem braunen Tuch umwickelt,<br />

aus dem durch 2 Augenschlitze gerade noch etwas<br />

Sicht war, in die Hände bekam ich einen" dicken Prügel,<br />

um den Leib eine lange Kette, und so ging's mit dem<br />

Bärenführer und seinem Gefolge, das genauso verlumpt<br />

aussah wie richtige Bärentreiber und Zigeuner, durch's<br />

Dorf. Ich mußte auf den „Hinterfüßen" traben und tanzen<br />

und den Prügel dabei in den „Vorderpranken,, hochhalten,<br />

mal mich wild gebärden und den Kindern Angst<br />

einjagen, vor den Häusern „bitte, b' :e" machen und anschließend<br />

eine Verbeugung für die Gabe. Denn im Betteln<br />

taten wir es den echten Bärentreibern gleich! Kein Wunder,<br />

daß ich zum guten Schluß schwitzte wie im Hochsommer<br />

und die gute Mutter zu Hause schimpfte: „Wie<br />

konntest du nur so dumm sein und dich als Bär hergeben!"<br />

Doch schön war's, ach, so schön!<br />

An Fastnachtsdienstag wurden wir und das ganze Dorf<br />

durch die „Tagwacht" geweckt. In der Morgenfrühe, der-<br />

Die Sage vom Eulengrubenweiblein in Unterschmeien<br />

Oberlehrer i. R. Konstantin Fecker aus Steinhofen war<br />

von 1925 bis 1948 Lehrer in Unterschmeien. In den ersten<br />

Tahren seiner Tätigkeit ging er der Sage vom Eulengrubenweiblein<br />

nach und es gelang ihm auch alles zu erfahren,<br />

was über das Eulengrubenwi ibiein noch bekannt war.<br />

Außerdem konnte er auch ein Gedicht zusammenbringen,<br />

das in Bruchstücken in Unterschmeien noch bekannt war.<br />

Am Weg von Unterschmeien nach Thiergarten im Donautal<br />

liegt die Eulengrube, ein Erdfall, der früher anscheinend<br />

einmal recht groß und _lef war. In dem Loch hauste<br />

ein Geist, das Eulengrubenweiblein. Es war kein schrecklicher<br />

Geist, sondern ein Weiblu 1, klein wie ein Zwerg,<br />

von zarter Gestalt und fein geputzt. Wenn ein Wanderer<br />

ins Donautal ging, so konnte es geschehen, daß das Weiblein<br />

plötzlich am Wege stand. Das oben erwähnte Gedicht<br />

berichtet:<br />

„Und Wanderer, die hinunter ins Tal der Donau geh'n,<br />

Seh'n oft die; UnDekannte am Wege steh'n.<br />

,Wo gehts nach Unterschmeien?' Das selt'ne Weiblein fragt<br />

Und fraget immer wieder, so oft man's ihr gesagt!"<br />

Was das Weiblein eigentlich in Unterschmeien wollte,<br />

wird man nie erfahren, denn es ist niemals hingegangen<br />

Schlimm war es allerdings, wenn ein fremder Wanderer<br />

das Weiblein nach dem Weg fragte. Er bekam mit Sicherheit<br />

eine falsche Richtung gewiesen. Das Weiblein konnte<br />

also auch recht boshaft sein. Deshalb gingen die Leute<br />

früher nur sehr ungern an der Eulengrube vorbei. Wenn<br />

es auch nur ein kleines Weiblein war, vor einem Geist<br />

hatte man eben Angst.<br />

56<br />

weilen die Dörfler noch im Schlaf lagen, zogen die Ledigen<br />

durch's Dorf und machten einen Höllenlärm. Eine<br />

„Putzmühle", wie sie zum Reinigen des Getreides nach<br />

dem Dreschen verwandt wurde, machte Krach, Blechdekkel,<br />

