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St. Georg_12_2021

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Weide oder den Paddock bringen, weil<br />

sie sich nicht trauen. Sie sehen die realistische<br />

Gefahr von Wolfsangriffen und<br />

Wolfsrissen. Hier handeln wir eigentlich<br />

tierschutzwidrig, denn es gehört<br />

zum Anrecht unserer Pferde, dass sie<br />

draußen gehalten werden können. Wir<br />

müssen vernünftige, akzeptable Lösungen<br />

zwischen Politik, Tierschützern und<br />

Weidetierhaltern finden.“<br />

Entschädigungen<br />

Laut DBBW hängt die Zahl der Risse in<br />

erster Linie von den Schutzmaßnahmen<br />

für die Weidetiere ab, nicht von<br />

der Anzahl der Wölfe. Welche Kosten<br />

für Zäune übernommen werden, wird<br />

in den Bundesländern unterschiedlich<br />

gehandhabt. „Es wird entschädigt, wenn<br />

der Wolf nicht ausgeschlossen werden<br />

kann“, sagt z. B. Frank Hahnel, Berufsschäfer<br />

in Brandenburg. Dort leben 79<br />

Rudel. Die Genehmigung, einen Zaun<br />

zu errichten, wird nicht überall erteilt,<br />

es bedarf einer Baugenehmigung, die<br />

Die DNA-Bestätigung im Cuxland stand noch<br />

aus, aber das dürften wohl Wölfe gewesen sein.<br />

Hobby schäfern oft verweigert wird.<br />

Auch hohe Elektrozäune bieten keinen<br />

hundertprozentigen Schutz, immer<br />

wieder gelingt es Wölfen, die Zäune zu<br />

überwinden. Sie gelten dann als „Problemwölfe“<br />

und dürfen getötet werden.<br />

Wölfe und Politik<br />

Auch im Bundestag wurde schon über<br />

den Wolf gestritten. Außer den Linken<br />

und den Grünen fordern die Parteien<br />

inzwischen, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen,<br />

da der Wolf nicht mehr vom<br />

Aussterben bedroht sei. Dann könnte<br />

durch gezielte Abschüsse die Zahl der<br />

Wölfe reguliert werden. FDP und AfD<br />

fordern „wolfsfreie Gebiete“, überall<br />

dort, wo aufgrund intensiver Weidehaltung<br />

oder dichter Besiedelung der<br />

Wolf eine Gefahr darstellt. Der Sprecher<br />

der Liberalen im Bundestag, Karlheinz<br />

Busen, wies auf die Kosten hin, mehrere<br />

Millionen für Wolfsmanagement<br />

und Herdenschutz schon jetzt. Auch<br />

die CDU/CSU setzt sich dafür ein, den<br />

strengen Schutzstatus des Wolfs im europäischen<br />

Naturschutzrecht zu überprüfen,<br />

der vielen Maßnahmen im Weg<br />

steht. Das Anwachsen der Population<br />

müsse auf ein „insgesamt erträgliches<br />

Maß einreguliert“ werden. Selbst in den<br />

Reihen der SPD mehren sich Forderungen<br />

nach ausgewiesenen Wolfsgebieten,<br />

außerhalb derer der Wolf als jagdbares<br />

Wild behandelt wird. Die Weidetierhalter<br />

im SPD-regierten Flächenland<br />

Niedersachsen haben mit am stärksten<br />

unter der Wolfsschwemme zu leiden.<br />

Doch der Wolf genießt im EU-Recht uneingeschränkten<br />

Schutzstatus, um das<br />

zu ändern, müssten 27 <strong>St</strong>aaten zustimmen.<br />

Klingt eher unwahrscheinlich.<br />

„Viele Pferdehalter bringen<br />

ihre Pferde nachts und auch<br />

tagsüber nicht mehr auf die<br />

Weide oder den Paddock.<br />

Hier handeln wir eigentlich<br />

tierschutzwidrig, denn es<br />

gehört zum Anrecht unserer<br />

Pferde, dass sie draußen<br />

gehalten werden können.“<br />

Sönke Lauterbach,<br />

Generalsekretär<br />

der Deutschen Reiterlichen<br />

Vereinigung<br />

„Die Weidetiere durch<br />

hohe Zäune zu schützen ist<br />

utopisch. Es bedeutet die<br />

Kulturlandschaft auf tausende<br />

von Kilometern durch<br />

meterhohe Zäune zu durchschneiden.“<br />

Karlheinz Busen, FDP-<br />

Sprecher im Bundestag<br />

KOMMENTAR<br />

Schluss mit der Verlogenheit!<br />

Der Wolf wird bleiben. Einige bejubeln<br />

das, andere bedauern es. Zu letzteren<br />

gehöre ich. Das Wolfsmanagement wird<br />

uns jedes Jahr Millionen kosten, Tierhalter<br />

und Schäfer werden weiterhin<br />

Verluste erleiden, die mehr schlecht als<br />

recht aus staatlichen Mitteln (unser aller<br />

Geld!) kompensiert werden. Und weiterhin<br />

werden sie befürchten, ihre Tiere<br />

dort zerfetzt oder schwer verletzt auf der<br />

Weide vorzufinden. Wenn ein Wolf in einen<br />

noch so gesicherten Zaun eindringt<br />

– und schlaue Wölfe können das – haben<br />

die Weidetiere keine Chance. Tierwohl?<br />

Das gilt wohl nicht für Wolfsmahlzeiten.<br />

Leute, die den Pferdesport an den<br />

Pranger stellen, haben überhaupt kein<br />

Problem damit, wenn Tiere, die sich<br />

nicht wehren und auch nicht weglaufen<br />

können, aufs Grässlichste niedergemetzelt<br />

werden. Das Ende der Verlogenheit<br />

könnte der Anfang einer realistischen<br />

Wolfs-Politik sein.<br />

Gabriele Pochhammer<br />

„Das einzige, was uns beim<br />

Thema Wolf fehlt, ist ein klarer<br />

Kopf. Wir müssen unsere<br />

Tiere mit gesellschaftlicher<br />

Förderung schützen.“<br />

Günther Czerkus,<br />

Vorsitzender des<br />

Bundesverbandes<br />

der Berufsschäfer e.V.<br />

<strong>12</strong>/<strong>2021</strong><br />

<strong>St</strong>.GEORG<br />

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