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St. Georg_12_2021

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Vater mochte Pferde, was macht man<br />

daraus? Bei den Müters wird daraus<br />

ein Familienprojekt. „Anfangs wollten<br />

wir zwei, drei Pferde und die dann am<br />

Haus halten. Wir dachten, das ist ein<br />

schönes Hobby, das wir alle drei gemeinsam<br />

machen können“, erzählt Gerhard<br />

Müter. Doch um diese Pferde muss sich<br />

ja jemand kümmern. Er und seine Frau<br />

sind beide voll berufstätig und haben<br />

dazu keine Zeit, die Tochter auch nicht.<br />

Aber jemanden anstellen für die paar<br />

Pferde? Das lohnt ja eigentlich nicht. „Da<br />

dachten wir uns, wenn wir es machen,<br />

dann richtig.“ Also wurden es mehr<br />

Pferde als die geplanten „zwei, drei“ und<br />

statt einem <strong>St</strong>all am Haus wurde es das<br />

Elmgestüt Drei Eichen. Die reiterliche<br />

Karriere der Familie Müter selbst war<br />

eine recht kurze. „Meine Frau und ich<br />

haben einfach nicht die Zeit gefunden,<br />

uns dem ausreichend zu widmen“, so<br />

Müter. Und ihre Tochter habe leider eine<br />

Pferdehaarallergie entwickelt, aufgrund<br />

derer sie das Reiten ganz aufgeben musste.<br />

Trotzdem, „wir sind heute sehr froh,<br />

dass wir das damals alles so gemacht<br />

haben“, sagt Gerhard Müter. „Wir gehen<br />

am Wochenende gerne aufs Turnier.<br />

Highlights wie Aachen machen wir alle<br />

zusammen. Außerdem haben wir über<br />

die Reiterei so viele tolle Menschen<br />

kennengelernt, die wir heute unsere<br />

Freunde nennen können.“<br />

Herzenspferd Lavino<br />

Dazu dürfte im weiteren Sinne auch<br />

Finja Bormann zählen. Mit ihr fängt die<br />

Erfolgsgeschichte des Elmgestüts Drei<br />

Eichen so richtig an. Vor vier Jahren<br />

verlassen die beiden damaligen Bereiter<br />

die Anlage. Finja Bormann kennt die Familie<br />

Müter über den U25-Springpokal.<br />

Ihr Vater hört von dem Personalwechsel<br />

und gibt seiner Tochter den Tipp, sich<br />

doch mal mit ihnen in Verbindung zu<br />

setzen. Finjas beruflicher Weg ist damals<br />

noch nicht klar vorgezeichnet. Wie auch<br />

ihr Bruder Friso reitet sie zwar hoch<br />

erfolgreich die Pferde der elterlichen<br />

Zucht, aber sie studiert nebenbei auch<br />

auf Lehramt (und tut es immer noch:<br />

„Es fehlt nur noch eine Haus- und meine<br />

Bachelorarbeit!“). Doch inzwischen ist<br />

klar, dass ihre berufliche Zukunft im<br />

Sattel liegen wird. Grundlage dieser<br />

Entscheidung ist ein Telefongespräch<br />

zwischen Finja und den Müters im<br />

November 2017. Man vereinbart einen<br />

Vorstellungstermin in Königslutter. Wenige<br />

Wochen später ist Finja Bereiterin<br />

des Elm gestüts Drei Eichen. „Wir haben<br />

gemerkt, das passt“, sagt Müter. „Und es<br />

hat sich gut entwickelt.“<br />

Das kann man wohl sagen! Die Müters<br />

investieren in Pferde für Finja. Vor allem<br />

sorgen sie dafür, dass sie ihr Herzenspferd<br />

behalten kann, den ZfdP-Wallach<br />

A crazy son of Lavina. Schon seine Mutter,<br />

die Lavall-Tochter Lavina Love, ritt<br />

Finja siegreich in S-Springen. A crazy<br />

son of Lavina, <strong>St</strong>allname Lavino oder<br />

auch „Löwe”, kennt Finja dementsprechend<br />

seitdem er auf der Welt ist. Von<br />

der Springpferdeprüfung Klasse A über<br />

Junge Reiter-Europameisterschaften<br />

bis hin zu den ersten Fünf-<strong>St</strong>erne-Turnieren<br />

und ihrem Nationenpreis-Debüt<br />

haben die beiden alles gemeinsam erlebt.<br />

Das schweißt zusammen, das merkt<br />

man. „Reit-Bilder mit Lavino? Lieber<br />

nicht! Beim Dressurreiten sieht er nie gut<br />

aus …“ Am Zügel gehen? Braucht er nicht.<br />

Da haben die beiden ein Gentlewoman-/<br />

Gentlehorse Agreement. Lavino ist in<br />

seinem Element, sobald man ihm Hindernisse<br />

in den Weg stellt. Und obwohl<br />

Finja grundsätzlich eine Verfechterin<br />

solider dressurmäßiger Ausbildung ist,<br />

hat sie in der nun 15-jährigen Partnerschaft<br />

mit ihrem <strong>St</strong>ar gelernt: Man kann<br />

nicht alles haben und schon gar nichts<br />

erzwingen. Vielleicht ist gerade das das<br />

Geheimnis ihres Erfolges. Man denke<br />

nur an Nörten-Hardenberg 2019, als die<br />

beiden die Goldene Peitsche gewinnen –<br />

ein Lebenstraum für die ganze Familie<br />

Bormann, die seit Generationen <strong>St</strong>ammgäste<br />

auf dem Hardenberger Turnier<br />

sind. Oder 2020, als Finja und Lavino<br />

bei den „Corona-Meisterschaften“ den<br />

Deutschen Meister-Titel der Damen<br />

holen und Finja zudem noch das Finale<br />

in Deutschlands U25-Springpokal mit<br />

Clippo gewinnt. Wenige Tage vor unserem<br />

Besuch waren die nun 25-jährige<br />

Finja und Lavino siegreich beim CSI3*<br />

in San Giovanni gewesen. Aber es gibt<br />

natürlich auch andere Tage. Solche, an<br />

denen es nicht so läuft. Wo andere Reiter<br />

dann fürchten müssen, dass die Besitzer<br />

ihre Pferde anderweitig unterbringen,<br />

können Finja und nun auch Harm sich<br />

darauf verlassen, dass die Familie Müter<br />

hinter ihnen steht. „Die Müters unterstützen<br />

mich unheimlich. Sie wissen,<br />

dass ich selber unglaublich ehrgeizig bin<br />

und mir selbst genug Druck mache, wenn<br />

es mal nicht so läuft.“ Mit anderen Worten:<br />

Von Seiten der Müters wird da nicht<br />

noch einer draufgesetzt. Eher im Gegenteil.<br />

Finja: „Einen Job wie wir ihn haben,<br />

gibt es in Deutschland nicht oft. Es zeigt<br />

auch, was für einen tollen Charakter<br />

Herr und Frau Müter haben.“<br />

<strong>12</strong>/<strong>2021</strong><br />

<strong>St</strong>.GEORG<br />

37<br />

AZ1658

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