höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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stehen die meisten Fabriken, hier sei das stärkste Verkehrsleben,<br />
hier befinden sich alle öffentlichen Stellen.<br />
Diese Pläne werden jedoch nur von den Hechinger Wirtschaftsgruppen<br />
vertreten 28 . Die Techniker und Plangestalter<br />
haben sich nie ernsthaft damit befaßt. So wurde der<br />
Bahnhof an der Schrofen Steige erbaut. Zum Bahnhof gehörten<br />
das Postamt mit Stallungen, der Güterschuppen<br />
mit Anbauten für die Verwaltung und e \e Drehscheibe.<br />
/V, Zur Einweihung der Strecke Hcchmgen-TUhingen<br />
Am 29. Juni 1869 wurde die Strecke dem Verkehr übergeben.<br />
Auf Hochglanz poliert, reich mit Girlanden geschmückt<br />
und mit dem preußischen und dem württembergischen<br />
Wappen versehen, schnaubte das Dampfroß<br />
verheißungsvoll von Tübingen nach Hechingen. Auf dem<br />
blanken Messingschild lasen die Neugierigen „Ipf", den<br />
Namen der Lokomotive.<br />
Der 29. Juni war für die Bevölkerung aller anliegenden<br />
Gemeinden der neuen Bahnstrecke ein großer Freudentag.<br />
Überall hatte man Festlichkeiten organisiert. Nur den Hechingern<br />
wurde ein „Wermutstropfen in den Freudenbecher"<br />
geträufelt. In Württemberg hatte man immer noch<br />
nicht vergessen, daß man 1866 beim Abzug der württembergischen<br />
Besatzungsmacht von der Zollerburg aus mit<br />
einer im Wald versteckt gehaltenen „Nürnberger Feldschlange"<br />
hohnvoll zwölf Kanonenschüsse nachgesandt<br />
hatte. Die Württemberger verlegten daher den Schwerpunkt<br />
der Feierlichkeiten nach-Tübingen. Hechingen sollte<br />
leer ausgehen. Kurz entschlossen wurde ein eigenes Fest<br />
arrangiert und man hielt dieses den Württembergern zum<br />
Trotz nachträglich mit großem Souper in der Gastwirtschaft<br />
zum „Löwen" ab<br />
Die Personenwagen der Hohenzollernbahn waren in verschiedene<br />
Klassen eingeteilt. Außerdem trugen die Wagen<br />
der Königlich-Württembergischen Staatseisenbahnen ie<br />
stolz prangende Abkürzung: K. W. St. £.<br />
Ein Trillfinger Bäuerlein, so wird erzählt, sei einmal mit<br />
seiner Frau nach Hechingen gekommen. Am Staatsbahnhof<br />
sollen die beiden, nach einem passenden Wagen suchend,<br />
am Zug entlang gegangen sein. Da habe der Bauer<br />
die auf schwarzem Grund leuchtenden Buchstaben K. W.<br />
St. E. gesehen. Eine Weile schaute er ratlos auf die Buchstaben.<br />
Dann se. es wie ein Schein der Erleuchtung über<br />
sein Geslcffl gegangen. Er habe seine bessere Hälfte am<br />
Arm genommen und voll freudiger Begeisterung gesagt:<br />
D Hohenzollernbahn ischt halt doch vornehm! Guck au do<br />
nauf, Weib, do stohts io ganz groß, wo mer einsteige<br />
müsset: K. W. St. E. = Komm Weib, steige ei.<br />
B. KLEINE CHRONIK DER<br />
HOHENZOLLERISCHEN LANDESBAHN<br />
I. Bau der 4 Stichbahnen<br />
Wenige Jahre nach der Eröffnung der Hohenzollernbahn<br />
erwies es sich jedoch, daß sie nicht ganz di Hoffnungen<br />
erfüllte, welche man s"e gesetzt hatte. Die Linie war<br />
doch hauptsächL l unter dem Ge' chtspunkt gebaut worden,<br />
die württembergischen und badischen Bahnen durch<br />
das preußische Gebiet hindurch zusammenzusch ' ;ßen.<br />
Immer noch waren aber im Laucherttal und im unteren<br />
Eyachtal viele Wünsche offen geblieben. In den 80er Jahren<br />
haben Württemberg jche und hoh<strong>enzollerische</strong> Interessengruppen<br />
eine Nord-Süd-Linie von Reutlingen über<br />
die Alb und das Laucherttal nach Sigmaringen verfochten.<br />
Sie sollte sogar als Hauptzufahrtsiinie zur Gotthardbahn<br />
dienen. Schließlich wurde sie als unwirtschaftlich abgelehnt.<br />
Umsonst hat man auch in Haigerloch auf den Bau<br />