Schellengeläute für Pferdegespanne, Trompeten und<br />

Trommeln und was ansonsten noch an Lärminstrumenten<br />

aufzutreiben war, sorgten für die Begleitmusik. Am liebsten<br />

wären wir Buben gleich mitgezogen, doch jagte man<br />

uns wieder in die Betten. Die Schule war an Fastnachtdienstag<br />

notwendiges Übel, und wir konnten es kaum<br />

erwarten, bis der Lehrer uns entließ. Daheim hatte die<br />

Mutter inzwischen „Hosensacknudeln" und „Fastnachtsküchle"<br />

gebacken, die wir mit einem Heißhunger verschlangen,<br />

uns noch beide Hosensäcke vollstopften und<br />

zurück ins Dorf rannten, um ja nichts zu versäumen.<br />

Dann und wann veranstalteten die Ledigen Umzüge, mal<br />

eine Bauernhochzeit darstellend, mal eine Zigeunerhorde,<br />

mal die nahen Städter verulkend, mal örtliche Begebenheiten<br />

ins Lächerliche ziehend. War das dann ein Treiben<br />

und Frohsinn unter der Jugend, doch nahmen auch die<br />

Erwachsenen an dem fröhlichen Umtrieb teil. Der „Odermatt",<br />

so hieß er, kam mit einem großen „Stiefel" Bier<br />

aus dem „Grünen Baum" heraus, schon nicht mehr ganz<br />

nüchtern, und ließ uns Kinder singen:<br />

Hoorig, hoorig, hoorig ist dia Sau,<br />

Und wenn dia Sau it hoorig ist,<br />

No geit se könne Leaberawischt.<br />

Und dann wieder:<br />

Hoorig, hoo 5, hoorig ist dia Katz,<br />

Und wenn dia Katz it hoorig ist,<br />

No fangt se könne Mäus.<br />

Wir bitten Autor und Leser um Verständnis dafür, daß<br />

wir hier abbrechen müssen. Im nächsten Heft wollen wir<br />

diesen Bericht fortsetzen und abschließen. Die Redaktion.<br />

Heimatliteratur<br />

Geschichtliche Beschreibungen ehemaliger Klöster sind in<br />

letzter Zeit erschienen:<br />

1. Gor heim b. Sigmaringen, 1347—1782, von P. Palmatius<br />

Säger in „Thuringia Franciscana", Fulda, 17. Jg.<br />

1962, Seite 109-135. Ebenda findet sich die (in letzter<br />

Zeit le der umgestaltete und völlig entleerte) „Herz-<br />

Jesu-Kirche _n Gorheim" von P. Theophil Hecht, Seite<br />

101—108, mit mehreren Bildern.<br />

2. Gor heim (Tertiai innen) von Mix Heinrichsperger<br />

.1 „Al?manr'i Franciscana Antiqua", Bind 14, 1969,<br />

Seite 74-110 (Verlag Aug. Spät, Ulm a. D.).<br />

3. Laiz (Tertiarinnen) 1308—1782, von demselben,<br />

ebenda S. 111-123.<br />

4. Inzigkofen (Tert Irinnen, später Augustinerinnen)<br />

1354-1802, von demselben, ebenda Band 14, 19b9, Seite<br />

124-135.<br />

5. St. Luzen b. Heclrngen (Franziskaner-Observanten)<br />

1586-1802, von demselben, ebenda im Band 16, 1970,<br />

Sci:e 139—222 unter tatkräftiger Mithilfe von Fritz Staudacher,<br />

Hechingen (Patreslisten 1586—1857!). Kurzes<br />

Wiederaufleben in Stetten b. Hechingen 1868—75.<br />

6. Bernstein b. Heiligenzimmem-Haigerloch, 1361<br />

bis 1806, ebenfalls von Max Heinrithsperger in „Alemannia<br />

Franciscana Antiqua" Band 16, 1970, Seite 93—138,.<br />

unter Beihilfe von Fritz Staudacher, Hechingen, und Max<br />

Sch tel, l - : gmaringen.

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