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RATGEBER HUFREHE-OP<br />
Kanister bandagiert und anschließend<br />
auch darüber, damit alles gut sitzt und<br />
nichts scheuert. Das Spezialhufeisen<br />
und den entsprechenden „Halbschuh“<br />
muss das Pferd bis zu zwei Monate tragen<br />
– in dieser Zeit wird immer wieder<br />
kontrolliert, wie gut das Pferd geht und<br />
ob die langen Schenkel des Eisens ein<br />
<strong>St</strong>ück verkürzt werden können. „Hier<br />
ist die Zusammenarbeit mit einem versierten<br />
Hufschmied sehr wichtig“, weiß<br />
Dr. Dr. Rapp, der in dieser Zeit alle vier<br />
bis sechs Wochen das Bein röntgt, um<br />
zu sehen, wie sich die Lage des Hufbeins<br />
entwickelt hat. Im Laufe von etwa<br />
drei Monaten werden die Schenkel des<br />
Hufeisens <strong>St</strong>ück für <strong>St</strong>ück verkürzt, bis<br />
ein normales Eisen angebracht werden<br />
kann. Das Bein ist dann so stabil, dass<br />
das Pferd den Spezialbeschlag nicht<br />
mehr benötigt.<br />
Das passiert im Inneren des Beins<br />
Doch wie kommt es, dass das Pferd sein<br />
Bein trotz durchtrennter Sehne wieder<br />
belasten kann? Das Durchtrennen der<br />
Sehne führt zunächst dazu, dass sich<br />
an dieser <strong>St</strong>elle im Bein ein Bluterguss<br />
bildet. Dieser entwickelt sich zu festerem<br />
Gewebe, es kommen Bindegewebszellen<br />
hinzu, die sich im Laufe von Wochen und<br />
Monaten zu Sehnenzellen umbauen können.<br />
„Nach etwa sechs Wochen sieht man<br />
im Ultraschall kein Loch mehr, sondern<br />
festere <strong>St</strong>rukturen“, erklärt der Tierarzt.<br />
Die Sehnenenden wachsen auf diese Art<br />
wieder zusammen. „Es kann allerdings<br />
sein, dass sich die neu gebildete Sehne<br />
nach längerer Zeit zusammenzieht und<br />
man sie eventuell nach zwei Jahren<br />
nochmal durchtrennen muss.“<br />
In Deutschland eher<br />
selten<br />
Die Tenotomie der tiefen Beugesehne<br />
ist ein Eingriff, der in Deutschland eher<br />
selten angewandt wird. Dr. Dr. Rapp hat<br />
längere Zeit in Nordamerika gelebt und<br />
gearbeitet, wo die Tenotomie bei chronischer<br />
Hufrehe mit Hufbeinrotation wesentlich<br />
häufiger durchgeführt wird als<br />
hierzulande. Er glaubt, dass man bei uns<br />
darauf verzichtet, weil dieser Eingriff<br />
nicht ganz so bekannt ist. Hinzu kommt,<br />
dass die Operation für den Pferdebesitzer<br />
viel Aufwand bei der Nachsorge bedeutet.<br />
Dr. Dr. Rapp bespricht mit seinen<br />
Kunden ausführlich, was im Körper des<br />
Pferdes nach diesem Eingriff passiert<br />
und was entsprechend beachtet werden<br />
muss. Er zeigt ihnen, wie die Verbände<br />
gewechselt werden müssen und gibt<br />
Intervalle für Kontrolluntersuchungen<br />
und Hufschmied termine an die Hand.<br />
„Man muss sich als Pferdebesitzer darauf<br />
einrichten, dass man sich mehrere Wochen<br />
ordentlich um das Pferd kümmern<br />
muss. Es dauert etwa drei Monate, bis<br />
das Bein stabil ist und solange muss<br />
man Acht geben! Wir nehmen uns viel<br />
Zeit für Aufklärungs gespräche, denn der<br />
Pferdebesitzer ist der Verantwortliche,<br />
der nach der Operation mit dem Pferd<br />
umgeht und wissen muss, was im Körper<br />
passiert.“<br />
Foto: Rapp<br />
Röntgenbilder vor (oben) und<br />
nach der Operation (unten)<br />
zeigen, dass das Hufbein<br />
nach Durchtrennen der Sehne<br />
nicht mehr so steil steht.<br />
86 <strong>St</strong>.GEORG <strong>12</strong>/<strong>2021</strong>