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Weide oder den Paddock bringen, weil<br />
sie sich nicht trauen. Sie sehen die realistische<br />
Gefahr von Wolfsangriffen und<br />
Wolfsrissen. Hier handeln wir eigentlich<br />
tierschutzwidrig, denn es gehört<br />
zum Anrecht unserer Pferde, dass sie<br />
draußen gehalten werden können. Wir<br />
müssen vernünftige, akzeptable Lösungen<br />
zwischen Politik, Tierschützern und<br />
Weidetierhaltern finden.“<br />
Entschädigungen<br />
Laut DBBW hängt die Zahl der Risse in<br />
erster Linie von den Schutzmaßnahmen<br />
für die Weidetiere ab, nicht von<br />
der Anzahl der Wölfe. Welche Kosten<br />
für Zäune übernommen werden, wird<br />
in den Bundesländern unterschiedlich<br />
gehandhabt. „Es wird entschädigt, wenn<br />
der Wolf nicht ausgeschlossen werden<br />
kann“, sagt z. B. Frank Hahnel, Berufsschäfer<br />
in Brandenburg. Dort leben 79<br />
Rudel. Die Genehmigung, einen Zaun<br />
zu errichten, wird nicht überall erteilt,<br />
es bedarf einer Baugenehmigung, die<br />
Die DNA-Bestätigung im Cuxland stand noch<br />
aus, aber das dürften wohl Wölfe gewesen sein.<br />
Hobby schäfern oft verweigert wird.<br />
Auch hohe Elektrozäune bieten keinen<br />
hundertprozentigen Schutz, immer<br />
wieder gelingt es Wölfen, die Zäune zu<br />
überwinden. Sie gelten dann als „Problemwölfe“<br />
und dürfen getötet werden.<br />
Wölfe und Politik<br />
Auch im Bundestag wurde schon über<br />
den Wolf gestritten. Außer den Linken<br />
und den Grünen fordern die Parteien<br />
inzwischen, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen,<br />
da der Wolf nicht mehr vom<br />
Aussterben bedroht sei. Dann könnte<br />
durch gezielte Abschüsse die Zahl der<br />
Wölfe reguliert werden. FDP und AfD<br />
fordern „wolfsfreie Gebiete“, überall<br />
dort, wo aufgrund intensiver Weidehaltung<br />
oder dichter Besiedelung der<br />
Wolf eine Gefahr darstellt. Der Sprecher<br />
der Liberalen im Bundestag, Karlheinz<br />
Busen, wies auf die Kosten hin, mehrere<br />
Millionen für Wolfsmanagement<br />
und Herdenschutz schon jetzt. Auch<br />
die CDU/CSU setzt sich dafür ein, den<br />
strengen Schutzstatus des Wolfs im europäischen<br />
Naturschutzrecht zu überprüfen,<br />
der vielen Maßnahmen im Weg<br />
steht. Das Anwachsen der Population<br />
müsse auf ein „insgesamt erträgliches<br />
Maß einreguliert“ werden. Selbst in den<br />
Reihen der SPD mehren sich Forderungen<br />
nach ausgewiesenen Wolfsgebieten,<br />
außerhalb derer der Wolf als jagdbares<br />
Wild behandelt wird. Die Weidetierhalter<br />
im SPD-regierten Flächenland<br />
Niedersachsen haben mit am stärksten<br />
unter der Wolfsschwemme zu leiden.<br />
Doch der Wolf genießt im EU-Recht uneingeschränkten<br />
Schutzstatus, um das<br />
zu ändern, müssten 27 <strong>St</strong>aaten zustimmen.<br />
Klingt eher unwahrscheinlich.<br />
„Viele Pferdehalter bringen<br />
ihre Pferde nachts und auch<br />
tagsüber nicht mehr auf die<br />
Weide oder den Paddock.<br />
Hier handeln wir eigentlich<br />
tierschutzwidrig, denn es<br />
gehört zum Anrecht unserer<br />
Pferde, dass sie draußen<br />
gehalten werden können.“<br />
Sönke Lauterbach,<br />
Generalsekretär<br />
der Deutschen Reiterlichen<br />
Vereinigung<br />
„Die Weidetiere durch<br />
hohe Zäune zu schützen ist<br />
utopisch. Es bedeutet die<br />
Kulturlandschaft auf tausende<br />
von Kilometern durch<br />
meterhohe Zäune zu durchschneiden.“<br />
Karlheinz Busen, FDP-<br />
Sprecher im Bundestag<br />
KOMMENTAR<br />
Schluss mit der Verlogenheit!<br />
Der Wolf wird bleiben. Einige bejubeln<br />
das, andere bedauern es. Zu letzteren<br />
gehöre ich. Das Wolfsmanagement wird<br />
uns jedes Jahr Millionen kosten, Tierhalter<br />
und Schäfer werden weiterhin<br />
Verluste erleiden, die mehr schlecht als<br />
recht aus staatlichen Mitteln (unser aller<br />
Geld!) kompensiert werden. Und weiterhin<br />
werden sie befürchten, ihre Tiere<br />
dort zerfetzt oder schwer verletzt auf der<br />
Weide vorzufinden. Wenn ein Wolf in einen<br />
noch so gesicherten Zaun eindringt<br />
– und schlaue Wölfe können das – haben<br />
die Weidetiere keine Chance. Tierwohl?<br />
Das gilt wohl nicht für Wolfsmahlzeiten.<br />
Leute, die den Pferdesport an den<br />
Pranger stellen, haben überhaupt kein<br />
Problem damit, wenn Tiere, die sich<br />
nicht wehren und auch nicht weglaufen<br />
können, aufs Grässlichste niedergemetzelt<br />
werden. Das Ende der Verlogenheit<br />
könnte der Anfang einer realistischen<br />
Wolfs-Politik sein.<br />
Gabriele Pochhammer<br />
„Das einzige, was uns beim<br />
Thema Wolf fehlt, ist ein klarer<br />
Kopf. Wir müssen unsere<br />
Tiere mit gesellschaftlicher<br />
Förderung schützen.“<br />
Günther Czerkus,<br />
Vorsitzender des<br />
Bundesverbandes<br />
der Berufsschäfer e.V.<br />
<strong>12</strong>/<strong>2021</strong><br />
<strong>St</strong>.GEORG<br />
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