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St. Georg_12_2021

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RATGEBER HUFREHE-OP<br />

Kanister bandagiert und anschließend<br />

auch darüber, damit alles gut sitzt und<br />

nichts scheuert. Das Spezialhufeisen<br />

und den entsprechenden „Halbschuh“<br />

muss das Pferd bis zu zwei Monate tragen<br />

– in dieser Zeit wird immer wieder<br />

kontrolliert, wie gut das Pferd geht und<br />

ob die langen Schenkel des Eisens ein<br />

<strong>St</strong>ück verkürzt werden können. „Hier<br />

ist die Zusammenarbeit mit einem versierten<br />

Hufschmied sehr wichtig“, weiß<br />

Dr. Dr. Rapp, der in dieser Zeit alle vier<br />

bis sechs Wochen das Bein röntgt, um<br />

zu sehen, wie sich die Lage des Hufbeins<br />

entwickelt hat. Im Laufe von etwa<br />

drei Monaten werden die Schenkel des<br />

Hufeisens <strong>St</strong>ück für <strong>St</strong>ück verkürzt, bis<br />

ein normales Eisen angebracht werden<br />

kann. Das Bein ist dann so stabil, dass<br />

das Pferd den Spezialbeschlag nicht<br />

mehr benötigt.<br />

Das passiert im Inneren des Beins<br />

Doch wie kommt es, dass das Pferd sein<br />

Bein trotz durchtrennter Sehne wieder<br />

belasten kann? Das Durchtrennen der<br />

Sehne führt zunächst dazu, dass sich<br />

an dieser <strong>St</strong>elle im Bein ein Bluterguss<br />

bildet. Dieser entwickelt sich zu festerem<br />

Gewebe, es kommen Bindegewebszellen<br />

hinzu, die sich im Laufe von Wochen und<br />

Monaten zu Sehnenzellen umbauen können.<br />

„Nach etwa sechs Wochen sieht man<br />

im Ultraschall kein Loch mehr, sondern<br />

festere <strong>St</strong>rukturen“, erklärt der Tierarzt.<br />

Die Sehnenenden wachsen auf diese Art<br />

wieder zusammen. „Es kann allerdings<br />

sein, dass sich die neu gebildete Sehne<br />

nach längerer Zeit zusammenzieht und<br />

man sie eventuell nach zwei Jahren<br />

nochmal durchtrennen muss.“<br />

In Deutschland eher<br />

selten<br />

Die Tenotomie der tiefen Beugesehne<br />

ist ein Eingriff, der in Deutschland eher<br />

selten angewandt wird. Dr. Dr. Rapp hat<br />

längere Zeit in Nordamerika gelebt und<br />

gearbeitet, wo die Tenotomie bei chronischer<br />

Hufrehe mit Hufbeinrotation wesentlich<br />

häufiger durchgeführt wird als<br />

hierzulande. Er glaubt, dass man bei uns<br />

darauf verzichtet, weil dieser Eingriff<br />

nicht ganz so bekannt ist. Hinzu kommt,<br />

dass die Operation für den Pferdebesitzer<br />

viel Aufwand bei der Nachsorge bedeutet.<br />

Dr. Dr. Rapp bespricht mit seinen<br />

Kunden ausführlich, was im Körper des<br />

Pferdes nach diesem Eingriff passiert<br />

und was entsprechend beachtet werden<br />

muss. Er zeigt ihnen, wie die Verbände<br />

gewechselt werden müssen und gibt<br />

Intervalle für Kontrolluntersuchungen<br />

und Hufschmied termine an die Hand.<br />

„Man muss sich als Pferdebesitzer darauf<br />

einrichten, dass man sich mehrere Wochen<br />

ordentlich um das Pferd kümmern<br />

muss. Es dauert etwa drei Monate, bis<br />

das Bein stabil ist und solange muss<br />

man Acht geben! Wir nehmen uns viel<br />

Zeit für Aufklärungs gespräche, denn der<br />

Pferdebesitzer ist der Verantwortliche,<br />

der nach der Operation mit dem Pferd<br />

umgeht und wissen muss, was im Körper<br />

passiert.“<br />

Foto: Rapp<br />

Röntgenbilder vor (oben) und<br />

nach der Operation (unten)<br />

zeigen, dass das Hufbein<br />

nach Durchtrennen der Sehne<br />

nicht mehr so steil steht.<br />

86 <strong>St</strong>.GEORG <strong>12</strong>/<strong>2021</strong>

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