23.12.2012 Aufrufe

höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

„Spannen" nannte man das leichte Fesseln des Weideviehs<br />

an den Vorderbeinen (bzw. Hals und Fuß), um das<br />

Fortlaufen zu verhindern (Fleckenbuch Salmendingen<br />

1530). Der oder das Espan ist der rechtmäßige gemeindliche<br />

Weideplatz, besonders für Zugtiere (J. Schnetz?<br />

Flurnamenkunde 1952 S. 66).<br />

Etter: der das Dorf umschließende Zaun, auch „Zunstellin"<br />

genannt.<br />

Fall, Leibfall: Abgabe der Leibeigenen. Vgl. Besthaupt.<br />

Falltor, Val-, Waltor, Falter: ein eingehängter Gatter im<br />

Dorfzaun, der sich von selbst wieder schloß, um das Hinauslaufen<br />

des Viehes zu verhindern. In Melchingen ist<br />

das Wort als Flurname in Nähe der Kapelle am Ortsrand<br />

erhalten. Hierher gehört auch der Inneringer Torwart<br />

Friedrich Werner von 1581.<br />

Faselvieh: Hagen, Eber, Bock (männliche zur Zucht dienende<br />

Tiere).<br />

Fastnachtsküchlein: Als eine Art Gegengabe für den<br />

Zehnten hatten die Pfarrer ehemals die Pflicht, ihren<br />

Pfarrkindern jeweils auf Fastnacht eine Spende zu geben,<br />

das sogenannte Fastnachtsküchlein (Hohenz. Heimat 1951,<br />

25). In Inneringen gab der Pfarrer zu diesem Behuf jjdem<br />

verheirateten Bürger 2 Maß Wein und i U Brotlaib, jeder<br />

verwitweten Person 1 Maß und ein Achtel Laib. Außerdem<br />

gab er zu dem österlichen „Gesegneten" 26 Pfund<br />

geräuchertes Rindfleisch und 300 gesottene und zerhackte<br />

Eier, die der Mesner austeilte. Auch zum Johannessegen<br />

(27. Dezember) stiftete der Pfarrer gewöhnlich 14 Maß<br />

Wein, auch stellte er den Meßwein und den sogenannten<br />

Kommunikantenwc n. Ehemals hat man nämlich die<br />

„Ausspülete" des Meßkelchs nach dem Meßopfer in Wein<br />

geschüttet und diesen den Gläubigen zu trinken ausgeteilt:<br />

als Kommunikantenwein. Um 1805 wurde das Fastnachtsküchlein<br />

in eine Abgabe an den Schulfond abgeändert.<br />

Feuerspritze: Im Jahr 1743 ist in Inneringen ein Spritzenmeister<br />

nachzuweisen, der seine Spritze gut im Stand zu<br />

halten und zweimal im Jahr schmieren mußte: Gehalt<br />

1 Gulden. In * igingen ist erst 1788 einer Feuerwehr mit<br />

noch erhaltener Dreieckfahne (mit Fürstenbergischem<br />

Wappen) sowie eine Häuseinste der Brandversicherungs-<br />

Beiträge erhalten. In allen fürstenbergischen Orten waren<br />

laut Feuerordnung „Feuerschauer" aufgestellt.<br />

Fischenz: Fischerei-Recht.<br />

Fronhaber, Haberabgabe an den Herrn.<br />

Fronleichnam („Leib des Herrn"): Bei der Prozession<br />

um den Flecken mi: dem Allerhe; Iigsten hatten in Inneringen<br />

1741 acht Schützen mit Unter- und Obergewehr<br />

(wohl Säbel und Flinte) beizuwohnen und erhielten nachher<br />

ein Vesper für 15 Kreuzer, Schultheiß und die Hfffimeltrager<br />

durften auf Gemeindekosten 45 kr verzehren.<br />

Fürspannen: Beim Einzug der Brautleute in ihr Haus<br />

haben bis in unsere Tage Jugend und Ledige mit einem<br />

Seil „fürgespannt", das heißt den Weg versperrt, worauf<br />

jene "oh mit einem kleinen Geldbetrag loskauften. Dieses<br />

Fürspannen ist nicht zu verwechseln mit „Vorspann leisten"<br />

bei steilen Wegen!<br />

Galgen gab es früher in jeder Herrschaft. Mit Missetätern<br />

war man ehedem nicht so zimperlich ve heute, wo man<br />

sie auf Kosten der Steuerzahler lahreiang ein sorgloses<br />

Leben führen läßt. Im Jahr 1576 hat Fürstenberg das<br />