einer Eisenbahn von Eyach nach Balingen gehofft. Es war<br />
auch i ht zu erwarten, daß die preußische Staatsbahn<br />
in dem abgelegenen kleinen Hohenzollern eine eigene<br />
Bahn einrichten würde 30 .<br />
Die Möglichkeit einer Selbsthilfe gab das preußische Kleinbahngesetz<br />
vom 18. Juli 1892. Der Hoh<strong>enzollerische</strong> Landesbaurat<br />
Max Leibbrand setzte am 28. Februar 1896<br />
einen Beschluß des Kommunallandtages durch, nach welchem<br />
der Hohenzollern Kleinbahn-Gesellschaft AG gegründet<br />
wurde 31 . Von dem Grundkapital mit 3V4 Millionen<br />
Goldmark übernahm der preußische Staat die Hälfte,<br />
je ein Viertel der Hoh<strong>enzollerische</strong>n Kommunalverband<br />
und die Westdeutsche Eisenbahngesellschaft. Dieser wurde<br />
der Bau und die Betriebsführung übertragen 32 .<br />
In zwei Abschnitten wurde die Bahn gebaut. Von 1900<br />
bis 1901 wurden vier Stichbahnen eingeweiht:<br />
Sigmar.ugendorf-Bingen<br />
Kleineng?* ngen-Gammertingen<br />
Hechingen-Burladingen<br />
Eyach- Haigerioch 33<br />
Als wich.igste Strecke wurde zuerst die Bahn Sigmaringendorf-Bingen<br />
am 28. März 1900 dem Verkehr übergeben.<br />
Damit erhielt das Fürstliche Hüttenwerk Laucherrhal<br />
den längst gewünschten Bahnanschluß und die Landesbahn<br />
einen guten Kunden 34 .<br />
Mit der Stichbahn Hec lingen- Burladingen, die am<br />
18. März 1901 eröffnet wurde, hatte das Killertal mit<br />
seiner damaligen H (5 Ii-'Kleinindustrie Bahnanschluß.<br />
Beim Bau der Strecke Eyach-Haigerlodi, die am 18. Juni<br />
1901 eingeweiht wurde, gab es „politische" Schwierigkeiten.<br />
Die Schienenstränge verlaufen auf württembergischem<br />
und preußischem Gebiet. Preußen konzessierte seinen<br />
Schienenante- nach dem Kleinbahngesetz von 1892, Württemberg<br />
kannte kein Kleinbahngesetz, und es konzessierte<br />
seine Sch-^nenstrecke als Nebenbahn nach dem Gesetz<br />
vom 18. April 1843 35 .<br />
Mit der Eröffnung der „Eyachbahn (Ilaigerloch-Eyach)<br />
wurden die Personenposten Eyach-Haigerloch und Haigerloch-Dett.<br />
igen aufgehoben. Von jetzt ab verkehrte der<br />
Postwagen nur noch zwischen Haigerloch und Hechingen.<br />
Am 7. November 1901 erhielt die Oberamtsstadt Gammertingen<br />
Anschluß an Kleinengstingen. Vorläufig war<br />
sie noch auf seine Postverbindung mit Sigmaringen und<br />
Burladingen ange^ esen 3e .<br />
Um Kosten zu sparen, wurde für e:""en Teil d eser Strekken<br />
die Schmalspur mit 75 cm und 1 m vorgeschlagen.<br />
L>ieser Plan wurde zum Glück n-'ht ausgeführt. Als die<br />
vier Stichbahnen in Betrieb genommen wurden, erhielt<br />
jede zwei kleine, zweiachsige Lokomotiven, einen Packwagen,<br />
dri Personen- und zwei Güterwagen.<br />
II. Ausbau der Zwischenstrecken<br />
Bald erkannte man, daß mit diesen Stichbahnen nur halbe<br />
Arbeit in wirtschaftlicher F isicht geleistet wurde Die<br />
Stammlinien mußten durch den Ausbau der Zwischenstrecken<br />
zu einem geschlossenen Netz vereinigt werden.<br />
Mehr als das Doppelte des 1 'iherigen Kapitals war für<br />
den Zusammenschluß nötig. 1907 wurde m"t dem Bau der<br />
Strecken Sigmaringen und Bingen nach Gammertingen<br />
und von dort nach Burladingen begonnen Viele italienische<br />
Gastarbeiter bevölkerten die Orte entlang der<br />
Bahnlinie.<br />
Im Dezember 1908 konnte uie Linie von Bingen nach<br />
Gammertingen und von dort nach Burladingen fest ch eröffnet<br />
werden.<br />
Bei dem Bau kam es zu einem seltenen Naturschutzproblem.<br />
Ursprüngliih hatte der Plan bei Bingen die Durchquerung<br />
des Bittelschießer Tälchens vorgesehen. Trotz erheblicher<br />
Kosten mußte diejes landschaftF r tie Kleinod umgangen<br />
werden.<br />
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