baufällig gewordene „Hochgei ht" für die Herrschaft<br />

Jungnau, nämlich den „Galgen mic drei Säulen" am Galgenbühl<br />

(Gewann Lachen) in Inneringen neu aufrichten<br />

lassen.<br />

Gant: Zwangsversteigerung („man hat einem vergantet",<br />

oder „es ist einer auf die Gant kommen"). Das Wort<br />

kommt von dem Ausruf: „quantum", das heißt wieviel<br />

(bietet ihr)"?<br />

Ganze Bauern waren solche, die eine ganze Mene (Pfluggespann)<br />

mit vier Rossen hatten. Halbe Bauern hatten nur<br />

zwei und Viertelsbauern ein Roß. Daneben hießen die<br />

kleinen Bäuerlein Stümpler oder „Seidner oder Söldner",<br />

als Besitzer einer „Seide". Der Treiber beim Pflug hieß<br />

Mäne- oder Menebue.<br />

Gemeinmerk, alter Ausdruck für Almende. Im 16. Jh. gab<br />

es noch Gemeinmärke, an denen zwei oder mehr Gemeinden<br />

teilhatten. „Wer zuerst mit dem Weidevieh darauf<br />

kam, durfte von den später Kommenden nicht vertrieben<br />

werden."<br />

Gemarschaft, gmaren: Zusammensetzen der Zugtiere<br />

zweier Kleinbauern an einen Pflug. Dieser benötigte<br />

früher teils bis zu vier Zugstücken!<br />

Grad, Gred: Fruchtschranne in Inneringen mit einem<br />

Gredmeister. Nur dort durften Bäcker, Biersieder und<br />

Wirte ihr Getreide kaufen, also nicht in Privathäusern.<br />

Gutemtag: Montag (feria secunda, denn secunda wurde<br />

auch als günstig, „gut" übersetzt!).<br />

Haab hieß einst das (Weide-) Vieh eines Dorfes. Noch erhalten<br />

in dem Spruch „Hab und Gut" = Vieh und Grundstücke.<br />

Haarwurm nannten unsere Eltern auch die „Rufen",<br />

eitrige Schorfbildungen, besonders im Kopfhaar.<br />

Hafengießer: In der Inneringer Ortsgeschichte wird einer<br />

zu Ueberlingen, später Riedlingen, genannt, ohne daß die<br />

Art seiner Erzeugnisse erkennbar wäre.<br />

Hagestolz — Altlediger, dessen Nachlaß der Herrschaft<br />

zufiel.<br />

Handlohn: Gebühr, urspr. Ehrengabe, an den Grundherrn<br />

bei Kauf, Tausch. Erbfall eines Gutes. Aehn ii „Ehrschatz"!<br />

Hauptfall, siehe Besthaupt.<br />

Heimburgen sind niedere Gemeindebeamte gewesen:<br />

Rechner, Ri hter o. ä.<br />

Hennen und Hühner, als Abgabe unterschieden: Aithennen<br />

und Junghühner;<br />

Judenhandel war im Fürstenberc sehen noch um 1800 verboten,<br />

im Gegensatz zur Herrschaft Zollern. Dort duldete<br />

man Juden, weil sie Steuergeld einbrachten!<br />

Kaib und Schelm sind alte Namen für ansteckende Viehkrankheiten<br />

und V'jhkadaver (Klauenseuche u. ä.), später<br />

wurden sie Schimpfnamen für Menschen. Wie Kaib auch<br />

„Aas" bedeutete, so bezeichnet der Scheimenwasen den<br />

Platz, an dem man gefallenes Vieh verscharrte. Er hat<br />

also nichts mit „Schelmen und Dieben" zu tun.<br />

Kairbe: „1455 ein wasen, uf dem des hagen kairbe staut"<br />

(Tailfingen). Korb hieß einst ein mit Flechtwerk eingeriegeltes<br />

kleines Haus eines Seidners, Taglöhners, Tagwerkers,<br />

auch Leibdinghaus oder Speicher. Zum Doppelvokal<br />

vgl. „Kairn = Korn" 1396 in Hohenberger Rechnungen.<br />

Khai, Khoi, Gayh = Gehege, Verhau, Befestigung.<br />

Kommunikantenwein, vgl. Fastnachtsküchlein.<br />

Koppen: In Bisingen gibt es eine Koppenhalde. Der Salmendinger<br />

Pfarrer schrieb im 18. Jahrhundert, die Grundstücke<br />

auf dem Heufeld brächten wenig Ertrag, da sie<br />

voller Koppen seien. Gemeint sind Büsche oder Hecken,<br />

45

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!